...dieser Bericht ist soetwas wie ein Weihnachstsgeschenk an alle DRI-Longies...*G*
...und wenn erst dieser UMTS-Wirrwarr losgeht sind die Kunden doppelt soviel wert wie heute...!*G*
Aus der FTD vom 22.12.2003 www.ftd.de/telekommunikation Tops und Flops 2004: Telefonkonzerne beenden die Zeit des Sparens Von Kristina Spiller, Hamburg
Die Schulden sind fast abgetragen. Europas Telefonkonzerne haben sich mit rigiden Sparmaßnahmen Luft verschafft. 2004 werden sie im Mobilfunk neues Terrain betreten: Der UMTS-Start muss klappen, ein Ringen mit den Ausrüstern steht an. Jetzt zählen auch Zukäufe wieder - und Dividenden.
Telekomchef Kai-Uwe Ricke Kai-Uwe Ricke atmet auf. "Ich bin froh, dass wir dieses Jahr hinter uns haben", sagt er erleichtert lächelnd und prostet in die Runde von Journalisten. Dank striktem Sparkurs stehen dem Chef der Deutschen Telekom nun Milliarden zur Verfügung. Ricke schielt auf Zukäufe: An PTC, Polens größten Mobilfunker, hat er sich schon herangetastet. 1,1 Mrd. Euro bot der Telekom-Chef, um die Wachstumshoffnung komplett zu übernehmen. 2004 geht der Kauf wohl über die Bühne. Die Anleger zucken mit keiner Wimper.
Die Zeit der Sparfüchse ist passé, Wachstum heißt das Motto. Die Aktionäre spüren die neue Stärke der Telekomkonzerne in barer Münze: Für 2004 werden sie das erste Mal seit langem Dividenden kassieren. Interessant werde die nun eingeschlagene Ausschüttungspolitik, prophezeit Stefan Borscheid, Analyst der HypoVereinsbank. Sie gebe die Marschroute für die nächsten Jahre vor - was geht an die Anleger, wie viel wird investiert?
Fusionswelle erwartet
"In Europas Mobilfunkmarkt steht 2004 eine Neuordnung an", sagt Roman Friedrich, Berater bei Booz Allen Hamilton. Viele kleine Anbieter stehen zum Verkauf. Frank Rothauge, Analyst der Privatbank Sal. Oppenheim, sagt: "Wir werden nächstes Jahr eine ganze Welle neuer Zukäufe sehen."
Da warten sie: Italiens Mobilfunkanbieter Wind - zum Verkauf; Spaniens Netzbetreiber Amena - zum Verkauf. Der weltgrößte Mobilfunkkonzern Vodafone schnappt schon nach Frankreichs zweitgrößtem Anbieter SFR. Analysten halten auch die Übernahme des österreichischen Ex-Monopolisten Telekom Austria durch sein Schweizer Pendant Swisscom für eine klare Sache. Zudem steht auf dem Zettel der Investoren für 2004 die Fusion der niederländischen KPN und der britischen MMO2, die schon 2003 umeinander scharwenzelten.
Jetzt legen die Konzerne den Grundstein für künftige Marktchancen. Dabei zählt vor allem der Mobilfunk. Neben Zukäufen müssen die Netzbetreiber ihre Kunden bald für eine funkelnde neue Datenwelt gewinnen, um das Schrumpfen im Festnetzgeschäft aufzufangen. "Die Musik spielt 2004 im Mobilfunk und da vor allem bei der neuen, schnellen Handytechnik UMTS", sagt Berater Friedrich. "Die Unternehmen müssen jetzt die Datendienste vorantreiben, um ihre durchschnittlichen Kundenumsätze zu steigern", glaubt Analyst Borscheid.
Gefahr durch Billiganbieter
Dass die neuen mobilen Datendienste nicht so schnell Geld in die Kassen spülen wie gedacht, haben die Anbieter registriert. Sprachdienste machen noch 80 Prozent der Handyumsätze aus. Durch gewiefte Angebote versuchen die Netzbetreiber daher, Festnetzanbietern Umsätze abzuringen. Schon jetzt haben 1,9 Millionen Deutsche keinen Festnetzanschluss mehr.
Gleichzeitig erwartet Telekomexperte Friedrich eine neue Bedrohung für Europas etablierte Netzbetreiber: Billiganbieter, mit eigenem Netz und günstigen Verträgen ohne Handy und übers Internet vermarktet - "Die könnten in Deutschland die Kosten der Konzerne um 30 Prozent unterbieten, weil sie sich nicht mit Zuschüssen für die Handys belasten müssen", schätzt Friedrich.
Die etablierten Anbieter müssen ihre Kunden umso dringender in die neue, beratungsintensive Datenwelt treiben. Zwei Jahre später als geplant wollen sie Ende 2004 UMTS in Europa starten. Für die Lizenzen haben sie 2000 immerhin 50 Mrd. Euro bezahlt. Noch sind die UMTS-Handys fehlerhaft, marktreif sind nur wenige. Zur Computermesse Cebit im März wollen die deutschen Netzbetreiber erste UMTS-Angebote vorstellen.
"Für die Kunden wird UMTS 2004 das erste Mal ein Thema", sagt Analyst Borscheid. "Zum großen Datenboom wird es dieses Jahr aber nicht kommen." Die Massenbewegung bleibe 2004 aus, sagt auch sein Kollege Rothauge. Zu wenig Verträge laufen aus. Erst ab Ende 2005 wird eine größere Zahl UMTS-Geräte verkauft.
Netzbetreiber kontra Hersteller
Zudem stehen die Anbieter aus Friedrichs Sicht vor einem harten Kampf mit den Handyherstellern, allen voran der finnische Marktführer Nokia. Die Netzbetreiber wollen das Handydesign selbst bestimmen. Schon dieses Jahr haben Vodafone, T-Mobile und andere begonnen, die Geräte auf ihre Anforderungen anpassen zu lassen. Vor allem Nokia sperrt sich gegen Einmischung.
"Es steht eine Neuordnung der Industriestruktur an. Die Handyhersteller haben mit ihren starken Marken die Netzbetreiber bisher als Vertriebskanal genutzt", sagt Friedrich. "Das wird sich 2004 fundamental ändern. Es ist ein Kampf, den wir jetzt erst in Ansätzen sehen." Die Netzbetreiber könnten so ihren Einkaufspreis halbieren, glaubt der Experte.
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