Die Gülenisten, die die Sicherheitskräfte fest in ihrer Hand haben, haben die Söhne von Top-Ministern der Regierung inhaftiert, weil sie angeblich dem Iran geholfen haben, Gelder zu waschen und Sanktionen zu umgehen. 10 Mitglieder von Erdogans Kabinett sind zurückgetreten. Die türkische Lira befindet sich im freien Fall. Etwa zwei Fünftel der Unternehmensanleihen sind in Fremdwährungen, so dass die Kosten für Zins- und Rückzahlungen in die Höhe gesprungen sind. Türkische Aktien haben seit Mai 2013 gut 30 % an Wert verloren. So viel zum türkischen Wirtschaftswunder. Schon vor Jahren wurde davor gewarnt, dass der türkische Wirtschaftstraum wie eine Seifenblase zerplatzen wird. Das viel gepriesene Wirtschaftswunder Erdogans nährte sich vor allem aus einer riesigen Kreditexpansion, welche einen Importboom auslöste. Das Leistungsbilanzdefizit betrug rund 7 % des BIP (in etwa so viel wie Griechenland, bevor es Pleite ging). Wir können froh sein, dass die Türkei weder in der EU noch im Euro ist... Die Golfstaaten finanzierten Erdogans Importrechnung, weil sie offenbar Gefallen an einer sunnitischen Regierung in Ankara hatten. Und leichtgläubige Investoren kauften weiterhin türkische Aktien. Doch nun ist Schluss damit! Die Türkei ist bestenfalls eine mittelmäßige Volkswirtschaft mit einem Heer von schlecht ausgebildeten Arbeitskräften. Das Land verfügt über keinerlei High-Tech-Kapazität. Es befindet sich geographisch umringt von einem Europa mit stagnierenden und teilweise schrumpfenden Märkten auf der einen Seite und einer arabischen Welt, welche nur Krieg und Zerstörung zelebriert, auf der anderen Seite. In den letzten zehn Jahren haben wir bis zum Überdruss diese leeren Phrasen eines "Türkischen Modells" oder einer "Muslimischen Demokratie", welche sicherlich in die EU gehöre, vernehmen müssen. Doch in Wirklichkeit war die Türkei nie in der Lage, eine Wirtschaftsmacht zu werden. Ihr fehlte es an Menschen und Fähigkeiten, um etwas Besseres als mittelmässige Technologie zu fabrizieren. Die Islamisten übrigens, wen wundert es, waren auch nie echte Demokraten. Doch am schlimmsten ist die demografische Entwicklung, welche jener in Europa um nichts nach steht. Ethnische Türken haben eine Fertilitätsrate von etwa 1,5 Kindern pro Familie. Gleichzeitig erfreut sich die kurdische Minderheit, welche mehr als 20 Millionen Menschen ausmacht, einer Geburtenrate von 4 Kindern pro Familie. Innerhalb einer Generation dürfte die Hälfte der jungen türkischen Männer aus kurdischen Familien kommen, welche ohne jede Scheu ihre eigene Sprache sprechen werden. Da nun die Türkei immer mehr zu einem Unsicherheitsfaktor, ähnlich wie Ägypten, Libyen, Syrien und Irak wird, sollten wir uns mal die Frage stellen, ob die noblen Ideen von Demokratie und Stabilität für die islamische Welt, welche den Arabischen Frühling prägten, nicht von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Ausser dem Staat Israel gibt es im Nahen Osten keine nennenswerte Demokratie, einschliesslich der Türkei.
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