dpa-AFX: HINTERGRUND/Lug und Trug an der Wall Street: Die Klagen häufen sich NEW YORK (dpa-AFX) - Schon wieder die Banken. Dieses Mal ist der US-Branchenprimus JPMorgan Chase schweren Anschuldigungen ausgesetzt. Es geht um nichts weniger als den größten Finanzbetrug aller Zeiten. JPMorgan war die Hausbank von Bernard Madoff. 'Unglaublich, die Führungsetage war unverblümt davor gewarnt worden, dass Madoff wohl ein Schneeballsystem betreibt', sagt Opferanwältin Deborah Renner, 'aber es scheint, als habe sich die Bank nur darum gesorgt, ihr eigenes Geld in Sicherheit zu bringen.'
Die Vertreter der Geschädigten verlangen nun insgesamt 6,4 Milliarden Dollar als Wiedergutmachung von der Bank. Und sie finden sich mit ihrer Forderung in Gesellschaft vieler. Eine Klagewelle bricht derzeit über die Wall Street herein. Es scheint, als hätten Staatsanwälte im ganzen Land die Finanzbranche aufs Korn genommen und würden sich verprellte Kunden immer vehementer gegen die Banken zur Wehr setzen. Die Zeitungen sind voll von Negativschlagzeilen.
Ein Thema, das schon seit Monaten die Vereinigten Staaten bewegt und immer wieder hochkocht, sind die fließbandartigen Pfändungen von Wohnhäusern säumiger Schuldner. In vielen Fällen sollen die Papiere, die die Kreditinstitute bei Gericht einreichten, fehlerhaft gewesen sein. 'Im besten Falle haben die Banken fahrlässig gehandelt', sagte der damalige Generalstaatsanwalt von Connecticut, Richard Blumenthal, als die Affäre im vergangenen Jahr ins Rollen kam, 'im schlechtesten Fall handelt es sich um Betrug'.
In einer anderen Sache gehen Ermittler gerade dem Verdacht nach, dass die beiden Finanzhäuser State Street und Bank of New York Mellon öffentliche Pensionsfonds um zig Millionen Dollar betrogen haben - Geld, dass letztlich den Rentnern in Kalifornien, Virginia, Florida oder Tennessee allmonatlich fehlen würde. Der Vorwurf lautet, dass die zwei Finanzfirmen den Pensionsfonds beim Tausch von Währungen stets den ungünstigsten Wechselkurs in Rechnung gestellt haben. Die Differenz zum besseren Kurs sollen sie als Profit eingestrichen haben.
State Street und die Bank of New York Mellon weisen die Vorwürfe zurück, genauso wie JPMorgan Chase im Falle des Milliardenbetrügers Madoff. Tippgeber und interne Aufzeichnungen bringen die Finanzkonzerne aber immer wieder in Erklärungsnot. JPMorgan soll schon jahrelang Verdacht gehegt, aber erst im Herbst 2008 die Behörden informiert haben. So zog ein Bank-Mitarbeiter frühzeitig das Urteil der Madoff-Buchprüfer in Zweifel - er hatte noch nie von ihnen gehört: 'Lasst uns das nächste Mal, wenn wir in New York sind, bei Friehling und Horowitz vorbeischauen - um zu sehen, ob die Adresse nicht letztlich zu einer Autowaschanlage gehört.'
Die Kunden von JPMorgan erfuhren jedoch nichts von den Ahnungen des Bankers. Über derlei 'Informationslücken' sind schon andere Häuser gestolpert: Die US-Investmentbank Goldman Sachs musste im vergangenen Jahr die Rekordstrafe von 550 Millionen Dollar zahlen, weil sie ihren Anlegern nicht alle Details einer heiklen Hypothekenwette verraten hatte. Die Investoren verloren viel Geld, die Wall Street einen weiteren Teil ihrer Glaubwürdigkeit./das/DP/fn
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