Anlaß für die Anfrage bei der IR war wie erwähnt diese Meldung bei ZF Friedrichshafen, die Monate alt gewesen ist und mir bis dato unbekannt war. Entsprechend meinem persönlichen Interesse fallen die Fragen überwiegend in den Bereich Technik, abseits davon dann noch etwas zur Unternehmensentwicklung.
Stil: Die Fragen in Normalschrift, die Antworten von Herrn Joneleit direkt im Anschluss, hervorgehoben.
Bei ein paar Punkten mache ich ein paar Anmerkungen und verlinke zum weiteren Verständnis Texte.
Es gab obendrauf noch ein paar Anlagen, die ich nicht hochladen kann. Das waren überwiegend Veröffentlichungen zur IVU, einigen ohnehin bekannt sein dürften, die aber all jenen, die hier fleißig im Thread lesen und sich informieren, auch nichts wirklich Neues bieten (Platow Börse, Focus Money, Nebenwerte Journal).
1. Zusammenarbeit mit ZF Friedrichshafen Ich bin durch Zufall beim Stöbern auf eine Pressemeldung der ZF Friedrichshafen gestoßen, die aus dem April 2024 stammt. Dort wird von einer Schnittstelle der IVU.suite gesprochen, von "IVU Vehicle Health", von einer Kooperation bzw. gar einer strategischen Zusammenarbeit.
https://www.zf.com/products/de/cv/campaigns/..._ivu_health_check.html Was verspricht sich der IVU Vorstand von einer solchen Kooperation, welche Ziele verfolgt die IVU damit ?
Wir haben schon seit vielen Jahren eine Kooperation mit ZF. Wir hatten zunächst im Kontext der autonomen Fahrzeuge zusammengearbeitet. Nachdem ZF diesen Bereich im letzten Jahr eingestellt hat, haben wir weitere Kooperationsthemen erarbeitet. Wir kooperieren bei technischen Fahrzeugdaten, sodass neben den planerischen Daten auch Daten zum Fahrzeugzustand in unseren Leitstellensystemen angezeigt werden. ZF hingegen hat Interesse, diese Daten im Sinne der Fahrzeuginstandhaltung zu nutzen. Dort ergänzen wir unsere Lösung sehr gut gegenseitig.
ZF hatte auch einen gut besuchten Stand auf unserem letzten Anwenderforum, der das Interesse der Verkehrsunternehmen daran bestärkt.
Was versteht die IVU unter "strategischer Zusammenarbeit" ?
Strategisch ist an der Stelle ein Überbegriff, der unspezifisch ist und verschiedenste Ausprägungen hat. Wir kooperieren sehr gerne mit Partnern, die eine Expertise in einem Feld mitbringen, das unsere eigene sehr gut ergänzt. Im Falle von ZF ist es die Kenntnis um den Umgang mit technischen Fahrzeugdaten, die uns hier sehr gut zupasskommt. Was wir strategisch damit verfolgen, ist, dass wir eine Kooperation evaluieren und anstreben, die die beiden Unternehmen etwas bringt. In dem Fall möchte ZF digitale Dienste vermarkten und wir möchten unsere Produkte anreichern. ZF profitiert von unserem Marktzugang und die IVU profitiert von der Expertise von ZF.
Anmerkung von mir:
Die IVU ist in den vergangenen Jahren mehrere strategische Partnerschaften eingegangen, die überwiegend dazu dienen, Produkte und Lösungen in Zusammenarbeit mit Kunden in der Praxis weiterzuentwickeln.
