Hauptversammlung
Caatoosee-Aktionärstreffen ohne Aufsichtsrat Foto: dpa Stuttgart - Nach dem Aktionärstreffen beim Leonberger IT-Dienstleister Caatoosee ist die Zukunft der Firma weiter ungewiss. Zwar wurde ein vom Großaktionär vorgeschlagener neuer Aufsichtsrat gewählt – über die künftige Geschäftspolitik aber hüllt sich der Stuttgarter Anlagenbauer M+W-Zander in Schweigen.
Unterhaltsam war das Treffen gleichwohl: Der dreiköpfige Aufsichtsrat fehlte komplett - angeblich wegen Krankheit. Eine Woche zuvor war der Vorsitzende des Kontrollgremiums aus persönlichen Gründen zurückgetreten. Damit erfüllt sich ein langgehegter Wunsch M+W-Zanders: Auf der Hauptversammlung 2008 mühte sich der Großaktionär vergebens, den Aufsichtsrat abzusetzen, gegen eine entsprechende Ablehnung durch Caatoosee streitet M+W-Zander mittlerweile in zweiter Instanz vor Gericht. "Dass ein Großaktionär die Firma verklagt, an der er beteiligt ist, ist ungewöhnlich", sagt der Aktionärsvertreter und Anwalt Herbert Wild, das Fernbleiben des bisherigen Aufsichtsrats "eine Frechheit".
Nicht nur das Kontrollgremium war M+W-Zander offenbar ein Dorn im Auge, auch an üppigen Vorstandsabfindungen stört sich der Mehrheitseigner. Dem Firmengründer und langjährigen Chef Guido Alt hat Caatoosee den Abschied im Sommer 2008 mit 870000 Euro Abfindung versüßt, dies lässt der Stuttgarter Anlagenbauer nun von einem Sonderprüfer beleuchten. Knausrigkeit gegenüber dem Management kann man dem Leonberger IT-Dienstleister ohnehin nicht vorwerfen.
Auch Noch-Caatoosee-Chef Stefan Ahrens wurde 2008 auf Betreiben des M+W-Zander-Besitzers Victory verabschiedet - mit 500.000 Euro Abfindung. Im Januar holte ihn der Aufsichtsrat dann als Berater an die Firmenspitze zurück. Bis zu seinem voraussichtlichen endgültigen Ausscheiden Ende September verdient Ahrens nach Aussagen auf der Hauptversammlung monatlich 10.000 Euro.
Mehr noch als die Großzügigkeit gegenüber dem Management bereitet Aktionärsvertretern die Zukunft der Firma Sorgen. Trotz hoher Kosten wurde die Suche nach einem Partner für Caatoosee mittlerweile eingestellt, kritisiert Siegfried Pfündl von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Ein Vertrag über die Zusammenarbeit zwischen Caatoosee und M+W-Zander läuft Ende dieses Jahres aus. Dadurch bricht dem Unternehmen, das nahezu ausschließlich aus der M+W-Zander-Tochter Teraport besteht, ein Drittel seines Umsatzes von rund 18 Millionen Euro weg. Dafür lasse sich in den jetzigen unsicheren Wirtschaftszeiten "sehr schwer Ersatz finden", sagt Wild. Ob der Großaktionär Caatoosee künftig mehr oder weniger Bedeutung beimesse als bisher, darüber könnten die Aktionäre nur spekulieren. Nicht nur die: Anfragen dieser Zeitung zur Zukunft Caatoosees beantwortet ein M+W-Zander-Sprecher stets mit dem gleichen Satz: "Dazu möchten wir uns nicht äußern."
M+W-Zander hatte Caatoosee 2005 gerettet, indem das Unternehmen seine auf Wartung und Betrieb von IT-Systemen spezialisierte Tochter Teraport in den Leonberger Firmenmantel eingebracht hat. Von Januar bis Juni 2009 setzten die knapp 110 Caatoosee-Mitarbeiter 9,3 Millionen Euro um. M+W-Zander gehört seit Ende 2007 der österreichischen Beteiligungsfirma Victory.
Vielleicht sind der neu gewählte Aufsichtsrat und irgendwann auch ein neuer Caatoosee-Chef bald auskunftsfreudiger. Den Austausch des Managements bewertet Pfündl immerhin positiv: "Ich bin froh, wenn ich nächstes Jahr die alten Gesichter nicht mehr sehe." Das erste Mal gefordert hat der Aktionärsvertreter den Rücktritt von Aufsichtsrat und Vorstand 2005. Petra Otte
01.09.2009 - aktualisiert: 01.09.2009 18:29 Uhr |