Roche braucht mehr Zeit für neues Diabetesmedikament Der Schweizer Pharma- und Diagnostikkonzern Roche braucht für die Entwicklung seines neuen Diabetesmedikaments Taspoglutid um bis zu 18 Monate länger als geplant. Die Verzögerung des zusammen mit der französischen Firma Ipsen entwickelten Hoffnungsträgers schickte die Genussscheine des Basler Gesundheitskonzerns am Freitag auf Talfahrt: Der Kurs sackte um 2,6 Prozent auf 154,80 Franken ab und bremste wegen der hohen Gewichtung im Leitindex SMI die Zürcher Börse merklich. Die Ipsen-Aktien brachen in Paris 15,5 Prozent auf 27 Euro ein. Im Gegenzug stiegen die Aktien des dänischen Diabetes-Weltmarktführers Novo Nordisk in Kopenhagen um 3,2 Prozent auf 504,50 Kronen. Weil in den spätklinischen Studien ungewöhnlich viele Patienten mit Hautirritationen und Magen-Darm-Störungen auf Taspoglutid reagierten, hat Roche der US-Arzneimittelbehörde FDA Pläne zur Verringerung des Risikos vorgelegt. Deswegen wird das Phase-III-Testprogramm zwölf bis 18 Monate länger dauern als ursprünglich angenommen. Roche wollte die Zulassungsanträge für Taspoglutid im Jahr 2011 einreichen. Der Konzern traut dem Medikament mindestens zwei Milliarden Franken Jahresumsatz zu. Als Ursache für die Überempfindlichkeit gilt die Bildung bestimmter Antikörper gegen Taspoglutid. Alle Patienten erholten sich ohne Komplikationen, teilte Roche mit. Herzkreislauf- und Atemprobleme traten selten auf. Angesichts der Größe von Roche stufen Analysten die finanziellen Auswirkungen der Taspoglutid-Probleme als unbedeutend ein. Doch dürften sie sich negativ auf den Roche-Aktienkurs auswirken, erwartet etwa Deutsche-Bank-Analyst Tim Rice. Das Medikament sei Teil der Bemühungen von Roche, außerhalb der Krebstherapien, wo die Basler Marktführer sind, stärker zu expandieren. Taspoglutid ist eine Nachbildung des natürlichen menschlichen Hormons GLP-1, das eine Schlüsselrolle im Blutzuckerstoffwechsel spielt. Das einmal wöchentlich zu spritzende Mittel würde mit den beiden etablierten GLP-1-Präparaten Victoza von Novo Nordisk und Byetta von Eli Lilly und Amylin konkurrieren. GPL-1-Medikamente werden auch von GlaxoSmithKline und dem Sanofi-Avantis-Konzern angeboten, der mit dem Milliarden-Medikament Lantus auch eine täglich zu verabreichende Insulin-Therapie auf dem Markt hat. Diabetes-Behandlung ist riesiger Markt. Die Zahl der von Typ-2-Diabetes betroffenen Erwachsenen dürfte sich bis 2030 auf über 360 Millionen rund verdoppeln. |