Was ich sagen wollte - und dein Beitrag bestätigt das - ist, dass hier wie in der Politik vornehmlich mit dem Bauch gedacht wird. Woher weiß man, ob Opel profitabel ist oder nicht? Hat schon jemand die Bilanzen gesehen? Wer sagt, dass man 3 Millionen Autos verkaufen muss, um groß genug zu sein? Das ist alles Gehirnwäsche.
Da erhebt eine zweifelhafte Journalistenmeute einen Dummschwätzer vom VDA oder ein Vorstandsmitglied eines Konkurrenten oder im schlimmsten Fall einen ahnungslosen Politiker zum Urheber aller automobilwirtschaftlichen Axiome und schon plappert die ganze Welt die gequirlte Kacke nach. Richtiger wird sie dadurch keinen Deut.
Fakt ist: - Die Entwicklung eines Automobils kostet eine Menge Geld - Die Vertriebs- und Verwaltungskosten sind auch Fixkostenblöcke, die nach Stückzahlen schreien - Die Anforderungen vom Markt werden immer höher - Der Markt ist im Westen gesättigt (die Autos sind eigentlich zu gut)
Das bedeutet, es überlebt nur noch der, ... 1. der die hohen Fixkosten über Stückzahlen amortisieren kann 2. und/oder der ein so starkes Image hat, dass er es mit höheren Preisen rechtfertigen kann 3. der die eigene Organisation in allen Bereichen so weit im Griff hat, dass ineffiziente Arbeiten weitestgehend eliminiert sind 4. der intelligent, kostenbewusst und marktgerecht entwickelt 5. der seine Entwicklungs-, Firmen- und Marktpolitik unabhängig selbst bestimmen kann, um die Punkte 1-4 zu steuern 6. und im Ausnahmefall der, der die Kosten auf andere abwälzen kann
D.h. auf einen Nenner gebracht: Mach deine Hausaufgaben, finde deine Marktpositionierung samt Preis, entwickle entsprechend und verkauf das Ding mindestens so oft, dass deine variablen und fixen Kosten wieder rein kommen, unabhängig davon wie viele das sind. Klingt einfach, ist aber sehr komplex, und auf gar keinen Fall mit einer Standardstückzahl oder gar Unternehmensgröße zu erschlagen.
Opel z.B. hat eine sehr starke kostenorientierte Entwicklung mit wirklich guten Lösungen. Im Gegensatz zu VW, die Milliarden im eigenen Konzern verschwenden und ihren kleinen Profit letztlich nur den Verlusten der geknechteten Lieferanten zu verdanken haben, könnte Opel mit den eigenen Ideen erfolgreich am Markt sein, wäre da nicht GM, die regelmäßig den Geldhahn zudrehen und so nicht nur notwendige Entwicklungsgelder gestrichen sondern auch aktiv in die Modellpolitik (siehe Insignia Vorgänger Vectra/Signum) eingegriffen haben.
Ich weiß nicht, ob der Karren nicht schon zu tief im Dreck steckt und ich bin sicherlich der letzte, der nach dem Einstieg des Staates schreit, aber eine Bürgschaft bei einem Ausstiegsszenario halte ich für fair. Wenn ich die Wahl habe, ob es in Europa zuerst Fiat oder Opel erwischen soll, dann bin ich für Fiat, allerdings nicht um jeden Preis. D.h. eine solche Bürgschaft würde ich nur von einer Minderheitsbeteiligung von GM abhängig machen. Ein Hauptaktionär GM stellt für mich immer noch ein zu großes Risiko dar. GM steht für mich für die inkorporierte Cashgier und Inkompetenz im Automobilbau, und da arbeite ich seit ner halben Ewigkeit.
Die schönste Lösung wäre natürlich, wenn Opel - wie du schreibst - von einem anderen Autobauer übernommen würde. Nur, wer sollte das bei den vorhandenen Überkapazitäten und dem "angedrohten" Staatseinstieg momentan tun? Vor allem, wenn man überlegt, in ein paar Monaten bekommt man das Ganze nachgeschmissen.
Sollte das Separationsmanöver nicht gelingen, ist es tatsächlich besser, Opel zusammen mit GM den Bach runter gehen zu lassen. Aber im Vorfeld zu sagen, es sei besser, Opel in den Konkurs zu schicken, ohne die Hintergründe und die Umstände zu kennen, halte ich - gelinde gesagt - für vermessen. |