Hallo, dieses Forum dient dem Informationsaustausch und der Zusammenführung von Informationen der Bericht im Handelsblatt wurde von mir bereitsgestellt, aber leider wegen falschen Zitat von der Moderation gelöscht. Gerne nochmals ,...hoffentlich richtig zitiert:
Bericht vom 27.05.2024 im Handelsblatt Online Impfstoff-Hersteller Biontech-Chef Ugur Sahin macht Krebspatienten Hoffnung Mit seinem Corona-Impfstoff setzt Biontech kaum noch etwas um. Im Interview verrät Firmenchef Ugur Sahin, warum ihm das keine Sorgen macht und welches Krebsmittel als erstes auf den Markt kommen könnte. von Theresa Rauffmann, Jürgen Flauger 27.05.2024 - 14:15 Uhr
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Biontech-Chef Ugur Sahin macht Krebspatienten Hoffnung
Mit seinem Corona-Impfstoff setzt Biontech kaum noch etwas um. Im Interview verrät Firmenchef Ugur Sahin, warum ihm das keine Sorgen macht und welches Krebsmittel als erstes auf den Markt kommen könnte. Theresa Rauffmann, Jürgen Flauger 27.05.2024 - 14:15 Uhr
Chef Ugur Sahin glaubt, die Zahl der Krebs-Todesfälle deutlich senken zu können. „Bei bestimmten Krebsarten sehen wir keinen Grund, warum die Sterberate mit innovativen Anschlusstherapien nicht auf unter fünf Prozent reduziert werden könnte“, sagt Sahin im Interview mit dem Handelsblatt.
Derzeit steigt die Zahl der Todesfälle: Das Internationale Krebsforschungszentrum schätzt, dass 2022 9,7 Millionen Patienten an Krebs gestorben sind, 2030 könnten es schon knapp zwölf Millionen sein, im Jahr 2050 18,5 Millionen Menschen. Jährlich gab es demnach zuletzt 20 Millionen Neuerkrankungen, Tendenz steigend.
Pharmaunternehmen sehen in dem Bereich ein gewaltiges Potenzial und versuchen, neue Wirkstoffe und neuartige Technologien wie etwa mRNA-Impfungen auf den Markt zu bringen.
Biontech arbeitet an einer Reihe von personalisierten und neuartigen Krebsmedikamenten.
„Unser Ziel ist es, dass immer weniger Patienten an Krebs sterben“, so Sahin. „Wenn die Technologie funktioniert, könnte sie grundsätzlich für jeden Krebspatienten, bei dem ein erhebliches Risiko für einen Rückfall besteht, anwendbar sein.“
Das Mainzer Unternehmen hatte mit seinem Corona-Impfstoff 2021 knapp 19 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet, 2023 waren es nur noch 3,8 Milliarden Euro. Im ersten Quartal 2024 machte das Unternehmen einen Verlust. Sahin macht diese Entwicklung aber keine Sorgen. Bei einem Pharmakonzern könne man das anders sehen, sagte er. Aber Biontech sei ein Biotechnologieunternehmen „das sich in der strategisch guten Position befindet, Innovationen aus eigenen Mitteln finanzieren zu können“.
2026 will Biontech sein erstes Krebsmedikament auf den Markt bringen. Bisher hatte sich das Unternehmen bei der Frage bedeckt gehalten, mit welchem Mittel man starten werde. Im Interview verrät Sahin, welches Medikament es sein könnte, ob er sich noch gegen Corona impfen lässt und ob der Chefposten bei Biontech noch das Richtige für ihn ist. Herr Sahin, Sie haben während der Pandemie sehr schnell einen Impfstoff entwickelt, mit dem Ihr Unternehmen Biontech Milliarden eingenommen hat. Hatten Sie eigentlich selbst schonmal Corona? Nein, nicht, dass ich wüsste. Als ich vor einiger Zeit einen Antikörper-Test gemacht habe, der auf eine überstandene Erkrankung hinweisen würde, war der negativ. Werden Sie sich beim nächsten Zyklus wieder impfen lassen? Ja, klar.
Das machen aber immer weniger. Die Pandemie ist doch auch vorbei, oder?
