FRANKFURT (dpa-AFX) - Die deutschen Bankenwerte haben am Dienstag unter Gewinnmitnahmen gelitten und zu den schwächsten Werten am Aktienmarkt gezählt. Die wieder eingetrübte Stimmung für Finanztitel ließ Anleger verstärkt Kasse machen, nachdem am Abend zuvor zunächst die Commerzbank und an diesem Morgen dann auch die Schweizer Großbank UBS mit hohen Abschreibungen im dritten Quartal überrascht hatten. Mehr Staatshilfe benötigen zudem die britische Royal Bank of Scotland (RBS) (Royal Bank of Scotland Group), aber auch die Lloyds Banking Group (Lloyds Banking Group). Beide müssen sich daher als Auflage der Regierung in den kommenden Jahren von wichtigen Geschäftsfeldern trennen. All dies, so hieß es am Markt, belaste, zumal die Banken insgesamt in den vergangenen Wochen und Monaten einen "sehr guten Lauf" gehabt hätten. Bis 12.55 Uhr gaben die Aktien der Deutschen Bank (Deutsche Bank) um 4,85 Prozent auf 47,060 Euro nach. Die Titel der Commerzbank verloren nach einem Plus von 1,3 Prozent am Vortag nun 4,52 Prozent auf 6,865 Euro. Der Dax (DAX) gab zugleich um 1,80 Prozent auf 5.333,07 Zähler nach. Im MDAX (MDAX) büßten die Titel der Postbank (Deutsche Postbank) 4,10 Prozent auf 20,81 Euro ein und die der Aareal Bank sogar 5,01 Prozent auf 14,04 Euro. Der Index der mittelgroßen Werte sank zeitgleich um 2,52 Prozent auf 6.596,26 Punkte.
"Viele Aktien der Bankenbranche sind in den vorangegangenen Monaten heißgelaufen und selbst Finanzinstitute, die hohe Verluste schreiben werden mit hohen Multiples von 2012 bewertet", merkte Analyst Dirk Becker vom Finanzdienstleister Kepler Capital Markets an und begründet vor allem damit die aktuellen Kursverluste. Insbesondere weniger gut aufgestellte Finanzkonzerne wie etwa die UBS oder die Commerzbank dürften seines Erachtens damit insgesamt gesehen weiter unter Druck geraten. "Die von der Commerzbank am Vorabend vorgelegten Quartalszahlen hingegen waren ok", sagte der Analyst und misst den Abschreibungen, da es sich um "Einmaleffekte" handelt, keine allzu große Bedeutung bei.
Der Nettoverlust der Commerzbank von 1,05 Milliarden Euro sei höher ausgefallen als von ihm und vom Markt erwartet, resümierte Analyst Philipp Zieschang von der UBS, der die Aktie mit "Sell" und einem Kursziel von 5,40 Euro eingestuft hat. Die Ursache für den überraschend hohen Verlust sieht der Experte in den Firmenwertabschreibungen für den Immobilienfinanzierer Eurohypo. Diese seien weder in seinen noch in den Schätzungen des Marktes enthalten gewesen.
Auch Analyst Andreas Pläsier von der Bank M.M. Warburg beließ die Commerzbank-Aktie auf "Sell", will nach den Zahlen aber nun sein Kursziel von 7,20 Euro überarbeiten. Die Eigenkapitalausstattung sei durch hohe Firmenwertabschreibungen, vor allem bei der Eurohypo, aber zu einem kleinen Anteil auch für die Dresdner Bank, reduziert worden, monierte auch er. Hinzu gekommen seien hier noch Restrukturierungskosten in Höhe von 900 Millionen Euro für die Integration der Dresdner.
Kapitalmarktexperte David Buik von BGC Partners nahm vor allem die UBS-Zahlen ins Visier und bemängelte, dass es den Schweizern nicht gelungen sei, im Bereich Investmentbanking Boden wieder gut zu machen. Die Deutsche Bank stufte nach dem weiter ungebremsten Geldabfluss bei der UBS die Aktie von "Buy" auf "Hold" ab und senkte zugleich auch das Kursziel von 23 auf 20 Franken. Zwischen Juli und September hatte die UBS erneut ein Minus von einer halben Milliarde Franken angehäuft. Das operative Geschäft verbesserte sich zwar etwas, doch nach vier Verlustquartalen in Folge bleibt UBS-Chef Oswald Grübel vorsichtig, da die Kunden der Schweizer Großbank nach wie vor massenhaft ihre Gelder abziehen.
Analyst Stefan Stalmann von der UniCredit äußerte sich hingegen negativ über die Deutsche Bank, deren Aktie er von "Buy" auf "Hold" abstufte und zugleich das Kursziel von 62,50 auf 52,50 Euro senkte. Das Kapitalmanagement des deutschen Branchenprimus habe Unbehagen ausgelöst. Die Deutsche Bank halte ihr Geld nicht zusammen wie andere europäische Banken, sondern setze ihre gesunde Kapitalausstattung mit der Übernahme von Sal. Oppenheim aufs Spiel, begründete er seinen Schritt./ck/rum |