@Jörg9: CEOs dürfen kurz vor Veröffentlichung von Quartalsberichten keine DDs tätigen. Gegeben, dass der CEO so erheblich Anfang des Jahres gekauft hat, würde ich aber ohnehin vermuten, dass er mittlerweile "all in" ist und daher in Punkto DDs nichts mehr groß kommen wird. Es ist aber so oder so kaum ein schlechtes Zeichen, dass er bereitwillig für zig Millionen in den hohen 40ern gekauft hat.
Du vermutest, dass jetzt eine Gewinnwarnung kommen dürfte. Das deckt sich mit der H&A Vorhersage. Ich halte das persönlich jedoch für unwahrscheinlich. Q2 dürfte erwartungsgemäß nochmal schwach werden, ab Q3 sollten Umsatz und Ergebnis dann aber spürbar anziehen (was für Unternehmen dieser Branche auch die normale Saisonalität ist). Schau Dir einfach den hervorragenden Auftragsbestand an, der Jahr für Jahr auf neue Höhen steigt.
Was die Guidance selbst angeht: die ist gerade eben erst angehoben worden auf 110 Mio. Umsatz bei unveränderter prozentualer Marge (also absolut ebenfalls effektiv eine Anhebung). Ich halte es daher für wahrscheinlich, dass die Guidance im Q2 Bericht nächste Woche nicht gekappt, sondern bestätigt wird. Gegeben, dass SNP gerade zwei große Übernahmen hatte (mit annualisiert fast 40 Mio. EUR zusätzlichem Umsatz, der zu integrieren ist), würde ich am Endedes Jahres ein Ergebnis am unteren Ende der EBIT-Range erwarten.
In meinen Augen ist das aber ohnehin sekundär. Dass SNP mit komplexen Transformationsprojekten wie M&A bis zu 20% EBIT Marge verdienen kann, haben sie bereits nachweislich gezeigt und die Skalierung der Software wird bei der Marge weiter helfen. Bei dem krassen Wachstumstempo (derzeit Verdopplung alle zwei Jahre) ist aber auch klar, dass man kurzfristig erhebliche Integrations- und Anpassungskosten hat.
Dieser Umstand sagt allerdings nichts negatives über die inheränte Profitabilität des Geschäftsmodells von SNP (die ja belegt ist). Im übrigen gewinnen sie momentan die komplexesten Pitches der Welt, z.B. die Dow/DuPont Fusion oder den Carve Out von hp. Das organische Wachstum ist zudem enorm (siehe die Entwicklung des Auftragsbestands und der Pipeline). Und das eben wegen eines überlegenen Angebots/Produkts.
Denn bei Pitches wie Dow/DuPont dürfen normalerweise nur globale Beratungskonzerne wie Accenture oder Cap Gemini teilnehmen, keine kleinen deutschen SAP Klitschen. Unternehmen wie Datagroup, All for One Steeb o.ä. sind da komplett außen vor. Wenn ein kleines Unternehmen wie SNP auf diesem Top-Level Pitches gewinnen will, muss es *erheblich* besser sein als die globalen Beratungskonzerne, gegen die es antritt. SNP hat mit diesen gewonnen Pitches in 2015/16/17 den Proof of Concept erbracht und sich damit die Tür aufgestoßen, nun regelmäßig in der ersten Liga dabeizusein.
Man wird weiter die Deal-Pipeline beobachten müssen. Da M&A zyklisch ist und es Klumpen-Orders gibt, wird das nicht von Quartal zu Quartal immer steil raufgehen. Schön wären perspektivisch weitere Gewinne von Großprojekten. Essilor/Luxottica dürfte aufgrund der fehlenden Präsenz in Italien und Frankreich in meinen Augen schwierig bis unmöglich sein. Aber Linde/Praxair ist sicher ein Projekt, wo SNP ein Angebot einreicht (da USA/Deutschland).
Man wird sehen, wie schnell weitere Auftragsmeldungen für komplexere Migrationsprojekte kommen. Wichtig ist jetzt erstmal die geographische Abdeckung voranzutreiben, die Neueinkäufe zu integrieren und auf das Migrations-Businessmodell zu trimmen und zudem Berater-Kapazitäten für das florierende organische Wachstum zu schaffen. Solange SNP weiter bei den attraktivsten Deals im SAP Bereich dabei ist, die global ausgeschrieben werden, sollte einem hier nicht bange werden. |