Bei den staatlichen Glückspielen gehen die Umsätze offenbar drastisch zurück. Einem Zeitungsbericht zufolge sollen vor allem Sportwetten, Klassenlotterien und Casinos viele Kunden verloren haben. Schuld seien die verschärften Auflagen der Länder - und das Rauchverbot.
München - Staatliche Glücksspiele in der Krise: Informationen der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) zufolge leiden Sportwetten, Klassenlotterien und Casinos unter einem teilweise drastischen Umsatzrückgang. Im ersten Halbjahr 2008 seien die Erlöse um 15 bis 30 Prozent gesunken, hieß es.
Erklärt wird dies vor allem mit den verschärften Auflagen der Länder, die das Glücksspiel in Deutschland regeln und vielfach auch selbst veranstalten. Einigermaßen stabil seien nur noch die Erlöse beim klassischen Lotto, den beiden Zusatzlotterien Super 6 und Spiel 77 sowie der Glücksspirale.
Den Spielbanken mache unter anderem das Rauchverbot zu schaffen, schreibt die Zeitung. Matthias Hein, Chef der Arbeitsgemeinschaft der Spielbanken, sagte, jedes dritte der insgesamt 63 Casinos sei "massiv unter Druck". Der Finanzminister der Bundesländer müssten nun die Abgaben senken. Sonst bleibe nichts anderes übrig, als Personal zu entlassen oder gar Standorte zu schließen. Die Casinos beklagen einen Rückgang der Spielerlöse um 19 Prozent. Die Spielbanken werden teils vom Staat, teils von privaten Investoren betrieben.
NKL: "Unsere Existenz ist gefährdet"
Die Norddeutsche und die Süddeutsche Klassenlotterie kämpfen dem Bericht zufolge ebenfalls ums Überleben. Bei der NKL seien die Einnahmen um 30 Prozent gesunken, bei der SKL bislang um 15 Prozent. Aber auch die SKL befürchte, auf Dauer bis zu 30 Prozent des Umsatzes zu verlieren.
Die Klassenlotterien dürfen keine Lose mehr per Telefon verkaufen, nachdem sich Bürger über unerwünschte Werbeanrufe beklagt hatten. Darüber hinaus ist die TV-Werbung verboten worden. "Wir erreichen unsere Kunden nicht mehr", sagte NKL-Vorstand Jan Christiansen der "SZ". "Unsere Existenz ist gefährdet."
Private Tippgesellschaften boomen
Bei Oddset und Toto, den beiden Sportwetten des Deutschen Lotto- und Totoblocks, beträgt der Rückgang dem Bericht zufolge 21 beziehungsweise 30 Prozent. Die Werbung für Oddset wurde eingeschränkt. Außerdem müssen sich Sportfans bei Oddset registrieren lassen und dürfen nur noch mit Kundenkarten auf den Ausgang von Spielen tippen. Viele Kunden wandern deshalb zu privaten Anbietern ab. "Kommt es zu keiner Korrektur, dann wird Oddset auf Dauer wohl keine Chance mehr haben", sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger der "SZ".
Oddset habe Anfang des Jahrzehnts mehr als 500 Millionen Euro umgesetzt, hieß es. Für 2008 werde ein Rückgang der Einnahmen bei Oddset und Toto auf gut 250 Millionen Euro erwartet. Zwanziger schätzt den Umsatz mit Sportwetten in der Bundesrepublik auf insgesamt 2,5 Milliarden Euro. Das meiste Geld lande bei den privaten Tippgesellschaften wie Bwin, oft per Internet.
amz/AP/ddp
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,565510,00.html