und "Das Internetcasino Betunusa ist in der Steueroase Antigua lizenziert und zahlt dort überwiegend gar keine Steuern".Die Aktie der BetOnUSA ist seit Mitte Dezember 2005 im Entry Standard der Deutschen Börse gelistet. Sie kostete im April 2006 zwischenzeitlich mehr als zehn Euro, am 30.März 2007 wurde in der Hauptversammlung neben der Umfirmierung in MioBet AG der Verkauf des Unternehmensbereiches Internet-Entertainmentbeschlossen. Durch die Verabschiedung der amerikanischen Gesetzgebung zur Bekämpfung des Online-Gamings im Oktober 2006 wurde laut Mike Hansch, dem CEO von Betonusa, die Veräußerung des Online-Entertainment-Geschäfts erforderlich, um die Gesellschaft sowie vor allem die operativen Mitarbeiter vor einer möglichen Strafverfolgung durch die US-Behörden zu schützen.http://www.finanznachrichten.de/...ichten-2007-03/artikel-7995248.asp Die FAZ schrieb bereits vor einem Jahr über die agressive Werbung und die Firma: ....Das Onlineportal „gehört zu den Top fünf der erfolgreichsten Wettspielportale auf dem US-Markt und erzielt wesentlich höhere Umsätze und Gewinne als zum Beispiel Betathome“, so die Werbung. „Durch die spektakuläre WettAufDeutschland.de-Kampagne gerät die BetOnUSA-Aktie jetzt immer mehr in den Fokus der Anleger und läßt Träume wahr werden.“ Träume werden wahr? Das muß sich für die BetOnUSA-Aktionäre erst noch zeigen. Die Digital Media N.V. verschenkt nicht nur die erwähnten 99 Aktienpakete, sie bietet auch ihren gesamten Anteil an der BetOnUSA zum Verkauf an - insgesamt 6,4 Millionen Aktien, was 16 Prozent der ausstehenden Anteile entspricht. Zum Download bereitgestellt werden Unterlagen, mit denen sich Aktienpakete im Wert von mindestens 50.000 Euro zeichnen lassen.Die Gesellschaft mit Sitz in Curacao auf den Niederländischen Antillen ist keine Unbekannte. „Die Digital Media N. V. stellt Anlegern märchenhafte Gewinne in Aussicht, wenn sie sich mit 2.500 Euro an der Finanzierung einer Glücksspielsoftware beteiligen“, warnte Finanztest schon im Oktober 2004 vor dem Geschäftsmodell der Firma. Überschrieben ist der Artikel mit „Abenteuerliches Angebot“. Inzwischen trägt Digital Media übrigens ein „i. L.“ hinter der Rechtsform - die Gesellschaft ist „in Liquidation“.
Auch eine Vertriebsgesellschaft der Digital Media, die CasMaker Ltd., war schon in den Schlagzeilen: Mehrere Gerichte untersagten der Firma irreführende Werbung mit Finanztest. Börse Online beschrieb das Unternehmen im vergangenen Jahr schlicht als „unseriös“.Eigner der Digital Media ist Mike Hansch, der auch die CasMaker AG gegründet hat, die Vorläufergesellschaft der BetOnUSA AG. Die Staatsanwaltschaft sah 2004 bei Hansch einen Anfangsverdacht der Geldwäsche. „Die Vorwürfe erhärteten sich jedoch nicht“, betont BetOnUSA in einer Pressemitteilung vom März 2006.
Aktien als Wettgewinn, Gesellschaft in Liquidation, Warnungen von Anlegerschützern. Grund genug für den Versuch, die Geschichte von Anfang an zu erzählen: Mike Hansch sah Online-Casinos schon vor Jahren als lukratives Geschäftsmodell. Er sicherte sich eine Lizenz und mehrere Webportale. Doch ihm ging das Geld aus, um die nötige Werbung zu schalten. Es muß andere geben, die auch an Online-Casinos glauben, dachte sich Hansch, wie er im Gespräch mit FAZ.NET sagt. Also sammelte seine Digital Media N.V. 2004 und 2005 über die genannte Vertriebstochter CasMaker Ltd. von Privatanlegern, den stillen Gesellschaftern, 40 Millionen Euro ein.Sein Finanzkonstrukt mußte natürlich beworben werden. Und weil Werbeagenturen in der Regel einen Rabatt bekommen, wenn sie Anzeigen schalten, gründete Hansch seine eigene Agentur gleich mit: die Digital Views AG. Sie sollte später die eigentliche Keimzelle der BetOnUSA AG werden.
Doch einen Schritt zurück: Das Geld der Anleger sollte ursprünglich ja für das Wettportal-Marketing verwendet werden. Dann aber sah Hansch, daß BetOnUSA zum Verkauf stand, ein in den Vereinigten Staaten erfolgreiches Online-Casino. Hansch griff zu. Mit ins Boot holte er das Management des aufgekauften Unternehmens, weil es sich am besten mit dem Wettportal-Geschäft auskannte. Dieses hielt fortan 24,5 Prozent der Anteile der CasMaker AG. So hieß Hanschs ehemalige Werbeagentur Digital Views inzwischen. Die Agentur brauchte er schließlich nicht mehr, der Börsenmantel war schnell mit neuem Leben gefüllt.30 Prozent der Anteile der umgewandelten AG gingen an die ehemaligen stillen Gesellschafter. Dieser Umweg war nötig, weil Hansch inzwischen mit der Bafin zu tun hatte: Die Allfinanzaufsicht wollte einen Wertpapierprospekt sehen, den konnte Hansch auf die Schnelle aber nicht liefern. Denn dazu hätte er testierte Zahlen aus vergangenen Geschäftsjahren vorlegen müssen, was etwa bei einem Online-Casino aus Antigua nicht ohne weiteres möglich war. Also mußte Hansch die Digital Media N.V. auflösen, um die Ansprüche der Anleger - jetzt in Form von Anteilen der CasMaker AG - befriedigen zu können. Daher das „i. L.“ hinter der Rechtsform.
