18. Februar 2008 | 11:50 Biodiesel wird immer teurer
Aktuelle Nachrichten - Magdeburg (ddp-lsa). Der Preisanstieg für Biodiesel verunsichert die Hersteller in Sachsen-Anhalt. Der klare Preisvorteil, mit dem Biodiesel vor Jahren am Markt gestartet war, ist verschwunden. Der Landesbauernverband fordert eine Rücknahme der Steuererhöhung. Das Agrarministerium in Magdeburg kündigte seine Unterstützung an.
Im Januar war die Steuer auf reinen Biodiesel um sechs Cent pro Liter auf 15 Cent gestiegen. Dies und die höheren Preise für Rohstoffe wie Rapsöl hat laut Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen (UFOP) zu einem Einbruch des Marktes geführt. Spediteure und andere Großverbraucher hätten den Bezug praktisch eingestellt.
Mit der höheren Steuer werde dem Biodiesel nun «vollends der Garaus» gemacht, beklagte die UFOP.
Sachsen-Anhalts Bauernverband fordert die Rücknahme der jüngsten Steuererhöhung. Da sich die Preise von Biodiesel und normalem Diesel kaum noch unterschieden, sei der Markt dafür außerhalb der Landwirtschaft praktisch eingebrochen, sagte Sprecherin Susanne Brandt. Daurch drohe der Verlust von Absatzmärkten für nachwachsende Rohstoffe.
Auch das Agrarministerium sieht «akuten Handlungsbedarf». Sprecher Detlef Thiel sagte, der Bundesrat habe auf Antrag Sachsen-Anhalts die Bundesregierung schon im November 2007 aufgefordert, die stufenweise Anhebung der Biodiesel-Steuer bis zur Klärung der Wettbewerbsfähigkeit zu strecken. Trotz des schärferen Wettbewerbs sei Berlin aber untätig geblieben. Das Ministerium sehe die Branche noch im Aufbau, sagte Thiel. Daher setze man sich dafür ein, auch im Steuerrecht ihre Entwicklung nicht zu behindern.
Im ersten Monat des Jahres lag der Großhandelspreis für Biodiesel laut UFOP bei durchschnittlich 100,3 Cent je Liter und damit sogar um 2,3 Cent über dem für herkömmlichen Diesel. Bundesweit schätzte die UFOP den Verbrauch von Biodiesel im Jahr 2007 auf rund drei Millionen Tonnen, wobei 1,3 Millionen Tonnen auf Beimischungen und 1,7 Millionen Tonnen auf Biodiesel-Reinkraftstoff entfielen.
Das Agrarministerium des Landes glaubt, die Beimischung könne die Situation entschärfen. Das Biokraftstoff-Quotengesetz schreibe bei Dieselkraftstoff bis 2009 eine Zumischung von Biodiesel von 4,4 Prozent vor, sagte Thiel. Da diese Menge noch nicht erreicht sei, gebe es noch Spielraum. Zudem plane der Bund, mit dem Gesetz eine höhere Beimischung zu ermöglichen. Auch der Vizepräsident der Landesanstalt für Landwirtschaft, Falko Holz, hält einen weiteren Bedarf durch die steigende Pflichtbeimischung für möglich.
Die Produktionskapazität von Biodiesel in Sachsen-Anhalt lag Ende 2007 bei 875 000 Tonnen pro Jahr. Nach Angaben des Bauernverbands wurden 2007 im Land 180 000 Hektar Acker mit Raps bebaut, etwa 80 000 Hektar davon für die Kraftstoff-Erzeugung. Eine Ausweitung sei kaum zu erwarten, auch weil mit Lebensmitteln derzeit höhere Preise als mit nachwachsenden Rohstoffen erzielt würden. |