Die pandemische Notsituation ist vorbei, aber das Virus bleibt. Statistiken zeigen, dass in den USA Covid-19 als Ursache für Krankenhauseinweisungen und als Todesursache deutlich über Grippeerkrankungen liegt. Bei vielen werden die Infektionen glimpflich verlaufen, einige bekommen vielleicht gar nicht mit, dass sie infiziert sind. Aber das kann auch anders sein. Auch bei uns erwischt es immer wieder Menschen so sehr, dass sie mehrere Tage zu Hause bleiben müssen. Zudem ist unklar, wie häufig mittlerweile Long Covid die Folge einer Covid-19-Erkrankung ist.
Vita Ugur Sahin Der Manager Ugur Sahin ist Mediziner und startete 2001 mit seiner späteren Ehefrau Özlem Türeci sein erstes Unternehmen Ganymed, wo sie ein Krebsmedikament entwickelten. 2008 gründeten die beiden in Mainz Biontech mit dem Ziel, weitere Krebsmedikamente auf Basis von neuartigen Technologien zu entwickeln. Sahin ist zudem Professor an der Universität Mainz.
Das Unternehmen Biontech wurde 2008 von Ugur Sahin, Özlem Türeci und dem Mainzer Medizinprofessor Christoph Huber gegründet. In den Anfangsjahren forschte Biontech weitgehend im Verborgenen an neuartigen Krebstherapien auf Basis von mRNA. Ermöglicht wurde der Aufbau durch eine Anfangsfinanzierung von 150 Millionen Euro durch die Unternehmerfamilie Strüngmann und die MIG-Fonds. 2019 ging das Unternehmen in den USA an die Börse. In der Coronapandemie entwickelte Biontech als eines der ersten Unternehmen gemeinsam mit Pfizer einen mRNA-basierten Covid-Impfstoff. 2021 brachte der Impfstoff Biontech knapp 19 Milliarden Euro Umsatz ein. Zuletzt sank der Umsatz damit immer weiter. Biontech will neue Mittel auf den Markt bringen: 2026 soll das erste Krebsmedikament auf den Markt kommen, bis 2030 will das Unternehmen Zulassungen in insgesamt zehn Indikationen erreicht haben. Fakt ist aber, dass sich immer weniger Menschen impfen lassen. Das merkt man auch in Ihren Zahlen. Wie erklären Sie Ihren Aktionären, dass Ihre Geldquelle versiegt? Dass die Nachfrage nach Impfungen nach der Pandemie auf ein niedrigeres Niveau sinkt, ist nicht unerwartet und gesellschaftlich wie medizinisch eine positive Entwicklung. Aber das Virus bleibt. Auch nach der Pandemie entwickelt sich das Virus weiter und bringt neue Varianten hervor, die schwere Infektionen und Todesfälle verursachen können. Deshalb besteht die Empfehlung der zuständigen Behörden, in Deutschland der Stiko, dass sich ältere Menschen und Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen jährlich impfen lassen. Unsere Aufgabe ist die Entwicklung saisonaler Impfstoffe, die an die aktuell am verbreitetsten und virulentesten Stämme angepasst sind. Die angepassten Impfstoffe werden jährlich von den Zulassungsbehörden für die jeweilige Saison zugelassen. Das heißt, Sie rechnen weiterhin mit signifikanten Umsätzen? Wo sich die Nachfrage und Impfrate einpendeln wird, werden wir sehen. Parallel arbeiten wir gemeinsam mit unserem Partner Pfizer an einer kombinierten Impfung gegen Covid-19 und Grippe, um die Verabreichung der Impfungen zu vereinfachen – für den Impfling wie für das medizinische Fachpersonal.
Tatsächlich ist unser Covid-19-Impfstoffgeschäft nach wie vor Cashflow-positiv.
Ugur Sahin Biontech-Chef Wann werden Sie den Impfstoff auf den Markt bringen? Unser Zeitplan orientiert sich auch an den behördlichen Anforderungen. Frühestmöglicher Zeitpunkt wäre in unseren Kernmärkten Ende 2025.
