27.08.2003 10:14
" WCM kann überleben"
Es ist noch gar nicht so lange her, da ließ der Name Karl Ehlerding anderen Konzernlenkern einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Der WCM-Großaktionär war berüchtigt, traditionsreiche Unternehmen aufzukaufen, um sie dann in Einzelteile zerstückelt wieder zu verkaufen. Über den tiefen Fall der WCM sprach boerse.ard.de mit Andreas Weese, Finanzanalyst bei der HypoVereinsbank.
boerse.ard.de: Vor nicht allzu langer Zeit flößten die Namen WCM und Ehlerding in der deutschen Unternehmenslandschaft noch Ehrfurcht ein. Heute scheint die WCM zu einem zahnlosen Tiger verkommen zu sein. Wie konnte es zu dem Absturz kommen?
Weese: Das ist eine prekäre Frage, die man nicht so einfach beantworten kann. Bei WCM hat vieles mit Spekulationen zu tun, denn der Konzern muss in seiner Unternehmenskommunikation transparenter werden. Um die jüngste Entwicklung zu verstehen, muss man sich zum einen das Geschäftsmodell der WCM ansehen und zum anderen die Aktionärsstruktur. Das Geschäftsmodell ist auf zwei Säulen aufgebaut: Dem Immobiliengeschäft, das kontinuierliche Einnahmen garantieren soll und die Beteiligungen. Und genau bei letzterem hat sich die WCM mit ihrem Engagement bei der Commerzbank mit Sicherheit verspekuliert. Jetzt sitzen sie auf ihrer Beteiligung und einem Schuldenberg, der keinen Raum für neue Beteiligungen lässt. (Über den Kursverlauf der Coba brauch ich ja weiter nix zu sagen...)
boerse.ard.de: Und welche Rolle spielt die Aktionärsstruktur?
Weese: Die Aktionärsstruktur mit dem Großaktionär Ehlerding und seinen persönlichen Problemen dürfte der zweite Grund für die jüngsten Entwicklungen der WCM sein. Durch seinen eigenen Schuldenberg steht er unter hohem Druck seitens der Banken. Ehlerding muss seinen Anteil an der WCM deutlich verringern. Auch wenn jetzt Gespräche mit sechs Investoren geführt werden, das Hü und Hott in den vergangenen Monaten verunsichert die Anleger. Für diese Verunsicherung sorgten beispielsweise die plötzlich verschobene Genehmigung einer Kapitalerhöhung und die Suche nach einem Investor. Bislang ist doch völlig offen, wann das Problem gelöst wird. Das alles dürfte am Vertrauen der Investoren genagt haben.
boerse.ard.de: Sehen Sie eine realistische Chance, dass WCM seine Probleme in den Griff bekommt?
Weese: Ich glaube, die WCM kann ihre Probleme erst lösen, wenn sie einen neuen Investor gefunden hat. Dadurch würde Ehlerdings Einfluss verwässert und es käme neues Kapital in das Unternehmen. Im Augenblick sitzt WCM in der Zwickmühle. Aber ich würde dennoch nicht so weit gehen, zu sagen, der Konzern stünde kurz vor der Pleite. Wir schätzen den Fair Value der Aktie auf etwa 3,70 Euro. (Das war Ende August!!!)Und auch mit ihrem Commerzbank-Paket hat die WCM eine durchaus liquide Position. Immerhin haben sie ja bereits im vergangenen Jahr einen Großteil der Investition abgeschrieben, so dass sie bei dem aktuellen Kurs der Commerzbank eigentlich wieder etwas besser dastehen müssten.
boerse.ard.de: Also muss ein Investor bei der WCM direkt einsteigen?
Weese: Nicht unbedingt. Es gäbe da auch noch eine ganze Reihe anderer Möglichkeiten. Das kommt ganz auf die Interessen des Investors an. Ich denke mal, dass ein Investor, der stark im Immobiliengeschäft aktiv ist, vielleicht ein stärkeres Interesse daran hätte, bei der WCM-Tochter Sirius einzusteigen, um dadurch an die IVG zu kommen. Im Gegenzug könnte der Investor einen Teil der Schulden von Sirius übernehmen und somit die WCM entlasten. (Herr Investor, du bekommst die IVG, aber vorher musst du unser WCM-Problem mit den vielen Schulden lösen - gelle und dann bekommst du die WCM gleich noch dazu)
boerse.ard.de: Wie stehen die Chancen, dass die WCM zu ihrer alten Stärke zurückkehrt?
Weese: Ehrlich gesagt tue ich mich damit ein wenig schwer. Für mich stellte sich eher die Frage, was muss passieren, damit der Aktienkurs der WCM wieder an den inneren Wert der Aktie herankommt, den wir, wie gesagt auf etwa 3,70 Euro schätzen. Und da kann ich dann nur sagen, dass der Konzern möglichst schnell eine für alle Seiten akzeptable Lösung mit neuen Investoren finden muss. (BALD IST ES SOWEIT)
boerse.ard.de: Kann WCM es ohne fremde Hilfe schaffen?
Weese: Also wenn Sie damit überleben meinen: Meiner Meinung nach ja. Aber natürlich gibt es Momente, in denen Situationen hochgeschaukelt werden, in denen dann wirklich eines zum anderen kommt, ohne dass man darauf noch irgendwelchen Einfluss nehmen kann.
Das Gespräch führte Henrietta Rumberger. ********** s.o. |