Beispiele: ÜSTRA Hannover, mit diesem langjährigen und wichtigen Kunden hat man 2017 eine solche Partnerschaft geschlossen.
https://www.lok-report.de/news/deutschland/industrie/item/2069-ivu-ivu-und-uestra-schliessen-entwicklungspartnerschaft.html
Mit Urban Things aus London 2018:
https://www.ivu.de/aktuelles/details/ivu-kooperiert-mit-urbanthings
Daimler Buses 2019:
https://www.daimlertruck.com/newsroom/pressemitteilung/daimler-buses-beteiligt-sich-mit-525-prozent-an-der-ivu-ag-strategische-partnerschaft-fuer-die-vernetzte-mobilitaet-von-morgen-42627669
Mit der SWEG 2022
https://www.ivu.de/aktuelles/details/sweg-und-ivu-beschliessen-strategische-partnerschaft
Oder auch mit den Verkehrsbetrieben St. Gallen 2022
https://www.ivu.de/aktuelles/details/loesungen-der-ivusuite-bei-vbsg
Welche technischen Neuerungen können konkret durch diese Zusammenarbeit mit der ZF angestrebt werden ?
Neben den bereits oben erwähnten Allgemeinen zusammenbringen von technischen Fahrzeugdaten zur operativen Anwendung kann man es konkret machen. Disponenten für den Betriebshof oder auch in der Leitstelle sind daran interessiert, wie es den Fahrzeugen geht und können damit vielleicht arbeiten, die sonst bei der Werkstatt landen würden. Im Verkehrsunternehmen ist die Ressource Fahrzeug stark von den Seiten des Betriebs und der Werkstatt gefragt. Diese Daten helfen in der Fahrzeugdisposition zu entscheiden, ob der Werkstattbesuch noch verzögert werden kann oder wie geplant stattfinden muss.
Warum hat die IVU selbst keine Pressemeldung dazu herausgegeben oder habe ich das komplett überlesen ?
Das ist richtig, die IVU hat bislang keine Presse-Kommunikation zu dieser Kooperation getätigt. Wie oben beschrieben, war ZF allerdings bereits als Aussteller auf unserem Anwenderforum.
Wir freuen uns auf die ersten Ergebnisse aus dieser Zusammenarbeit, die dann auch kommuniziert werden.
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2. Neues IVU Modul „IVU.incident“ Dieses neue Modul wurde bereits 2023 im Zusammenhang mit dem Monheimer Projekt zum Autonomen Fahren seitens der IVU erwähnt und in der ZF Pressemeldung vom April 24 liest man erneut davon. Gibt es eine genauere und ausführlichere Beschreibung dieses neuen IVU Moduls bzw. plant die IVU dazu etwas zu veröffentlichen ?
Wir bewerben das Produkt bereits auf Veranstaltungen wie Messen, dem Anwenderforum oder in Webinaren. Zudem ist es als eigenes Produkt in unsere IVU.suite Familie eingezogen und hat ein eigenes Quadrat in der Darstellung erhalten. Inzwischen haben wir erste Installationen, befinden uns dennoch in der stetigen Weiterentwicklung, um das Funktionspaket zu vervollständigen.
Wir erstellen detaillierte Produktbeschreibungen zu jedem Modul, die wir mit unseren Kunden teilen.
Anmerkung: Die Modulbeschreibung ist noch nicht für die allgemeine Öffentlichkeit freigegeben, das wird sicherlich zu einem späteren Zeitpunkt in einer komprimierten Form aber noch erfolgen.
Ganz allgemein handelt es sich um ein tief in andere IVU Lösungen wie IVU.fleet integriertes Modul, in dem Vorfälle unterschiedlichster Art erfasst und verarbeitet werden. Das beinhaltet technische Fahrzeugdaten ebenso wie externe Einflüsse, z.B. Unfälle, die Auswirkungen auf die Planung und Organisation in der Leitstelle haben.
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3. Personalleitstelle Die IVU meldete, dass die Dänische Staatsbahn DSB als erster Kunde die Personalleitstelle in Betrieb genommen hat. Was genau zeichnet diese Personalleitstelle aus, was ist das Besondere an diesem Modul ?
Worin unterscheidet sich diese Personalleitstelle von der integrierten Bahnleitstelle, die bereits im Einsatz ist, z.B. bei der SWEG ?
Beide Produkte sind bislang vornehmlich im Kontext unserer Eisenbahnkunden im Einsatz.