Trotzdem: Biontech ist nach dem kurzen Höhenflug jetzt wieder auf einer normalen Wachstumskurve angekommen. Wie wollen Sie denn Aktionäre weiter von Ihrem Unternehmen überzeugen? Wir sind ein Biotech-Unternehmen mit einer umsatzstarken Einnahmequelle. Ob das künftig zwei, drei oder vier Milliarden pro Jahr sein werden, wissen wir heute nicht, aber wichtig ist, dass wir mit unserem Covid-19-Impfstoff Einnahmen generieren, die uns helfen, die Forschung im Onkologiebereich voranzutreiben. Wir haben eine klare Vision und wollen das eingenommene Geld dafür verwenden, eine Reihe von Krebsmedikamenten zu entwickeln. In der Medizin passiert gerade so viel, und wir wollen diesen Wandel aktiv vorantreiben. Die Gegenwart sieht aber trist aus. Die Umsätze brechen ein und Sie machen Verluste. Bei einem Pharmaunternehmen könnten Sie das so sagen. Wir sind aber ein Biotechnologieunternehmen mit einer breiten Pipeline, mit zukunftsträchtigen Technologien, das sich in der strategisch guten Position befindet, weitere Innovationen aus eigenen Mitteln finanzieren zu können. Tatsächlich ist unser Covid-19-Impfstoffgeschäft nach wie vor Cashflow-positiv. Wir investieren nun nur wesentlich mehr in unsere Forschung und Entwicklung und Therapien von morgen.
Biotechnologieunternehmen arbeiten normalerweise eher im Stillen. Ist dieser Hype, den Ihr Unternehmen zwischenzeitlich erfahren hat, inzwischen zur Belastung geworden? Ich glaube, das Potenzial der Wissenschaft und Biotechnologie-Branche wird seit der Pandemie anders gesehen. Der Grund findet sich in verschiedenen Statistiken und Publikationen: Wir, damit meine ich die Wissenschaft, Biontech wie andere Unternehmen der Branche, haben mitgeholfen, die größte Krise der Nachkriegszeit zu überwinden oder, wie viele sagen, die Welt zu retten. Und wir bei Biontech wollen noch mehr für die Welt tun. Das klingt sehr heroisch. Tatsächlich haben Sie mit diesem Hype, mit dem Erfolg beim Covid-Impfstoff aber auch viel Geld eingenommen.
Wenn aus Investitionen und jahrzehntelanger Arbeit Innovationen werden, sollte diese gesellschaftlich wie wirtschaftlich erfolgreich sein dürfen. Viele Kolleginnen und Kollegen machen das aber nicht, um reich zu werden, sondern um Medikamente zu entwickeln. Sie auch? Ich auch.
Trotzdem brauchen Sie auch künftig Geld, um die ganze Forschung und Entwicklung zu finanzieren. Natürlich reicht es nicht aus, idealistisch zu sein. Nicht weniger wichtig ist, dass dies aus geschäftlicher Sicht nachhaltig ist. Die Ziele überschneiden sich aber: Wer ein effektives neues Medikament entwickelt, das einen ungedeckten medizinischen Bedarf adressiert, hat auch gute Chancen auf geschäftlichen Erfolg.
Warum sollte Ihnen bei Krebsmedikamenten ein ähnlicher Erfolg gelingen wie bei Covid? Ich glaube, dass wir mit unseren mRNA-basierten personalisierten Krebsmedikamenten, bei denen wir den spezifischen Tumor im Patienten analysieren und ein an die genetischen Merkmale des Tumors angepasstes Krebsmedikament bereitstellen, einen großen Unterschied machen können. An Covid-19-Impfstoffen haben 230 Firmen und Gruppierungen geforscht, auch größere und erfahrenere als wir. Auch da wäre es gerechtfertigt gewesen, uns zu fragen, was uns qualifiziert, daran zu arbeiten. Und was war damals die Antwort? Eine wissenschaftliche: Wir wussten, dass wir eine sehr potente mRNA-Technologieplattform haben, die wir über 20 Jahre entwickelt haben. Wir wussten schon früh, dass wir unter den Ersten sein könnten, die einen Impfstoff bereitstellen, sofern die Biologie mitspielt. Und diese Plattform lässt sich so einfach auf Krebs übertragen? Grundsätzlich ist es dieselbe Logik, ja. Wenn Sie über Krebs und Krebsmedikamente reden, wecken Sie viel Hoffnung – gerade durch den Erfolg beim Corona-Impfstoff. Birgt diese Art Heldenrolle, in die Sie geraten sind, nicht die Gefahr, umso tiefer zu fallen? Nein.
