Hamburg (aktiencheck.de AG) - Der Analyst von SES Research, Jochen Reichert, empfiehlt die freenet-Aktie (ISIN DE000A0EAMM0/ WKN A0EAMM) nach wie vor zu halten. Die gestern berichteten Q2-Zahlen hätten topline leicht über den Erwartungen von SES gelegen. Auf EBIT-Ebene habe freenet entsprechend der SES-Prognose berichtet. Im abgelaufenen Quartal habe freenet einen Umsatz von EUR 467 Mio. (+3% qoq) erzielt und damit knapp EUR 10 Mio. über den SES-Erwartungen von EUR 454 Mio. gelegen. Hauptgrund für die Abweichung sei das Mobilfunkgeschäft, das eine starke Performance in Q2/07 geliefert habe. Der Umsatz des Segments habe im Vergleich zu Q1/07 um 9% auf EUR 303 Mio. gesteigert werden können (SES e: EUR 278 Mio.). Wesentlicher Faktor sei hier die Steigerung der ARPU (Average Revenue per User) sowohl bei Vertrags- (Q2/07: EUR 25,60 vs. Q1/07: EUR 25,10) als auch bei Prepaid-Kunden (Q2/07: EUR 5,30 vs. Q1/07: EUR 4,30) gewesen. Zum einen würden sich in den ARPU-Steigerungen saisonale Effekte widerspiegeln. Zum anderen seien gemäß freenet Preise im Prepaid-Bereich geändert worden, so dass die Nutzung deutlich gestiegen sei und dadurch der Prepaid-ARPU um 23% gegenüber Q1/07 habe gesteigert werden können. Gleichzeitig habe der Umsatz im Segment Festnetz/Internet bei EUR 164 Mio. (minus 6% qoq) und damit EUR 12 Mio. unter der SES-Schätzung gelegen. freenet begründe dies hauptsächlich damit, dass einige Kunden im B2B-Segment (Telefonmehrwertdienste) ihre Verträge gekündigt hätten (Umsatzeffekt: EUR 8 Mio.). Das EBIT des Konzerns sei gegenüber dem Vorquartal um 10% auf EUR 45,9 Mio. zurückgegangen und habe damit inline mit der SES-Prognose von EUR 46,2 Mio. gelegen. Wesentliche Gründe hierfür seien zum einen Abschreibungen auf bereits aktivierte Kundenakquisitionskosten in Höhe von EUR 12,6 Mio. sowie Abschreibungen auf Immaterielles Vermögen infolge der Tiscali-Akquisition in Höhe von EUR 2,4 Mio. Darüber hinaus sei das EBIT maßgeblich durch die anteilige Aktivierung der Kundenakquisitionskosten beeinflusst (Q2/07: EUR 35,3 Mio.). Im abgelaufenen Quartal habe freenet die Zahl der DSL-Kunden moderat um 50 Tsd. (SES e: 55 Tsd.) auf 1,22 Mio. gesteigert. Falls die DSL-Neukundenakquise im zweiten Halbjahr nicht beschleunigt werden könne, bestehe die Gefahr, dass freenet zwischen Netzbetreibern auf der einen Seite und der Deutschen Telekom auf der anderen Seite aufgetrieben werde. Der Fokus des Managements im zweiten Halbjahr sei auf die folgenden Punkte gerichtet: MVNO-Strategie - freenet gehe davon aus, im zweiten Halbjahr einen MVNO-Vertrag mit einem Netzbetreiber ausgehandelt zu haben. Jedoch stehe für freenet zunächst im Vordergrund, den freenet brand durch TV-Kampagnen weiter zu stärken, die Kundenzahl des Produkts freenet mobile weiter auszubauen sowie die entsprechenden Vertriebskanäle zu implementieren. Zweitens sei dies die DSL-Strategie: Zum einen stehe im Fokus der Vermarktung das freenet-Komplettprodukt. Zum anderen verhandle freenet derzeit mit der Deutschen Telekom über eine Neugestaltung des Wholesale-Kontrakts (in diesem seien Konditionen für DSL-Vorleistungen geregelt) und gehe davon aus, Preissenkungen durchzusetzen. Im DSL-Markt tobe weiter ein Preiskampf. Gleichzeitig würden Kundenakquisitionskosten auf hohem Niveau verharren. Für freenet bestehe die Gefahr, zwischen der Deutschen Telekom und Netzbetreibern aufgetrieben zu werden. Zudem werde das Schmalbandgeschäft weiter abnehmen. Die strategische Neupositionierung des Mobilfunkgeschäfts erscheine die richtige Reaktion auf die veränderten Marktbedingungen im Mobilfunk. Jedoch sei der Aufbau eines MVNO-Modells mit hohen Risiken verbunden. Die Analysten von SES Research belassen das Rating für die freenet-Aktie auf "halten" und das Kursziel bei EUR 17,50. (Analyse vom 09.08.2007) (09.08.2007/ac/a/t) |