Personalkarussell bei IT-Dienstleister
Die Führungsriege kehrt Caatoosee den Rücken Stuttgart - Zwei Jahre war es ruhig um den Leonberger IT-Dienstleister Caatoosee, nun macht das Unternehmen mit einem Personalkarussell von sich reden. Wenige Wochen nach dem Vorstandschef verabschiedet sich der Aufsichtsratsvorsitzende.
Weil er mit der strategischen Ausrichtung nicht einverstanden war, kündigte Firmenchef Stefan Ahrens Ende Juli seinen Rückzug von der Spitze an, nun wirft der Aufsichtsratsvorsitzende Reimund Blessing das Handtuch - sofort. Die Amtszeit der verbleibenden drei Aufsichtsräte endet kommende Woche mit der Caatoosee-Hauptversammlung, bereits vor Wochen haben die Caatoosee-Großaktionäre M + W-Zander und die Schweizer Dyva Holding zwei Anwälte und einen Wirtschaftsprüfer als neue Mitglieder für das Kontrollgremium vorgeschlagen.
Caatoosee ist Verlust gewohnt - allerdings verlor das Unternehmen bisher nicht Führungskräfte, sondern Umsätze, Gewinne und Mitarbeiter. Zur Erinnerung: Das Caatoosee-Ursprungsprodukt - eine Software zur Informationssteuerung in Firmen - verkaufte sich nur schleppend, Zukäufe erwiesen sich als übereilt, der Absturz der Aktie von 60 auf unter einen Euro ging einher mit Verlusten von fast 100 Millionen Euro. Die Rettung brachte 2005 das Stuttgarter Unternehmen M+W-Zander, das seine auf Wartung und Betrieb von IT-Systemen (IT-Outsourcing) spezialisierte Tochter Teraport in die Leonberger Firma eingebracht und Caatoosee somit einen neuen Geschäftszweck verliehen hat. Zudem stellte der Börsenspekulant Florian Homm fünf Millionen Euro als Soforthilfe zur Verfügung und wurde mit rund 20 Prozent Großaktionär - diese Anteile hält heute offenbar die Schweizer Dyva Holding AG.
Damit war Caatoosee eigentlich saniert und arbeitet laut Ahrens heute wieder profitabel. Mit Wachstum tut sich das Unternehmen aber nach wie vor schwer. Der Umsatz stagniert seit zwei Jahren zwischen 18 und 19 Millionen Euro, ein gewünschter Kaufkandidat wurde bis heute nicht gefunden. Zudem bekommt Caatoosee immer weniger Aufträge von der Firmenmutter M + W-Zander, statt einst 90 Prozent machen diese noch 30 Prozent des Caatoosee-Umsatzes aus. 2010 beendet M+W-Zander die Zusammenarbeit mit dem IT-Dienstleister ganz, zudem wurde auf Wunsch des Großaktionärs die Suche nach einem Firmenpartner mittlerweile eingestellt.
Letzteres schließlich hat Ahrens zum Abschied bewogen, aus seiner Sicht ist Caatoosee allein zu klein für ein börsennotiertes Unternehmen. "Wir werden uns schwertun, einen Investor zu finden", sagt der Noch-Chef, zudem fressen die Kosten für Bilanzen und Hauptversammlungen einen guten Teil des Gewinns wieder auf. Ahrens: "Die Frage ist, wie wir weiter wachsen wollen."
Selbst muss den Manager das nicht mehr kümmern, sobald ein Nachfolger gefunden ist, will er Caatoosee den Rücken kehren und die Geschäftsführung in einem anderen Unternehmen einer anderen Branche verstärken. Aufsichtsratschef Blessing begründet seinen Abschied mit persönlichen Gründen - womöglich wollte er sich schlicht die Aktionärskritik auf der nächsten Hauptversammlung am 31. August ersparen.
Mit dem Firmengründer Guido Alt hat Caatoosee im Sommer 2008 übrigens schon einmal einen Manager verloren. Allerdings ging Alt zwei Jahre später als angekündigt. Petra Otte
26.08.2009 - aktualisiert: 25.08.2009 18:51 Uhr |