Ich habe ja nichts dagegen, wenn VO und AR weder "Best Buddys", noch "langjährige, vertraute oder sogar verwandte Partner/Kollegen" sind. Es können von mir aus auch Vertreter von Arbeitnehmern und anderen Stakeholdern (z.B. Softbank) rein.
Es geht mir nur darum, dass sie alle ein "Wir" sind. Und da finde ich Eichelmanns bewusste Hervorhebung, er habe Freis geholt, als durchweg schädlich. Wundert mich sowieso, dass das von den bashenden Medien nicht noch längst für weitere Spekulationen und Argwohn ausgenutzt wurde. Vllt. geben sie nun Ruhe, weil sie haben was sie sich immer selbst einredeten: Eine personelle und organisatorische Veränderung bei WDI dank Mediendrucks. Ist zwar falsch, aber so kennen wir ja die Presse...
Und ja, natürlich werden die sich bei WDI schon seit Längerem damit beschäftigt haben, wie die neue Struktur auszusehen habe und die bestehden Vorstände werden sicherlich ihre Wünsche, was sie wollen und nicht mehr wollen, geäußert haben.
Nur alle Datenunternehmen performen deswegen, weil die "Macht" auf wenige konzentriert ist. Gates mal außen vor, aber Bezos ist weiterhin bei DER Entscheider bei Amazon, die Google-Gründer bei Alphabet, Zuckerberg bei Facebook (hier finde ich es schlimm, aber anderes Thema), die SAP-Gründer bei SAP. Natürlich geht zu viel "Macht" in den Händen eines Falschen nicht allzu lange gut (Ballmer-Microsoft), aber der war ja auch kein "Visionär", "Techie", sondern ein reiner BWLer. Und wie viele Firmen sind daran "zerbrochen", weil sie zu viele Vorstände hatten, weil sie Schattenmänner hatten (Piech und Porsche bei VW), weil sie zu unterschiedlich waren.
Und du, Digi, hast ja selbst nach dem KPMG-Bericht interessante Argumente für einen "Machtkampf"/"Zuständigkeitswirrwarr" zwischen Eichelmann und Braun gebracht.
Braun halte ich nicht für narzisstisch, der will einfach Ruhe und ist sich für nichts zu schade. Selbst für eine nicht nötige Entschuldigung und für eine Sonderprüfung. Sowas ist mit Eichelmann nicht zu machen. Der will nie schlecht da stehen, und ich erachte ihn auch als Opportunist. Er sah KPMG als Chance für sich und setzte sich durch. Aber danach kam kein Wort von ihm. Jetzt stellt er sich als Aufräumer dar, als Recruiter. Aber geliefert hat er noch nichts. Warten wir mal ab, wie harmonisch es die nächsten Jahre noch zu geht. Narzissten sind dafür bekannt, zu manipulieren und Seilschaften zu knüpfen. Ich habe es in anderen Kontexten bei Besetzungen von wichtigen Positionen mehrfach erlebt. Jeder wusste, dass der und die völlig Banane sind, aber aufgestellt, nominiert, gewählt etc. wurde der/die dann trotzdem. Und sei es, um endlich Ruhe zu haben, denn es sind immer nur die Klügeren, die nachgeben.
Wenn die noch zu besetzenden Positionen keine ausgewiesene Digitalerfahrung haben, z.B. ein Amerikaner oder Asiate von einem dortigen Techunternehmen, und wenn nicht auch einer aus Retail kommt, dann braucht es schon verdammt viel, damit ich meine aktuell negative Einstellung zu Eichelmann ändere.
Problem bei Eichelmann ist auch, dass er mehr Vergangenheit hinter sich, als Zukunft vor sich hat. Er ist mit dem ganzen Digitalthema, auch vom ökonomischen her, nicht aufgewachsen, er hat Jahrzehnte in ganz anderen Themen gearbeitet, vermutlich liest er weiterhin HB und WiWo und hält die für gut, zumindest aber für wichtig, und er ist in Betrieben groß geworden, in denen es immer irgendwie bürokratisch zu ging. Er ist nicht unternehmerisch, noch nicht mal was gegründet, und sonderlich loyal und umgänglich scheint er mir auch nicht zu sein. Zwischen Wulff und Braun konnte man wenigstens ein Vertrauensverhältnis erahnen und das braucht es zwischen AR und V.
Ich lasse mich aber gerne eines besseren Belehren und hoffe sehr, dass meine Skepsis ggü. Eichelmann unbegründet bleibt. Schließlich hatte ich bislang nichts gegen ihn, seit dem er vor einem Jahr in AR kam. Lediglich sein Verhalten zuletzt ist mir nicht geheuer. Auch, dass er so gut bei den Medien ankommt, obwohl wie auf Wikipedia zu sehen ist, man ihm seine Vita auch sehr negativ auslegen könnte. Da haben Holtermann und Bergermann schon mehr konstruiert, um WDI schlecht zu machen um des Schlechtmachens Willen.
Zum Schluss: Ja, ich bin schon bewusst, dass das Compliance etc. wichtig ist, von mir aus auch auf Vorstandsebene. Denn mit Datenbesteuerung, IT-Security, E-Geld, Algo-TÜV, KI-Entscheidungen und der wahrscheinlichen Produkterweiterung auf z.B. Brokerage, Versicherungen, Kreditfinanzierung, Einlagen (-sicherung), etc. braucht es hier eine eigene Abteilung. Vermutlich wird Wirecard auch Public-Affairs aufbauen, um Einfluss auf die Gesetzgebung zu den obigen Themen nehmen zu können. |