Das ist doch einfach ein wenig falsch wenn man Nordex so betrachtet. Nordex hat bekanntermaßen rd. 60 Mio. € im Jahr an PPA-Sonderabschreibungen bis wohl 2021 aufgrund der Acciona-Übernahme. Hier reden wir also von einem riesigen negativen Einfluß auf das EPS mit rd. 0,60 € !! Es gibt genug Unternehmen wie z.B. Adva oder S&T die bereinigte Ergebnisse ohne solche PPA-Abschreibungen angeben. Macht Nordex z.B. überhaupt nicht. Bei Gamesa gibt man ein solches bereinigtes Ergebnis bis aufs EBIT auch an, denn die haben auch große PPA-Abschreibungen wegen Siemens. Blick in die USA. Da zählt meist nur das None GAP-Ergebnis und das ist bereinigt auf Sondereffkte wie z.B. Währungshedegingbewertungen, Kosten fürs Hochfahren einer neuen Produktion, Mitarbeiteraktienprogramme, Strukturierungskosten, Sonderabschreibungen aufs Produktionsequiment oder auf Lagerteile oder auch solche mehrjährige PPA-Abschreibungen. Das ist mit ein Grund warum sehr viele US-Aktien innerhalb der Peer Group höher bewertet werden als europäische, denn das None GAAP-Ergebnis ist meist höher wie das GAAP-Ergebnis. Das mit dem None GAP-Ergebnis bzw. dem bereinigten Ergebnis macht auch Sinn, denn nur so, also ohne Sondereffekte, kann man die Fortschritte bei der Unternehmensentwicklung sehen bzw. man kann die Zahlen mit der Konkurrenz vergleichen.
Auch wegen dieser hohen PPA-Abschreibung sieht z.B. Oddo BHF bei ihrer aktuellen Nordex-Analyse mit einem Kursziel von 15 € einen Bewertungsabschlag von 25% zu Gamesa und Vestas und der ist laut Oddo BHF nicht gerechtfertigt, da Nordex höheres Wachstumspotenzial als die Wettbewerber aufweisen wird:
https://www.godmode-trader.de/artikel/...-dass-sich-was-dreht,6993469
Langer Rede kurzer Sinn so einfach ist die fundamentale Bewertung dann wirklich nicht mit "was aber letztendlich zählt ist das EpS". Wenn man denn schon will, dann würde doch eigentlich nur die Cash Flow-Generierung zählen und sonst nichts, denn das EPS/EBITA/EBIT ist/kann/wird auch von bilanziellen Kniffen oft beeinflußt und das ist beim Cash Flow selbstredend nicht der Fall. Aber auch das wäre der falsche Ansatz, wenn man nur die Cash Flow-Generierung betrachten würde.
Übrigens hat Nordex im letzten Jahr einen recht ordentlichen positiven Free Cash Flow erzielt und das obwohl Nordex in 2018 einen Nettoverlust von um die 65 Mio. € ausweisen wird (= negatives EPS von um die 0,63 €). Auch so ein Beispiel warum das EPS bei weitem nicht alles aussagt und dass diese PPA-Abschreibung einen enormen negativen Einfluss auf das EPS hat und das zeigt auch, dass das EPS nicht immer der entscheidende Faktor ist bei der fundamentalen Bewertung. Ist schon alles ein wenig/viel komplexer das Ganze.
Zumal man ja ganz klar feststellen kann, dass schon im 2. Hj. 2018 die EBITA-Marge von Nordex durch den Mitarbeiteraufbau in China, Brasilien und Spanien in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die Rotorblattfertigung in Rostock ist ab Q1 2018 nur noch auf Schmalspur gelaufen, weil man auf das Rotorblatt der neuen N149 umgestellt hat, aber auch weil deutlich weniger Nordex-Turbinen in 2018 errichtet wurden als noch in 2017. Darum hat auch Nordex in der Rostocker Rotorblattproduktion in den ersten 3 Quartalen 2018 lediglich 156 Rotorblätter gefertigt, das war ein Rückgang von satten 47% gg. dem Vorjahreszeitraum. So was geht natürlich auch auf die Gewinnmargen. Man kann wohl davon ausgehen, dass spätestens ab Q2 2019 die Rostocker Rotorblattproduktion wieder voll ausgelastet sein wird. 2017 wurden in Rostock noch rd. 510 Mühlen produziert und in 2018 waren es nur noch rd. 320, aber wie wir ja alle wissen ist das Auftragsbuch auch mit Nordex-Mühlen für dieses Jahr recht voll und nach meinen Zahlen wird Nordex in diesem Jahr wieder so um die 500 Mühlen in Rostock produzieren wie in 2017. Das sollte für die EBITA-Marge hilfreich sein.
Mit Sicherheit hatten auch im 2. Hj. 2018 die Investitionen in die neue mexikanische Rotorblattproduktion schon negative Auswirkungen auf die EBITA-Marge.
Das Problem was ich bei Nordex halt sehe man kann eigentlich nicht einschätzen mit welcher EBITA-Margenguidance Nordex kommen wird, denn Nordex baut seit Mitte 2018 halt ihren Mitarbeiterstamm immens auf. Rd. 500 in Mexiko, rd. 400 in China, 300 in Brasilien, 300 in Rostock und gut 50 in Spanien. Das alles geht halt zunächst mal logischerweise auf die EBITA-Marge. Wir wissen nicht in weit die EBITA-Marge schon im letzten Jahr davon negativ beeinflusst wurde und wir wissen nicht welche negative Auswirkungen der Mitarbeiteraufbau in diesem Jahr auf die EBITA-Marge haben wird. Negative Auswirkungen wird es aber haben und das wohl mindestens bis Ende Q3.