Die Personalleitstelle hat einen besonderen Fokus auf das zu disponierendes Personal und stellt damit eine Teildisziplin der integrierten Bahnleitstelle dar. Zweitere hat den gesamten Betriebsablauf im Fokus. Dazu finden Sie jeweils umfangreiche Informationen auf unserer Webseite.
https://www.ivu.de/aktuelles/details/neue-ivu-personalleitstelle-bei-der-dsb-im-einsatz
https://www.ivu.com/news/details/sweg-setzt-auf-die-integrierte-bahnleitstelle-von-ivurail
Insbesondere das Feedback der Dänischen Staatsbahn (DSB) zum Funktionsumfang und der Einführung der Personalleitstelle macht uns besonders stolz.
https://www.linkedin.com/company/ivu-traffic-technologies-ag/posts/?feedView=all
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4. Wie entwickelt sich das neue Angebot IVU.consult ? Kann man seitens der IVU bereits etwas dazu sagen, wie stark das neue Angebot nachgefragt wird, von Bestandskunden, wie von Unternehmen, die noch keine Kunden der IVU sind ?
Welche mittel- und langfristigen Ziele verfolgt die IVU mit diesem Angebot ?
Mit welcher Netto Marge plant man in diesem Geschäftsbereich ? Wie erklärt es sich und was ist der Hintergrund, dass das IVU-consult Team sehr international aufgestellt ist, überwiegend mit Mitarbeitern aus Schweden und GB ?
Wir sind sehr zufrieden mit der positiven Entwicklung mit IVU.consult. Die Kollegen unterstützen teilweise direkt vor Ort im operativen Betrieb bei unseren Kunden. Ebenso beraten Sie bei Eisenbahnverkehrsunternehmen, die noch nicht Kunden unserer Software-Systeme sind, bei Ausschreibungen. Durch diese beiden Handlungsfelder rücken wir auch vor und nach dem Einführungsprojekt näher an unsere Kunden. Dies ist auch unser Hauptmotiv, anstelle der Steigerung des IVU-Betriebsergebnisses, auch wenn wir uns sehr über den positiven Ergebnisbeitrag freuen. Da in diesem Bereich kein Lizenzverkauf angestrebt wird, ist demzufolge auch eine andere Marge zu erwarten.
Der erhöhte Bedarf nach diesen Dienstleistungen ist zunächst über skandinavische Eisenbahnkunden geweckt worden. Dies begründet auch das internationale Team. Wir haben auch bereits Mitarbeiter gewinnen können, die sich unseren Verkehrsunternehmen im DACH-Markt widmen und insbesondere ein herausragendes Schulungs- und Weiterbildungskonzept für diese Kundengruppe anbietet.
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5. TrenoLab Strebt die IVU eine prozentual stärkere Beteiligung, als die bisherigen 20% bei TrenoLab an, gibt es seitens des Vorstands Überlegungen einer kompletten Übernahme ?
Wir haben eine intensive und fachlich tiefe Zusammenarbeit mit TrenoLab. Das bezieht auch auf für die IVU AG neue Kunden. Durch die Erweiterung unseres Portfolios können wir gemeinsam für diese Kunden ein verbessertes Portfolio samt effizienteren Projektabläufen bieten. Wenn es Möglichkeiten gibt, würden diese Beteiligung auch gerne über die 20% ausweiten.
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6. KI Das Thema künstliche Intelligenz ist allgegenwärtig. Für den Verkehrsbereich ist KI ebenfalls ein sehr aktuelles und spannendes Thema. Könnte die IVU die Frage der Einfluss von KI auf die IVU Produkte für die Öffentlichkeit verständlich formulieren und ausführlich darstellen ? In welchem Maße dies bereits aktuell in der Anwendung ist und welche Rolle die KI zukünftig spielen wird ?