Die CasMaker AG heißt inzwischen BetOnUSA AG - die Macher hatten gemerkt, daß der alte Name durch die Beschwerden der Anlegerschützer vorbelastet war. Mitte Dezember 2005 folgte dann die Notierung am Entry Standard. Der Kurs entwickelte sich zunächst gut, gab dann aber kräftig nach. Hansch beobachtete, daß seine ehemaligen stillen Gesellschafter jetzt am Aktienmarkt ihre Anteile verkauften. Also überlegte er sich, wie er den Kurs stützen könnte - und kam auf die Idee mit der „Wett auf Deutschland“-Kampagne.
Aktien als Wetteinsatz - die Idee war gut, doch Hansch mußte mal wieder einen Umweg gehen: Die BetOnUSA AG hatte zwar keinen Wertpapierprospekt. Aber eine Ausnahmeregelung im Wertpapierprospektgesetz erlaubte es, Privatplazierungen ab 50.000 Aktien anzubieten. Nur wegen der Privatplazierung war die Wettaktion möglich, sagt Hansch.Dabei hatte Hansch angeblich nie vor, seine Aktien zu verkaufen: „Bisher hat noch keine Aktie den Besitzer gewechselt“, sagt Hansch. Die Privatplazierung diente nur dazu, die Wettaktion zu rechtfertigen. Und die war nur nötig, um für die Aktie zu werben. Und das wiederum diente nur dazu, den schwächelnden Kurs zu stützen.
Dabei haben, nach Hanschs Argumentation, die Anleger noch immer ein gutes Geschäft gemacht: Rechne man die Ausschüttungen aus Digital-Media-Tagen mit ein, hätten die Aktionäre nur etwa drei Euro für die Aktie bezahlt - also deutlich weniger, als die Aktie heute koste. Er ist überzeugt davon, daß der Kurs sich wieder erholt. „Wir brauchen Zeit, uns am Markt zu etablieren und das Vertrauen der Anleger zu gewinnen“, sagt Hansch.Von der Resonanz der „Wett Auf Deutschland“-Aktion war Hansch jedenfalls positiv überrascht. Derzeit erfasse man eifrig die Adressen. „Denn die Kampagne hat eine schönen Nebeneffekt: Wenn der Wettmarkt liberalisiert wird oder wir eine DDR-Lizenz ergattern können, haben wir gleich einige Spieleradressen“, sagt Hansch.Die Zahlen der BetOnUSA sehen gar nicht so schlecht aus, auch wenn die Gesellschaft ihren Gewinn im Vergleich zum Vorjahr nicht steigern konnte: Der Jahresüberschuß fiel in den sechs Monaten von August bis Januar mit 2,3 Millionen Euro etwas niedriger aus als im Vorjahr (2,4 Millionen Euro). Das Ergebnis je Aktie sank von acht auf sieben Cent. Der Umsatz stieg von 9,5 auf 10,7 Millionen Euro. Kritisch zu sehen ist allenfalls der Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit - er schrumpfte von 2,4 Millionen Euro auf 0,17 Millionen Euro zusammen.
Allerdings: Was ist der Geschäftsbericht wert? Der Finanzteil im „Exposé“ (einen Wertpapierprospekt gibt es wie gesagt nicht) zur Privatplazierung der Aktien macht mit einem vielsagenden Hinweis auf: „Sehr beschränkte Aussagekraft der Finanzinformationen“ ist das Kapitel überschrieben.
Die Geschäftstätigkeit des Unternehmens habe sich seit dem Erwerb der Beteiligungen an der IEE und der Cybertronix nämlich vollständig geändert - kein Wunder, die AG war einst ja eine Werbeagentur, keine Holding für Online-Casinos. Das Geschäft, das die Gesellschaft in der Vergangenheit ausgeübt habe, übe sie nun nicht mehr aus - die Anleger sollten sich also „nicht allein oder überwiegend“ auf die wiedergegebenen Zahlen verlassen.
Wettaktien korrigieren kräftig
Kurz: Die Unternehmensgeschichte ist schwer durchschaubar, die Anlegerschützer sahen bei anderen Firmen des Gründers Anlaß zum Meckern, die Finanzdaten lassen sich nicht mit vergangenen Zahlen vergleichen. Dazu kommen operative Risiken. Das Unternehmen wirbt etwa damit, daß das Online-Casino im Steuerparadies Antigua lizenziert ist: „Die Spielerlöse fließen zu 100 Prozent in die deutsche Holding“, heißt in der Werbung. Doch bleibt das so? Ganz zu schweigen davon, daß rechtlich bei Online-Wettanbietern längst nicht alle Fragen geklärt sind. Das ein oder andere schöne Geschäft kann in dieser Branche ganz schnell wegbrechen. Wer als Anleger noch ein Kriterium zur Anlageentscheidung sucht, dem mag ein Blick auf die Charts der Konkurrenten helfen: Betandwin und Betathome korrigierten jüngst kräftig und liegen auf Sicht von vier Wochen deutlich im Minus. Die Zeiten des exponentiellen Kurswachstums sind für beide Unternehmen wohl erst einmal vorbei. Aktionäre der BetOnUSA haben diese Zeiten ohnehin noch nie erlebt.
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