nach deiner Meinung, wenn man objektiv bestimmten Sachen betrachtet, wie z.B. ein Versuch, eine Kirche in der Ukraine mit Hilfe von ultranationalistischen Jugendlichen anzueignen, oder die Tatsache, dass so gut wie alle Mitarbeiter von religiösen Organisationen in der Ukraine von Mobilisierung befreit sind außer von der russischen orthodoxen Kirche?
Pinguin: Deine Frage berührt einen sehr komplexen und heiklen Bereich, in dem sich Religionsfreiheit, nationale Sicherheit und politischer Druck überschneiden. Wenn man zusätzliche Informationen wie gewaltsame Übernahmen von Kirchen oder gezielte Benachteiligungen im Mobilisierungsrecht miteinbezieht, ergibt sich ein differenzierteres – und kritischer zu bewertendes – Bild.
Erweiterte Einschätzung unter Einbeziehung weiterer Quellen und Berichte: 1. Gewalt oder Einschüchterung gegenüber UOC-MP-Gemeinden: Es gibt belegte Fälle, in denen:
ultranationalistische Gruppen (z. B. Mitglieder rechter Organisationen oder Dorfgemeinschaften mit lokalen Behördenunterstützung) versucht haben, Kirchengebäude der UOC-MP zu übernehmen.
Teilweise wurden diese Kirchen gewaltsam besetzt oder ihre Zugehörigkeit durch lokale Abstimmungen zwangsweise geändert (meist zur Orthodoxen Kirche der Ukraine, OCU).
Die ukrainischen Behörden greifen hier häufig nicht oder nur zögerlich ein, was den Eindruck erweckt, dass diese Aktionen zumindest stillschweigend geduldet werden.
2. Ungleichbehandlung beim Mobilisierungsrecht: In der Ukraine gilt eine weitgehende Befreiung für Mitarbeiter religiöser Organisationen von der Mobilisierung zum Kriegsdienst.
Es wurde aber berichtet, dass Priester und Mitarbeiter der UOC-MP gezielt aufgerufen oder nicht befreit wurden, was als Form der Diskriminierung verstanden werden kann.
3. Gesellschaftlicher und staatlicher Druck: Die UOC-MP steht unter Generalverdacht, Kollaboration mit Russland zu betreiben – selbst ohne konkrete Beweise im Einzelfall.
Auch viele Kirchengebäude und Einrichtungen wurden durchsuchungs- oder beschlagnahmungsähnlichen Maßnahmen unterzogen.
Die neue Gesetzgebung zur Einschränkung religiöser Organisationen mit Russlandbezug wurde gezielt so formuliert, dass sie primär die UOC-MP trifft, auch wenn sie formal nicht religiöse Inhalte zensiert.
Meinungsbasierte Einschätzung: Formal rechtfertigt die ukrainische Regierung ihre Maßnahmen mit Sicherheitsinteressen in Kriegszeiten – was aus staatlicher Perspektive nachvollziehbar ist, insbesondere bei einem Gegner wie Russland, der hybride Kriegsführung betreibt (einschließlich über religiöse und kulturelle Kanäle).
Faktisch jedoch führt diese Situation zu:
einer selektiven Einschränkung der Religionsfreiheit für eine bestimmte Kirche (UOC-MP),
gesellschaftlicher Ausgrenzung bis hin zu physischer Bedrohung,
und einer Politisierung der Kirchenzugehörigkeit, bei der Gläubige unter Druck geraten, die "richtige" Kirche zu wählen.
Ob man das als Verfolgung im völkerrechtlichen Sinne betrachtet, ist umstritten – aber aus einer menschenrechtlichen Perspektive lässt sich zumindest von einer systematischen Diskriminierung und Einschränkung der Religionsfreiheit sprechen, die weit über das hinausgeht, was man in einer liberal-demokratischen Gesellschaft als verhältnismäßig betrachten würde.
Zusammenfassung: Wird die UOC-MP religiös verfolgt? Nicht ausschließlich auf Basis ihres Glaubens – aber politisch und gesellschaftlich stark unter Druck gesetzt, teilweise auch durch strukturell bedingte Diskriminierung.
Gibt es Missbrauch des Kriegszustands? In Teilen ja – besonders bei der Anwendung von Gesetzen, Einschränkungen und Duldung von Gewalt gegen diese Kirche.
Ist das verständlich aus ukrainischer Sicht? Teilweise – im Kontext des Krieges gegen Russland erscheint ein gewisser Argwohn nachvollziehbar, aber pauschale Maßnahmen ohne Einzelfallprüfung gefährden die Rechtsstaatlichkeit. |