Es geht bei jedem Projekt darum, richtig einzuschätzen, wie die Chancen für einen Erfolg sind und welche Risiken ein Scheitern bedingen könnte. Am Ende des Tages gibt es eine biologische Wirklichkeit, die alles limitieren kann.
Beim Auslesen der Daten zum Corona-Impfstoff haben wir gezittert: Wir haben den bestmöglichen Impfstoff hergestellt, wussten aber nicht, ob das Virus auf einen Impfstoff grundsätzlich anspricht. Das ist bei unseren anderen Entwicklungen gleich: Wir wissen, dass wir Technologien haben, die Herausforderungen lösen können, die andere Arzneimitteltechnologien nicht lösen können. Und wir vertrauen unseren Technologien. Trotzdem gibt es in der Biologie keine Garantie, dass das Neue funktioniert.
Unser Ziel ist es, dass immer weniger Patienten an Krebs sterben. Ugur Sahin
Nehmen wir mal an, es funktioniert: Wird Krebs damit in absehbarer Zeit heilbar? Es gibt nicht den einen Krebs und Krebs ist bei jedem Patienten unterschiedlich. Es gibt viele Fortschritte in der Krebsmedizin und manche Krebsarten, die früher als unheilbar galten, sind heute viel besser kontrollierbar. Es gibt einige Krebserkrankungen, bei denen ein Teil der Patienten selbst mit fortgeschrittenem Krebs nach einer Immuntherapie über viele Jahre vor einem Wiederauftreten des Krebses geschützt sind. Die Definition von Heilen wäre folglich, Krebs durch eine Behandlung dauerhaft zu kontrollieren, ohne das neue Therapien notwendig sind. Und werden wir da deutliche Fortschritte sehen? Auch unser Ziel ist es, dass immer weniger Patienten an Krebs sterben. Bei bestimmten Krebsarten sehen wir keinen Grund, warum die Sterberate mit innovativen Anschlusstherapien nicht auf unter fünf Prozent reduziert werden könnte. Konkret mal am Beispiel Dickdarmkrebs: Derzeit erleiden 30 bis 40 Prozent der Patienten in den ersten fünf Jahren einen metastatischen Rückfall, nachdem der Krebs operativ entfernt worden ist. Der Grund dafür sind kleine Krebszellnester, aus denen nach einigen Jahren neue, sehr aggressive Tumore entstehen. Unser Ansatz sieht vor, die nach der Operation verbleibenden Krebszellen mit einer mRNA-Impfung zu eliminieren. Und das wird den Behandlungserfolg entscheidend verbessern? Wenn der Ansatz funktioniert, könnte die Rückfallquote deutlich reduziert werden und somit in der Folge auch die Sterberate sinken. Entsprechende Untersuchungen brauchen ihre Zeit. Über welchen Zeithorizont reden wir da?
In den nächsten zehn Jahren werden wir signifikante Veränderungen bei der Behandlung bestimmter Krebsarten sehen. Die breite Anwendung von medizinischen Durchbrüchen in der Krebsmedizin erfolgt aber schrittweise. Wenn ein Therapieansatz in einer Krebsindikation funktioniert, wird er auch bei anderen Krebsarten getestet. Gleichzeitig schaut man sich an, wie man den Ansatz weiter verbessern kann. Dann kommt die nächste Iteration des Medikaments. Das ist das Tolle an der Medizin: Wenn etwas einmal im Grundsatz funktioniert, dann kann man sehr schnell an vielen Schrauben drehen und Entwicklungssprünge erreichen.
