Zitat: Ein Schweizer oder Schwede muss so von Calvin noch nie was gehört haben, um dessen Prämissen exekutieren zu können. Er findet ja auch lauter gute 'sachliche' Gründe, um unproduktive oder desintegrierte Menschen durch den Rost fallen zu lassen. Auf neuschweizerisch 'erlösen'. Weber hat dazu das Hintergundwerk geschrieben...
Die Schweiz ist, wie Deutschland, kein protestantisches Land, zahlenmässig überwiegen die Katholiken (noch heute). Die Reformation war auch blutig, Zwingli starb in der Schlacht gegen die katholischen Innerschweizer Kantone und wurde gevierteilt. Calvin, ein Flüchtling aus Frankreich, der vor der Verfolgung der Katholiken aus Frankreich in die Schweiz floh, wie auch viele Hugenotten, hatte einen grossen Einfluss auch ausserhalb der Schweiz, doch in der Schweiz ist der Einfluss Zwinglis nachhaltiger gewesen.
Die Katholiken, vor der Reformation, liessen die Leute auch durch den Rost fallen, und sie grillierten sie allenfalls auch darauf, Hexenverbrennungen usw. und Ausplünderung der armen Bevölkerungen und das Soldwesen, Krieg als Geschäftsmodell, was gerade Zwingli bekämpfte, der als junger Mann, als Sanitäter, auf dem Schlachtfeld in Marignano in den Leichenbergen nach Überlebenden suchen musste, die noch gehen konnten, die anderen wurden erlöst. Zum produktiven Knecht und dem Kapitalismus in der Schweiz gibt es aber auch noch andere und ältere Hintergründe. Viele Gegenden waren sehr arm und karg, gerade in den Bergen, kein Meeranstoss, keine Rohstoffe, keine Kolonien, da arbeitete man von früh bis spät, auch die Kinder und alten und musste sparsam leben und da waren unproduktive Menschen eine Last, wie in allen armen Agrar-Gegenden. Ein grosser Teil der Bevölkerung waren Klein-Bauern, die auch als Söldner sich verdingten für viele Kriege in Europa und oft nicht zurückkamen. Die Industrialisierung setzte relativ spät ein, lange nach Calvin und Zwingli, ein Entwicklungsland und Billiglohnland auch, ohne Akademien und Adelshöfen usw. Es wurden Fabriken auch von deutschen Firmen angesiedelt, weil die Löhne tief waren und die Rechte der Arbeiter klein.
Armut ist nicht sehr human, ist brutal. Wohlstand mag verwerflich scheinen aus einer heutigen Wohlstandsgesellschaft betrachtet, doch die Rechte, auch der unproduktiven Menschen, kamen ja auch erst damit nach und nach.
Vor 120 Jahren, als Max Weber das schrieb, da hatte Deutschland noch Kolonien, war monarchisch, machtlüstern auch, und die Eugenik kam dann dort später zum grossen Durchbruch, nicht in der Schweiz. Also ein deutscher Klugscheisser wohl, der die Probleme im eignen Land nicht kommen sah, nicht analysieren konnte, sie aber anderorts suchte, etwas salopp gesagt, nicht ganz so gemeint, habe das ja nicht näher studiert und erkenne schon auch den realen Zusammenhang seiner These.
Die Reformation war aber dringend nötig und hat auch die katholische Schweiz reformiert, natürlich bringen solche Umbrüche auch unschöne Dinge mit sich, der Wandel der Zeit ist nirgendwo reibungslos und fliest ins Paradies..
Zitat: Schweiz, den Niederlanden und in Schweden. Das sind nun auch genau jene Länder, die in der Coronakrise am schamlosesten ihre unproduktiv gewordenen Alten eben diesem Ethos zum Opfer bringen. Zufall ?
Also du willst die deutsche Regentschaft über Europa wohl? Du bist ja schon angefressen von eurem Lockdown und alle die das nicht so machen sind inhuman. Es hat aber auch damit zu tun, dass hier die Regierung nicht diese Machfülle hat. Zudem sind nicht wesentlich mehr Menschen verstorben, proportional, angesichts der deutlich höheren Lebenserwartung als in D. Viele sind dort schon vor Corona verstorben, die hier dann daran oder damit starben. Zufall? Weil man hier die unproduktiven vernachlässigt? Durch den Rost fallen lässt. ...In der Tradition von Weber...? |