Ich arbeite bei einer größeren Volksbank in der Kreditanalyse, das Auswerten von Jahresabschlüssen von kleinen und mittelständigen Unternehmen ist demnach meine tägliche Arbeit. Ich kann hier nicht erkennen, dass eine bedrohliche Flut an Insolvenzen auf uns zukommt, erst recht keine, die auch nur irgendwie dafür sorgen könnte, dass es auch nur ansatzweise bedrohlich für die Bank werden kann. Sicher, viele Bereiche sind aktuell betroffen, insbesondere der Einzelhandel und zum Teil der Dienstleistungssektor. Hier wird jedoch mit Hilfen passend gegengesteuert. Der Großteil jener Kunden, die nun durch Corona ernsthaft vor Problemen stehen, sind Betriebe, die auch schon vor Corona bei uns in einer Rückführungsstrategie waren, sprich Kunden, bei denen wir für die nahe Zukunft (unabhängig von Corona) Probleme gesehen haben. Da ist Corona sicherlich ein Beschleuniger, aber es kommt nicht überraschend. Natürlich kann man sagen, Corona spiegelt sich nicht in den JA wider, jedoch sollte es sich in den bwA und der Kontoführung widerspiegeln. Wir haben ein hohes Kreditwachstum, das resultiert jedoch i.W. nicht auf Liquiditätskredite, sondern auf werthaltigen Investitionskrediten. Zudem boomen gewisse Branchen, die sonst auch eine höhere Ausfallwahrscheinlichkeit hatten, hier sei das Handwerk stellvertretend genannt. Es wird bestimmt zu vermehrt Insolvenzen kommen, aber in keinem Ausmaß, dass es die Banken zum Wanken bringen würde. Zumal die Banken nach der letzten Krise wesentlich besser ausgestattet sind, was EK und Co anbelangt. |