Funktioniert die Technologie grundsätzlich bei jeder Krebsart? Prinzipiell ja. Wenn die Technologie funktioniert, könnte sie grundsätzlich für jeden Krebspatienten, bei dem ein erhebliches Risiko für einen Krebsrückfall besteht, anwendbar sein. Bei einigen Krebsarten ist der Fortschritt sehr weit, sodass in Zukunft ein geringerer Bedarf für neue Therapieansätze besteht. Nehmen Sie das Beispiel der chronischen lymphatischen Leukämie. Vor mehr als zwanzig Jahren galt die Erkrankung noch als unheilbar, derzeit liegt die Fünf-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit bei um die 90 Prozent und Patienten bleiben mit modernen Behandlungsverfahren jahrelang rückfallfrei. Welche Krebsarten haben für Sie Priorität? Etwa Dickdarmkarzinom, Brustkrebs, Lungenkrebs, Magenkarzinom oder Bauchspeicheldrüsenkrebs. Wir forschen aber auch an Therapien für Krebsarten, die selten sind, Hodenkrebs etwa. Da könnte man sagen, das betrifft nicht viele, daran sterben 2000 Patienten pro Jahr. Darunter sind auch viele sehr junge Patienten. Wenn man da einen Unterschied machen kann, hat dies einen Mehrwert, nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für das Unternehmen. Könnte man sagen, dass Corona Ihre Entwicklungen beschleunigt hat? Das kann ich nicht sagen. Mit den finanziellen Mitteln befindet sich Biontech aber in der Position, strategisch und aus eigener Kraft in die Zukunft investieren zu können. Beim Börsengang hätten wir nicht gedacht, dass wir ein derart breiteres Spektrum an potenziellen Medikamenten entwickeln werden können – und das mit der aktuellen Schlagzahl.
2026 wollen Sie Ihr erstes Krebsmedikament auf den Markt bringen.
Bisher halten Sie sich bedeckt, welches Mittel das sein wird, in der Pipeline haben Sie einige Mittel in den späten Studienphasen. Welches kommt denn nun als erstes? Die Entwicklung unserer Antikörper-Wirkstoff-Konjugate läuft insgesamt sehr gut, hier haben wir mehrere Kandidaten in der Pipeline, etwa gegen Gebärmutter- oder Brustkrebs. Einer von ihnen könnte das erste Medikament sein. Außerdem gehen wir mit unserer CAR-T-Zelltherapie voraussichtlich Ende des Jahres in die nächste Phase der Entwicklung. Und dann gibt es noch weitere Kandidaten, für die wir bereits 2026 oder 2027 die Zulassungspapiere einreichen könnten, wenn die Daten dies unterstützen. Ein Antikörper-Wirkstoff-Konjugat ist eine Art zielgerichtete Chemotherapie, die aber direkt in die betroffene Zelle geschleust wird. Die CAR-T-Zelltherapie soll dem Körper helfen, Krebszellen zu erkennen und zu bekämpfen. Diese neuen Technologien gegen Krebs sind teuer. Sie wollen sie miteinander kombinieren – das wird noch teurer. Ist das wirklich etwas, womit man Patienten realistisch gesehen behandeln kann?
Ja, das wird die Realität sein. Wenn die Kombination von mehreren Medikamenten Patienten eine höhere Heilungschance gibt, spricht dies dafür, die Patienten entsprechend zu behandeln. So funktioniert Medizin. Wir als Gesellschaft müssen demnach einen Weg finden, wie Kombinationstherapien erschwinglich werden. Der technologische Fortschritt spielt hier eine wichtige Rolle. Sie sind Wissenschaftler durch und durch. Biontech wird immer größer. Ist der Chefposten für Sie auch auf lange Sicht der richtige oder hätten Sie nicht Lust, wieder stärker in die Wissenschaft zu gehen? Mir bereitet der Job nach wie vor viel Freude und ich werde gebraucht. Wenn wir aber den Punkt erreichen, dass Biontechs Vision realisiert wurde und das Unternehmen besser durch einen klassischen Manager gesteuert wird, würde ich den Staffelstab gerne übergeben. Das wäre etwa der Fall, wenn die Kommerzialisierung und das Produktzyklusmanagement gegenüber der einer innovationsgetriebenen Strategie überwiegen.
Derzeit widmen wir uns ebenfalls den kommerziellen Aspekten, die gleichermaßen spannend sind. Etwa der Frage, wie man am besten neue Medikamente in unterschiedlichen Ländern auf den Markt bringt.
Herr Sahin, vielen Dank für das Interview.
Erstpublikation: 27.05.2024, 04:00 Uhr. |