Privatisierung hin oder her - von aussen kann man garnicht einschätzen, ob ein staatlich geführter Betrieb gut arbeitet oder nicht und ob die Einnahmen von evtl. Immobiliengesellschaften nicht auf dauer besser sind als deren Verkauf. Ein Wort zur Treuhand in Deutschland: Und die deutsche Treuhand als Musterbeispiel guter Privatisierung zu preisen, halte ich mal für eine völlig überzogene, wenn nicht dumme oder arrogante Aussage einiger Politiker. Die Treuhand war ein Schlag in´s Gesicht der Menschen im Osten und ist zum Großteil schuld daran, dass es auch heute noch einen so großen Ost-West Konflikt in Deutschland gibt. Betriebe wurden für eine symbolische Mark zerschlagen, volle Auftragsbücher und zum Teil Maschinen wurden abtransportiert aus der "maroden Republik". (Maschinen und Ausstattung der Betriebe im Osten Deutschlands waren nicht älter als 40 Jahre, da die Russen nach dem Krieg alles demontiert haben, was sie für gut empfanden - im Gegensatz zum "Marshallplan für Wiederaufbau", der dem Westen Milliarden brachte.) Weltmarktführer aus der Spielzeugbranche, das einst größte Motorradwerk der Welt und 10.000 andere Großbetriebe wurden verschleudert. Die Folge davon ist, dass die Autobahnen Richtung Westdeutschland jeden Sonntag voll sind mit Wanderarbeitern. Existenzen wurden vernichtet und Millionen Menschen wurden arbeitslos. (Ein schönes Projekt wäre es einmal zu berechnen, was diese allwöchentliche Völkerwanderung für eine Auswirkung auf unsere Kaufkraft, Umweltbelastung etc. hat und ob es nicht sinnvoller wäre den ein oder anderen Großbetrieb wieder im Osten anzusiedeln, anstatt Zeit, Geld und evtl. das Leben der Menschen auf der Autobahn zu verschwenden.) Für mich ist die Treuhand nichts als eine Ohnmachtsgesellschaft, die von Betrug und Bestechung der deutschen Industrie geleitet privatisiert hat, ohne den Wert der Unternehmen wirklich zu erkennen. Die DDR war in den 80er Jahren unter den 10 größten Volkswirtschaften der Welt - nach der Vereinigung nurnoch ein Schatten seiner selbst. Und nach Aussage von westdeutschen Unternehmern ein absoluter Glücksfall für die West-Industrie, die nicht nur einen rießigen neuen Absatzmarkt fand. (Dies kam bei einem Urlaubsgespräch mit einem Pensionär eines großen Bayerischen Betriebes zutage - ein sehr ehrlicher Mensch) Mitarbeiterorganisationen, die staatliche Betriebe weiter führen wollten bekamen keine Chane - nur in Ausnahmefällen gelang es den Belegschaften einen Betrieb gegen das Betreiben der Treuhand eigenständig weiter zu führen. In fast allen Fällen wurden daraus erfolgreiche Unternehmen. Die Folge des ganzen ist, dass 40 Jahre Wiederaufbau zu über 50% vernichtet oder privatisiert wurden. Volksvermögen wurde wie auch heute noch permanent zu sehen ist privatisiert. Zum Konflikt: Wenn man dann als Ossi in der Zeitung lesen muss, dass im Osten 40 Jahre nicht gearbeitet wurde und alle faul sind, muss man froh sein, dass kein Bürgerkrieg entbrannt ist. ***In dieser Schrift geht es mir weniger um den Ost-West Konflikt, als viel mehr um die alltägliche Vernichtung von Volksvermögen. Der Westen müsste heute keinen Solibeitrag leisten, wenn man bei der Privatisierung der VEBs die Mitarbeiter einbezogen hätte. Schuld an allem sind auch nicht die West-Bürger, sondern die Politik, die schon immer von Bestechung lebt und bis zur Kohl-Ära auch offen und ganz schamlos. Heute nennt man es Partei-Spende und das nur, damit alle Politiker etwas vom Kuchen bekommen und nicht nur einer. Resultat: Traue keinem Zeitungsartikel, den du nicht selbst geschrieben hast und wenn es um Privatisierung geht, verliert das Volk in jedem Fall. *Es gibt Weltweit Beispiele - z.B. die Bahngesellschaften in Neuseeland oder England und viele viele mehr.... LG |