Guten Tag !
So, mit ein bisschen Abstand zu den Zahlen nochmal der Versuch einer Bewertung.
Das dritte Quartal ist sicher sehr gut gelaufen- Umsatz von 37,6 Mio Euro und ein Ebit von gleich 7,8 Mio Euro- das ergibt eine Ebitmarge von sage und schreibe gut 20 % (aufs Gesamtjahr gesehen beträgt die Marge immer noch knapp 11%). Das alles auch noch unter Berücksichtigung der Sonderaufwendungen (selbst wenn man die Abschreibungen in Zusammenhang mit den neuen Gesellschaften außen vor lässt).
Grade die sehr hohe Ebitmarge zeigt mMn das Potential, das das Unternehmen BL hat (und wenn man dann noch berücksichtigt, dass ab 2016/2017 ja die teure Anleihe wegfällt, dann wird sich das Ergebnis "unterhalb" des Ebits ja auch eher verbessern).
Aus all dem lässt sich schließen, dass der Buchmarkt, so wie er sich derzeit darstellt, schon sehr profitabel ist und ein Verlag durchaus eine schöne Marge verdienen kann, zumal dann, wenn man einen großen Bestseller vorzeigen kann (so wie in Q3 Follett und Jeff Kinney).
Dass sich der Buchmarkt zukünftig verändern wird (die Stichworte sind ja hier schon gefallen; mMn werden die Preise für Ebooks eher tendenziell nachgeben oder man muss diese mit Zusatzfeatures ausstatten- ähnlich wie "Kauf-DVDs"- weil ich persönlich glaube, dass sich im Digitalbereich das "Flatrate-Modell" durchsetzen wird, habe ich ja schon geschrieben)ist auch klar.
Trotzdem ist das gute dritte Quartal mMn ein Beleg für meine These, dass sich Inhalte gut und profitabel verkaufen lassen, wenn man dann entsprechend interessante Inhalte zu verkaufen hat.
Daher bleibe ich auch bei meiner Kritik, dass es sicher auch nicht verkehrt gewesen wäre, mehr Geld in die Hand zu nehmen, um prominente Bestsellerautoren von anderen Verlagen abzuwerben, um eben nicht nur ein bis zwei sichere Bestseller pro Jahr auflegen zu können sondern eher drei bis vier. Ich mss allerdings zugeben, dass ich da vielleicht auch zu naiv drangehe- ich stelle mir den "Autorenmarkt" so ähnlich vor wie den Markt bei Fußballern- ohne zu wissen, ob es tatsächlich so ist, dass sich ein "relativ sicherer Bestsellerautor" dann von "seinem" Stammverlag trennt, wenn er von einem anderen Verlag ein besseres Angebot für sein Manuskript bekommt oder ob es da auch persönliche Bindungen zu Verleger, Lektor, Verlagsbetreuer etc. gibt.
Ich hätte es auch gut gefunden, wenn man kleinere Nischenverlage übernommen hätte, mit denen man das Programm von BL hätte ergänzen können- auch wenn ich den Einwand, damit kauft man dann ja eben nicht nur die Autoren sondern das gesamte "Overhead", nicht von der Hand weisen will- deshalb habe ich ja auch "nur" kleine Verlage erwähnt, weil ich davon ausgehe, dass die keine so hohen Overheadkosten haben.
MS-Trader hat hier ja mehrfach darauf hingewiesen, dass seiner Info nach, weitere Bestsellerautoren kurz vor der Verpflichtung stehen würden- man sollte also die Hoffnung in Bezug auf diesen Bereich nicht aufgeben. Und ich persönlich würde mich sehr freuen (als Aktionär, der ja auch Geld "verdienen" möchte) wenn man bald entsprechende Nachrichten aus Köln hören bzw. lesen würde!
Fakt ist weiter, dass die "neuen Gesellschaften"- auch Daedelic- bisher keinen Beitrag zum Ergebnis geliefert sondern Verluste gemacht haben (wodurch sich automatisch die Schlussfolgerung ergibt, dass die Ebitmarge im reinen Buchgeschäft noch etwas höhe gelegen haben muss).
Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich es eigentlich problematisch finde, wenn man aus dem angestammten Bereich in andere, fremde Bereiche hineindiversifiziert. Das mag etwas zu defensiv gedacht sein und manchmal mag es genau richtig sein, in andere Bereiche hineinzugehen.
Ich halte z.B. auch Aktien der technotrans AG. Die war früher als "Druckmaschinenzulieferer" bekannt. Nun ist der Markt für Druckmaschinen eingebrochen und das Unternehmen hat (mMn sehr klug) in andere Bereiche hineindiversifiziert- dies war aus meiner Sicht auch nötig, eben weil der bisherige "Markt" geschwächelt hat. Bei BL sehe ich die Notwendigkeit zu diversifizieren, nicht so unbedingt, weil der Buchmarkt eben alles andere als tot ist (siehe Q3), wenn man entsprechende Inhalte anbieten kann.
