Ob SM wirklich ein Langzeitinvest sein wird, wird sich spätestens Ende des Jahres zeigen. Wenn SM mit einem oder vielleicht sogar zwei großen Solarthermiekraftwerken in den USA zu bauen beginnt. Klappt das nicht, dann dürfte das Geschäftsmodell von SM sicherlich nicht mehr überlebensfähig sein. Die Voraussetzungen für ein Gelingen sind bis auf die Kreditklemme jedenfalls ziemlich gut. Die US-Regierung subventioniert mit Steuernachlässen von 30% der Investitionssumme auf Erneuerbaren Energien, die US-Energieversorger müssen bis 2020 20% des verkauften Stroms aus Erneuerbare Energien beziehen und die Zinsen sind extrem niedrig. Gelingt es also SM eines oder zwei Kraftwerke in den USA zu bauen, Joint Venture-Partner Ferrostaal hat natürlich wie Schott ein sehr hohes Eigeninteresse, dass es zu einem Baubeginn kommt, dann sind Kurse von 20 € ein Witz, aber sollte es SM nicht gelingen, dann dürften Kurse um die 20 € auch etwas zu hoch sein. Das zeigt dann schon welch schwierige Aktie SM ist.
Kurzfristig dominiert natürlich die komplette Unsicherheit über den Claassen-Rücktritt den Kurs. Aber ich kann nun wirklich immer und immer wieder nur den Kopf schütteln, wenn manche Poster aber auch die WiWo versuchen SM in Richtung eines Pleitekandidaten manövrieren zu wollen. Wir haben es aber bei SM ganz sicher nicht mit einem Pleitegeier zu tun (Eigenkapitalquote von 36%), sondern mit einem Technologieunternehmen, das anerkanntermaßen bewiesen hat Solarthermiekraftwerke zu projektieren, zu bauen, in Betrieb zu nehmen und auch wirtschaftlich verkaufen zu können. Das kann derzeit kein einziges Unternehmen, das sich mit großen Solarthermiekraftwerken beschäftigt von sich behaupten.
Aber eines machen die WiWo-Artikel schon offensichtlich, dass es bei SM sehr wohl einige Ungereimtheiten gibt. Das muss man schon auch ganz klar sehen und erkennen. Es ist eben nicht alles super Klasse bei SM, sondern bis jetzt "nur" die Technologie und die Unternehmensentwicklung. Doch dies kann und darf sich das Management nicht alleine an die Brust heften, sondern wie immer im Unternehmen haben am Erfolg die Mitarbeiter einen ganz ganz großen Anteil davon. Sollte das Management endlich einmal die Leistung seiner Mitarbeiter bringen, dann wird es wirklich zu einer stabilen Aktienentwicklung kommen, aber das muss das SM-Management wie auch der Aufsichtsrat erst mal beweisen. Beim Claassen-Rücktritt und mit der darauf folgenden Kommunikation hat sich das SM-Management wie der Aufsichtsrat ganz sicher nicht mit Ruhm bekleckert. Stümperhafter ging es ja gar nicht mehr.
Der Claassen-Rücktritt würde miserabel an die Öffentlichkeit transportiert. Das hieß es zuerst, dass man nicht weiß warum er gegangen ist, aber der Utz würde SM freundschaftlich verbunden bleiben. Wenn jemand nicht weiß, warum jemand aufhört, wie kann ich dann so etwas behaupten. Dann kommt zwei Tage später raus, dass der Claassen am Tag seines abrupten Abschiedes, länger mit dem Aufsichtsratchef telefoniert hat. Jetzt kann mir doch wirklich keiner sagen, dass bei einem solchen Telefonat der Grund des Rücktrittes nicht erörtert wird. SM brachte seit Dienstag eigentlich nur irgendwelche Phrasen an die Öffentlichkeit, die sich eigentlich im Nachhinein als unrichtig bzw. als unvollständig herausgestellt haben. So wurde z.B. auch erst am Donnerstag bekannt, dass der Aufsichtsrat im Nachhinein dem Claassen ein Rücktrittsrecht einräumte. Ich weiß natürlich nicht, warum der Aufsichtsrat einem solchen nachträglichen Rücktrittrecht dem Claassen eingeräumt hat, aber so etwas ist dann doch ein Anzeichen dafür, dass schon seit längerer Zeit erhebliche Machtkämpfe stattgefunden haben. Man darf dabei nie vergessen, dass der Aufsichtsrat den Vorstand bestimmt und der alte Vorstand durch diese Aufsichtsratentscheidung, die ja sehr überraschend war, quasi degradiert wurde. Man kann diese Rücktrittsvereinbarung ja von beiden Seiten sehen. Entweder hat man dem Claassen es schmackhaft machen wollen, das Unternehmen zu verlassen oder man wollte Ihm die Möglichkeit geben, eine bereits geäußerte Entscheidung (das Handtuch zu schmeissen) nochmal zu überdenken.
Insgesamt gibt es bei SM schon einige Widersprüche, die nicht unbedingt strafbar sind, die manches ob es nun wahr ist oder nicht, doch anderes für dem Moment aussehen lassen. Wie schon bei den sehr diffusen Anschuldigungen von der WiWo, ist SM absolut nicht fähig das Brisante wie auch die Gefahr für das Unternehmen zu erkennen. Man sieht es ja wohl eindeutig am katastrophalen Kursverlauf seit dem Claassen-Rücktritt.
Ein Unternehmen ist nun nicht nur erfolgreich, wenn es Projekte aufweisen kann, sondern es muss auch vertrauenswürdig sein. Scheint es dies nicht zu sein, dann reichen die besten Projekte nicht. So stümperhaft, wie das obere SM-Management in den letzten Wochen zu Werke gegangen ist, damit meine ich auch die missratene Bilanzpressekonferenz Mitte Februar (meinen Missmut habe ich hier im Thread auch schon damals deutlich kund getan), ist schon mehr als bewundernswert. Bewundernswert deswegen, wie man ein Unternehmen mit guten Marktchancen und einer wirklich tollen Unternehmensentwicklung fast auf das Abstellgleis gleichzeitig bringen, indem man nur die Erfolge feiert. Nur Erfolge feiern reicht aber nicht aus, um in der 1.Liga mitspielen zu wollen, da auf dem zukünftigen Solarthermiemarkt einige darauf warten, dass der eine oder andere stolpert nd dann hinfällt. Momentan stolpert SM und wenn sie nicht aufpassen, dann fallen sie auf die Nase. |