Die Bürde des Amtes Zwei Mal in ihrem politischen Leben hat Angela Merkel einen Bundespräsidenten bestimmt. Als Oppositionsführerin setzte die CDU-Vorsitzende - damals im Bündnis mit dem FDP-Vorsitzenden Guido Westerwelle - 2004 Horst Köhler durch. Dieser trat, nachdem er 2009 durch die Bundesversammlung im Amt bestätigt worden war, Ende Mai 2010 zurück. Die genauen Umstände und Gründe seines Rücktritts liegen noch immer im Dunkeln und viele Regierungspolitiker verstehen ihn bis heute nicht.
Frau Merkel habe, als sie von seinem Rücktritt erfuhr, Gedanken über einen Nachfolger gemacht habe und als an Christian Wulff gedacht, den niedersächsischen Ministerpräsidenten und stellvertretenden CDU-Vorsitzenden. In den öffentlichen Debatten wurden auch viele andere Namen genannt. Wolfgang Schäuble, der Finanzminister, war darunter, auch Bundestagspräsident Norbert Lammert (beide CDU). Vor allem aber wurde Ursula von der Leyen (CDU), die Bundesarbeitsministerin, genannt. Frau von der Leyen schien ihre Aussichten entsprechend einzuschätzen. Sie präsentierte sich in einer Form, als ginge sie davon aus, Bundespräsidentin zu werden. Manches spricht dafür, dass sie von Frau Merkel zwischenzeitlich vor übertriebenen eigenen Erwartungen und Hoffnungen gewarnt wurde.
Von Anfang an freilich hatte die Wahl von Christian Wulff - in der öffentlichen Debatte - einen politischen Beigeschmack. Sein Gegenkandidat Joachim Gauck, der von SPD und Grünen vorgeschlagen worden war, wurde auch von Delegierten aus der Koalition gewählt. Die Oppositionsparteien hatten zuvor versucht, Frau Merkel und mit ihr die Koalition zur Unterstützung Gaucks zu bewegen. Daraus jedoch wurde nichts.
Letztendlich gab es auch die Wahrnehmung, mit der Wahl Wulffs zum Bundespräsidenten, habe Frau Merkel den letzten potentiellen innerparteilichen Konkurrenten zur Seite geschoben. Tatsächlich hatte sich Wulff, der Ministerpräsident, in manchen Berliner Runden abschätzig-ironisch über die Arbeit der CDU-Vorsitzenden und Bundeskanzlerin äußern können.
Roland Koch, der hessische Ministerpräsident, auch er einer der stellvertretenden CDU-Vorsitzenden, hatte sein Ausscheiden aus der Politik angekündigt. Günther Oettinger, der baden-württembergische Ministerpräsident, war in die EU-Kommission entsandt worden. Die unterschiedlich gelagerten Fälle wurden in der Interpretation verknüpft, Frau Merkel habe nun sämtliche internen Kritiker beseitigt.
Frau Merkel freilich würdigte - amts- und pflichtgemäß - den niedersächsischen Politiker. „Christian Wulff ist jemand, der auf die Menschen zugehen wird, der auch schwierige Situationen für unser Land erklären wird, der aus meiner Sicht genau der Richtige ist, um in dieser Zeit Bundespräsident zu sein. Und deshalb freue ich mich von ganzem Herzen“, sagte sie nach seiner Wahl. Fortan schien das Verhältnis zwischen Bundespräsident und Bundeskanzlerin bereinigt.
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