ROUNDUP: Conergy steckt weiter tief in der Krise - Zahlreiche Risiken
15:55 13.08.09
HAMBURG (dpa-AFX) - Das angeschlagene Hamburger Solarunternehmen Conergy (Profil) kommt nicht aus der Verlustzone. Nach im zweiten Quartal noch einmal gestiegenen Verlusten rechnet das Unternehmen nach eigenen Angaben vom Donnerstag trotz einer erwarteten Belebung des Marktes auch für das Gesamtjahr mit tiefroten Zahlen. 2010 will die TecDax (Profil)-Gesellschaft aber endlich wieder einen Gewinn erzielen. Conergy kämpft seit der Beinahe-Pleite vor knapp zwei Jahren ums Überleben. Zahlreiche im Halbjahresbericht aufgezählte Risiken belegen, dass das Unternehmen längst nicht über den Berg ist. Conergy-Aktien notierten am Nachmittag in einem festen Markt schwach.
Größte Gefahr geht von einer juristischen Auseinandersetzung in den USA aus. Vor einem Gericht in New York hat Conergy Klage auf Auflösung eines langfristigen Lieferkontraktes mit dem Siliziumhersteller MEMC eingereicht. Als Grundlage sieht das Unternehmen "wettbewerbswidrige Klauseln" und hat seitdem die im Vertrag vereinbarten Zahlungen eingestellt. Inzwischen hat MEMC Gegenklage eingereicht. Sollte Conergy verlieren, hätte das Existenz bedrohende Folgen, heißt es im Halbjahresbericht. Zudem könnte MEMC laut Conergy-Bericht eine Bankgarantie ziehen, mit der eine im Vertrag getroffene Abnahmeverpflichtung abgesichert ist. Die Bürgschaft hat die Commerzbank eingeräumt. Sollte MEMC darauf beharren, hätte die Commerzbank wiederum Forderungen an Conergy.
DRUCK IM OPERATIVEN GESCHÄFT WÄCHST
Auch operativ wächst der Druck, endlich schwarze Zahlen zu schreiben. "Sollten die geplante Umsatz- und Ertragserwartung (...) deutlich unterschritten werden, könnte der Fortbestand der Gesellschaft (...) gefährdet sein", heißt es im Bericht. Im zweiten Quartal blieb die erhoffte Verbesserung aus. Unter dem Strich stand ein Fehlbetrag von 31,1 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Das waren gut 3,2 Millionen Euro mehr als im enttäuschenden Auftaktquartal und mehr als von Analysten befürchtet. Auch der operative Verlust (EBIT) verschlechterte sich erneut. Er lag bei 26,4 Millionen Euro, nach einem Minus von 7 Millionen Euro im Vorjahr und einem Fehlbetrag von 20,6 Millionen zu Jahresbeginn. Der Umsatz brach im Vorjahresvergleich um 57 Prozent auf 163,3 Millionen Euro ein
Conergy sprach dennoch von einem Aufwärtstrend. Die Erlöse seien dreimal höher im enttäuschenden ersten Quartal. Die Gesellschaft betonte, keine Marktanteile verloren zu haben. "Unsere grundlegenden Wachstumstreiber sind nach wie vor intakt", sagte Vorstandschef Dieter Ammer laut Mitteilung. Conergy betonte, dass die Liquidität kurz- und mittelfristig gesichert sei.
SCHWACHES ERGEBNIS MIT ALLGEMEINER KRISE BEGRÜNDET
Das Unternehmen begründete das enttäuschende Ergebnis vor allem mit außerhalb des eigenen Einflusses stehenden Faktoren. Es verwies auf einen massiven Preisrückgang für Solarmodule und dem "dramatischen Einbruch" des spanischen Marktes", der das vergangene Jahr noch zum Solar-Boomjahr gemacht hatte. Positiv stellte das Unternehmen den positiven Netto-Cashflow von 17,3 Millionen Euro heraus. Ein Grund ist, dass sich Conergy seit der Aufkündigung des MEMC-Vertrages nun seine Rohstoffe für die eigene Produktion in Frankfurt (Oder) zu günstigeren Konditionen auf dem freien Markt besorgt./nl/he Quelle: dpa-AFX |