Wenn ich mir die Analystendurchschnittsschätzung anschaue für 2019 (Umsatz: 2,94 Mrd. €/EBITA: 138 Mio. €), dann wird eine leichte Steigerung der EBITA-Marge gg. 2018 erwartet auf 4,6%. Wohlgemerkt das ist der Analystendurchschnitt und zwischen den einzelnen Analysten klafft ein riesiger Unterschied, denn die niedrigste EPS-Schätzung liegt bei Minus 0,74 € bei einem Umsatz von 2,58 Mrd. € und die höchste EPS-Schätzung liegt bei plus 0,33 € bei einem Umsatz von 3,34 Mrd. €. Eines dürfte aber klar sein, dass Nordex mit eine relativ konservativen Guidance kommen wird und das ist auch gut so, denn das neue Nordex-Management hat in den letzten 12, 15 Monaten wieder sehr viel Vertrauen zurück gewonnen und man sollte tunlichst vermeiden dieses Vertrauen wieder zu verlieren.
Nicht falsch verstehen ich habe auch ein gewisses brummeln im Bauch bei der Guidance, denn die ist halt kaum einzuschätzen, ich denke mal der Markt könnte mit einer Umsatzguidance zwischen 2,6 bis 2,9 Mrd. € und einer EBITA-Margenguidance wie in 2018 mit 4 bis 5% recht gut leben, und die Nordex-Aktie ist seit Anfang Januar halt super gut gelaufen. Erhöht natürlich das Risiko ohne Frage bzw. dürfte die Erwartungshaltung erhöhen. Ich habe aber auch ein wenig Bedenken zum Gesamtmarkt, denn niemand kann so richtig einschätzen wohin es mit der Weltwirtschaft wirklich gehen wird. Haben wir nur eine Delle wegen Brexit und dem USA/Chinahandelskonflikt oder gehen wir wirklich in Richtung Wirtschaftsstagnation für die kommenden 12, 18 Monate.
Was wir aber wissen ist wie die aktuelle Nordex-Pipeline für dieses Jahr aussieht und die sieht wirklich richtig gut aus mit rd. 3,4 GW und das hat vor einem Jahr keiner so erwartet. Zumal ja es für 2020 auch schon recht gut aussieht mit fast 2 GW an offiziell gemeldeten Aufträgen. Nordex ist derzeit voll auf ein kräftiges Wachstum getrimmt, das zeigt der super Turbinenauftragsbestand wie auch, dass Nordex ihre Mitarbeiterzahl um fast 50% erhöhen wird. Es ist halt meist schon so, dass ein Wachstumskurs meist zunächst erstmal auf die Gewinnmargen geht und erst so 12, 15 Monate später dann das Wachstum bzw. die dann automatisch kommenden Skalierungseffekte auch bei den Gewinnmargen ankommt. Eines darf man hier nie vergessen: Nordex hatte eine richtig gute Bruttomarge von um die 27% im letzten Jahr und das hießt, dass Nordex ihre Materialkosten voll im Griff hat. Es wird sich zeigen müssen ob es nun Nordex endlich mal schafft die richtig gut Bruttomarge, die z.B. deutlich höher ist wie die bei Vestas, in einer einigermaßen ordentliche EBITA-Marge transformieren zu können. Die Ausgangslage ist so gut wie nie, dass das Nordex schaffen kann/wird mit dem tollen Turbinenauftragsbestand, dem sehr kräftigen Mitarbeiteraufbau wie auch durch eine größere Wertschöpfungstiefe und nicht zu vergessen, das neue Nordex-Management machte bis jetzt einen hervorragenden Job. Nordex hatte Ende 2018 den größten Turbienauftragsbestand ihrer Unternehmensgeschichte mit rd. 3,9 Mrd. € und im hochprofitbalen Wartungs/Servicebreich wächst Nordex pro Jahr um über 10% und wird in diesem Jahr in diesem Bereich wohl so auf um die 380 bis 390 Mio. € Umsatz kommen (2018e: 340 Mio. €).
Jetzt aber zu dem was wir definitiv wissen und das ist die Nordex Pipeline für dieses Jahr:
USA 700 MW (2018e: 864 MW) Indien 300 MW (2018e: 0 MW) Spanien 286 MW (2018e: 30 MW) Brasilien 263 MW (2018e: 195 MW) Deutschland 230,7 MW (2018e: 217 MW) Niederlande 205,9 MW (2018e: 0 MW) Argentinien 200,4 MW (2018e: 148 MW) Frankreich 198,9 MW (2018e: 220 MW) Finnland 188,4 MW (2018e: 14,4 MW) Chile 183 MW (2018e: 0 MW) Ukraine 133 MW (2018e: 0 MW) Türkei 130 MW (2018e: 230 MW) Mexiko 120 MW (2018e: 99 MW) Schweden 99 MW (2018e: 0 MW) Irland 93 MW (2018e: 17,5 MW) Griechenland 44 MW (2018e: 39,2 MW) Belgien 36 MW (2018e: 0 MW) Australien: 0 MW (2018e: 130 MW) Peru: 0 MW (2018e: 51 MW) Italien: 0 MW (2018e: 45 MW) Norwegen: 0 MW (2018e: 39,6 MW)
Gesamt: 3.411 MW (2018e: 2.364 MW -- 2017: 2.693 MW) -- Nordex-Mühlen: 1.460,3 MW (2018e: 927,1 MW -- 2017: 1.450 MW) -- Acciona-Mühlen: 1.951 MW (2018e: 1.437 MW -- 2017: 1.243 MW) |