Also ich hätte bei Nemetschek, Höft&Wessel, CDV, Jost oder jetzt Analytik jena sicher nicht 100% Gewinn oder mehr innerhalb von 15 Monaten eingefahren, wenn ich auf deine Fausformel gehört hätte. Wieso?
Ganz einfach. 40% Gewinnwachstum kann man schlecht hinlegen, wenn man im abgelaufenen Geschäftsjahr kein Umsatzwachstum hatte. Es sei denn es gibt Restrukturierungspotenzial wie bei Nemetschek oder Höft&Wessel, oder aber man kauft, wenn die Unternehmen mal ein schlechtes Jahr hatten, aber durch interessante Geschäftsmodell, Kooperationen, hohe Auftragseingänge, Skaleneffekte im neuen Geschäftsjahr etc. vor 1-2 guten Jahren stehen (Jost, CDV, Analytik Jena), die Aktien aber aufgrund der schlechten Jahre am Boden liegen.
Alle genannten Aktien haben daher im Vorjahr stagnierende bis sinkenden Gewinne gehabt, aber es war ziemlich klar, dass die Gewinne dann überdimensional steigen. Und dann nicht um 40% sondern eben um 1000%. Die 1000% gebe ich nicht an, um Eindruck zu schinden, denn das liegt ja nur am geringen Basiseffekt, sondern ich gebe sie an, um zu zeigen, wieso die Aktien beim Einstiegszeitpunkt so günstig sind. Denn dann sehen die Anleger mit deiner Argumentaion oft ein KGV im hohen zweistelligen oder sogar dreistelligen bereich, vielleicht sogar Verluste. Ich sehe da aber oft KGVs von 10 oder niedriger für das nächste und übernächste Geschäftsjahr, und deswegen investiere ich. Da sind zwar dann auch 1-2 Nieten auf 10 Aktien dabei, aber das kann man verkraften.
Broadnet wird m.E. ein Paradebeispiel dafür sein. Wächst ständig mit mehr als 30% pro Jahr, aber die Anleger sehen immernoch nur die Verlustem und bewerten das Geschäftsmodell mit Risikoabschlag, obwohl die Konkurrenten bis zu 4 mal so hoch bewertet werden. Für mich ist Broadnet genau wie Analytik Jena eine klare 100%-Chance auf Sicht von 12-15 Monaten.
Ich respektiere also durchaus deine Argumentation und dein Anlageverhalten. Aber bitte versuch dich auch mal in meine Strategie zu versetzen! Ich hab das Gefühl, Du wiederholst immer die gleichen Bedenken gegen meine Art der Anlagestrategie. Kannst mir schon glauben, zumindest mit Zahlen kenn ich mich aus. Geschäftsmodelle sind bei mir zweitrangig. Es gibt sogar Leute, die sich nur auf Charts konzentrieren, und wenn sie das beherrschen auch damit gute Gewinne einfahren, was ich absolut nachvollziehen kann. Hauptsache man kann eine Sache wirklich gut. Die muss man dann auch konsequent durchziehen. Wer Trend spielt, Gewinne laufen lässt und Verluste begrenzt, muss nicht unbedingt ein guter Fundamentalanalyst sein, um gute Gewinne zu machen.
Bei mir ist es eine Mischung aus Fundamentalanalyse (ohne nur auf Wachstum zu schauen) mit dem richtigen Einstiegstiming. Ich glaub ich hole das durch ein gutes Timing wieder raus, was du durch bessere Fundamentalanalyse Vorsprung hast. Timing hier im Sinne von der angesprochenen Fähigkeit für antizyklisches Handeln bei Unternehmen, die wegen 1 oder 2 schlechten Geschäftsjahren meiner Meinung nach zu hart abgestraft wurden. KGVs von 100 müssen nicht teuer sein, selbst wenn es aktuell kein Wachstum gibt.
Wenn man so will, vergleiche ich eigentlich nur Zahlen.
Denk mal an Analytik Jena vor knapp 8 Wochen. Hab ich da fundamental argumentiert? Nein, ich hab lediglich das niedrige KUV gesehen und eine Aktie unter Buchwert. Da die Bilanz sonst keine Risiken aufwies, hab ich eben erstmal nur wegen diesen beiden Kennzahlke investiert, und der Tatsache, dass der Auftragsbestand gestiegen war und der Vorstand mitten in der Restrukturierung war. Und das reicht mir völlig aus. Die Gewinne kommen dann ganz von allein. Vor 8 Wochen hättest du vermutlich mit deiner ARguemnation nie von 80 Cents geredet. Jetzt machst du das wegen einem relativ unwichtigen Russlandauftrag und einem guten Quartalsergebnis, trotz bald 25% mehr Aktien.
Also kann doch der Kaufgrund nicht nur im etwas anziehenden Wachstum und einem mittelgroßen Auftrag im margenschwachen Projektgeschäft liegen. Nein, der Kaufgrund lag in der Spekulation auf die höheren Gewinne, nicht in den hohen Gewinnen selbst. |