Neben der oben erwähnten Erweiterung unserer IVU.suite um ein weiteres Kästchen, haben Sie genau den zweiten Teil dieser Erweiterung entdeckt. Mit IVU.data richten wir ein besonderes Augenmerk auf diese Entwicklung und untermauern diese Bedeutung mit einem eigenen Produkt.
https://www.ivu.de/loesungen/highlights/optimierung#bigdata
Wir haben schon seit längerer Zeit einen besonderen Teil der KI im Einsatz. Das Machine Learning unterstützt innerhalb unserer Software bei der Berechnung von Energiebedarfsprognosen im Einsatz von Elektrobussen. Wir evaluieren stetig nach weiteren Einsatzgebieten für diese Technologie. In diesem Zusammenhang ist es allerdings auch erwähnenswert, dass KI nicht pauschal die Antwort auf jegliche Verbesserung des Betriebs bei unseren Kunden ist. Weiterhin sind Optimierungsalgorithmen ein sehr starkes Instrument in der Effizienzsteigerung in Verkehrsunternehmen. Des Weiteren befassen wir uns mit der KI als Unterstützung bei internen Prozessen, sowie der Produktion unserer Produkte, also Erstellung, Test und Dokumentation von Software-Code.
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7. Unternehmensperspektive und Ausblick des Vorstands Von Seiten einiger Aktionäre, welche die IVU schon seit längerer Zeit im Depot haben und das Unternehmen begleiten, hört man in letzter Zeit häufiger die Kritik, dass man vom Vorstand der IVU mehr zu mittelfristigen Perspektive und Unternehmensentwicklung hören möchte. Man vermisst hier eine offensivere Kommunikation mit dem Kapitalmarkt. Gerade auch die fallenden Margen und der forcierte Personalaufbau der letzten Jahre wären stärker erklärungsbedürftig. Wie plant der Vorstand, wo will man als Unternehmen operativ und in Sachen Marktanteile (DACH, Europa, Global) in 3 – 5 Jahren stehen ? Kann sich der Vorstand und die IR vorstellen, die Kommunikation mit den Aktionären und dem Kapitalmarkt in Zukunft zu forcieren und die IVU bekannter zu machen ?
Wir hatten in den vergangenen Jahren ein Umsatz CAGR von 9%. Diese Entwicklung wollen wir gerne weiterführen. Zudemarbeiten wir daran auch die Effizienz unterhalb des Umsatzes weiter zu steigern.
Der erfolgreiche Personalaufbau hat in Kombination mit steigenden Kosten für unsere interne Software und Hosting auf diese Kennzahlen eingewirkt. Wir prüfen derzeit alle geplanten Neueinstellungen in Hinblick auf die angestrebte Effizienzsteigerung und planen das Personalwachstum deutlich zu verlangsamen. Die adäquate Information unserer Aktionäre ist uns wichtig und gerne berichten wir auch abseits der Hauptversammlung. Wir spüren ein steigendes Interesse von internationalen, institutionellen Investoren an der IVU. Die Nachfrage nach bilateralen Gesprächen ist deutlich gestiegen. Diesen Anfragen werden wir gerne gerecht und haben dahingehend unsere Aktivitäten intensiviert.
Neben diesem Engagement haben wir einen Earnings-Call und auch Roadshows durchgeführt. Ich gehe fest davon aus, dass wir dies auch beibehalten werden. Schließlich pflegen wir die Beziehungen zur Finanzpresse, die wiederum regelmäßig ausführlich über die IVU berichtet. Ich hänge Ihnen ein paar Aktuelle Beispiele an. Insbesondere die Veröffentlichung im Focus Money ist ein Resultat unserer IR-Arbeit.
Anmerkung: CAGR = Durchschnittliche jährliche Wachstumsrate
So, das wars.
Ich nerve die Leute von der IR immer ungerne, weil ich denke, dass sie genug Arbeit haben und ohnehin schon wer weiss was an Post bekommen. Umso mehr freue ich mich, wenn es dann zu einem solchen Briefwechsel kommt.
Auch wenn es überwiegend technische Aspekte betraf, hoffe ich, dass der ein oder andere auch etwas für sich herausziehen kann.
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