Man hat den Eindruck, dass die US-Wahl alle anderen Gedanken vernebelt, selbst Corona ist in den Hintergrund getreten. Völlig unbemerkt gab es diese Woche eine FED-Sitzung. Bei der ist nichts passiert ausser schöner Worte, dass man weiter alles tut um vdie Wirtschaft vor den Folgen von Corona zu schützen. Obwohl die FED nichts Konkretes getan hat, sind viele Assets wie Gold, Bitcoin, Aktien diese Woche nach oben geschossen. Volkswirtschaftliche Daten sind vollkommen am Markt vorbeigegangen. In den USA gab es diese Woche einen schwächerren ISM, geringere Fahrzeugverkäufe, schwächere Produktivität als erwartet. In der Summe keine Daten, die für Kursanstiege an den Börsen sprechen. In Deutschland haben insbesondere die Auftragseingänge der Industrie und die Industrieproduktion enttäuscht. Dass gerade zyklische Werte gestiegen sind passt ja genau dazu. In den letzten Tagen kam die Dollarstärke zu einem Ende, was ja auch nicht unbedingt für unsere Exportwerte spricht. Bei Bayer war z.B. die Währungsentwicklung einer der Gründe für das Profitwarning Anfang der Woche. In den Hintergrund getreten ist die Corona-Entwicklung. Hier gibt es täglich neue Rekorde bei den Infektionszahlen. Die USA hat die 100.000 überschritten, Deutschland liegt über 20.000 und die kleine Schweiz bei über 10.000 pro Tag. Griechenland kündigte einen Lock-Down an, ein Land, das bis vor ein paar Wochen noch das letzte verbliebene Reiseziel war. Haben die Deutschen jetzt etwa dort Corona eingeschleppt? Was feiern die Börsen? Dass Biden gewinnt? Das kann positiv sein hinsichtlich des Welthandels, hinsichtlich des Klimas, hinsichtlich des Tons miteinander. Aber wir bekommen auch mehr Regulierung und höhere Steuern, auch wenn die Republikaner diese Richtung mit der Senatsmehrheit abmildern werden. Aber die Richtung ist klar. Also ist das tendenziell negativ für Unternehmen und um mich nicht falsch zu verstehen: Börse ist nicht das Wichtigste. Es ist höchste Zeit, dass Gutverdienende Unternehmen und Privatleute einen gesellschaftlichen Beitrag leisten müssen. Sie nutzen ja auch die staatliche Infrastruktur und die staatlich ausgebildeten Mitarbeiter. Man feiert einen Biden-Sieg, weil man ein größeres Konjunkturpaket erwartet. Aber das kommt nicht morgen. Biden tritt erst im nächsten Jahr an. Und auch das kann natürlich wegen der unterschiedlichen Mehrheitsverhältnisse geringer als erhofft ausfallen. Zudem wird es keine sofortige Wirkung entfalten; wenn Menschen wegen Corona nicht arbeiten, dürften die Effekte erst später zu sehen sein. Die Entwicklung des N100 in den letzten Tagen führte schon wieder in die Reichweitedes ATH, ein Niveau, auf dem der Markt nach übereinstimmender Meinung überteuert ist. Mein Short auf den N100 ist weiter aktiv. Zugekauft habe ich heute die Deutsche Telekom. Es gab sehr gute Zahlen der US-Tochter. Hier wurde die Umsatzguidance erhöht; Synergieeffekte aus dem Merger mit Sprint können schneller gehoben werden. Die US-Tochter ist für ca. 2 Drittel der Telekom-Umsätze verantwortlich und macht inzwischen mehr als 80% der Bewertung aus. So langweilig wie viele meinen ist die Telekom also nicht. Es ist ein Wachstumswert, wird aber nicht so wahrgenommen - zumindest nicht in Deutschland. Die Aktie der US-Tochter ist dieses Jahr rd. 50% gestiegen, heute morgen liegt die Aktie 7% im Plus. Die deutsche Muttergesellschaft ist im gleichen Zeitraum um ca. 30% gefallen. Verrückte Welt. Ich freue mich also auf meine langfristig steigende Dividende und warte geduldig auf die Neubewertung der Aktie. |