BL fährt nun trotzdem eine ähnliche Strategie wie technotrans- mit der Übernahme der Daedelic (man erwirbt einen Spieleanbieter inklusive Management, das auf diesem Gebiet ja Expertise hat). Was mich etwas stutzig macht, ist dass Daedelic eben Verluste gemacht hat- obwohl das Unternehmen ja schon lange am Markt ist. Nun kann es ja sein, dass diese Verluste dadurch bedingt sind, dass man derzeit eben an neuen Spielen arbeitet und sozusagen in Vorleistung geht. Dies wird sich dann aber im nächsten Jahr zeigen müssen, denn dann sollten die Vorleistungen sich ja auch auszahlen.
Anders verfährt BL nun wohl bei Beam. Hier übernimmt man kein "fertiges" Unternehmen sondern entwickelt eine bisher eher unbekannte Plattform und will diese, mit doch recht hohen Investitionen, die man aber nicht alleine stemmen will, zu einer weltweit führenden Plattform für Serienstreaming ausbauen.
Offen gestanden habe ich keinen Plan davon, wie sich hier das Marktpotential darstellt bzw. die derzeitige Konkurrenzsituation auf dem Markt für "Serienstreaming" ist.
Was mir bei den neuen Gesellschaften, insbesondere jetzt bei beam etwas fehlt ist eine Projektion, wo man denn in Zahlen damit genau hin will. Vielleicht kommt ja auf dem Investorentag ein wenig Licht ins Dunkel und es werden mal Zielzahlen genannt (wie es denn wäre, falls man Beam tatsächlich zu der führenden Plattform aufgebaut hat, bezogen auf Zielumsatz und Zielebit, ansonsten kann man das als Aktionär nur schwer fassen und einschätzen).
Was nun die kommenden Quartale angeht (eingeschlossen das Q4 des laufenden GJ) werden diese mit Sicherheit deutlich schwächer ausfallen als Q3. Das liegt eben daran, dass ein ausgesprochener Bestseller fehlen dürfte- soweit man das Programm für 2015 schon kennt und sofern nicht irgendwo eine Überraschung a la "Er ist wieder da" lauert. Ob es bei Daedelic so läuft, wie geplant- da mache ich mal ein Fragezeichen (wie schon geschrieben, scheint es so zu sein als ob man dort etwas länger für die Lancierung der neuen Spiele braucht als ursprünglich geplant). Die anderen Übernahmen (bookrix und beam) haben (noch) keinen wirklichen Einfluss auf die GuV und werden im Zweifel zunächst eher noch Geld kosten als einbringen (bei beam scheint das ja ziemlich sicher zu sein, will doch auch BL bis zu 4 Mio Euro in die Hand nehmen, um die Plattform auszubauen).
Was passiert, wenn es keine Bestseller gibt, haben wir im ersten HJ 2014/2015 gesehen- die Zahlen waren nicht wirklich erbaulich. Ausgleich soll da sicher eben Daedelic schaffen- mal schauen ob es klappt.
Was mich persönlich etwas überrascht hat ist die relativ große Sicherheit mit der Herr Schierack die Prognose für das laufende Jahr bestätigt hat (Umsatz leicht über, Ebit nur leicht unter Vorjahr). Dafür muss schon noch ein ordentlicher Schluck Ebit in Q4 herauskommen- wobei die BL-Bücher so langsam aus den Bestsellerlisten verschwinden- insbesondere Follett). Mal schauen, wo man letztendlich landet.
Positive Kurstreiber sehe ich derzeit nicht aus den kommenden Zahlen kommen- die müssten schon anderswo herkommen.
Für mich wären das zuvorderst der "Einkauf" von zwei oder drei Topautoren- oder eben die Übernahme eines kleinen Verlags (wobei ich damit derzeit nicht rechne).
Der Vorstand wird im nächsten Jahr auch zeigen müssen, dass die Strategie, BL zu einem "Medienkonzern" umzubauen, sich auch zahlenmäßig auszahlt und nicht nur dem Versuch geschuldet ist, Trends hinterherzulaufen oder diese möglichst zu setzen.
Im Unterschied zu technotrans ist der eigentliche Markt von BL nämlich nicht tot- das zeigt Q3 sehr, sehr deutlich.
Mal schauen, ob dies gelingt. Ich bin übrigens nicht so skeptisch, wie ich vielleicht manchmal klinge- ich sehe aber für die kommenden Quartale eher nicht so berauschende Zahlen, lasse mich da aber gerne eine besseren belehren.
Insgesamt betrachtet bietet die BL-Aktie mMn derzeit einige Chancen- der Bereich "Spiele" oder "beam" können ja auch ganz groß rauskommen und vielleicht kommt ja noch ein weiterer Bestsellerautor, der die Umsätze zusätzlich treibt. Risiken sehe ich dann, wenn der Umbau zum Medienkonzern nicht funktioniert und man das schöne Geld aus dem Börsengang verpulvert hätte.
Ich denke mal, dass die kommenden Quartale zeigen werden, wohin die Reise letztendlich geht.
Das sind natürlich nur meine persönlichen Meinungen und keine Empfehlung!
Einen schönen Tag noch
Huta |