Ich habe wenig Zweifel,daß Jinkosolar eine Patenrechtsverletzung im Sinne der Klage auf das betreffende Patentrecht begangen hat. In der Klageschrift wird ein Jinkomodul ,welches laut Aussage der Klägers von einem Gutachterbüro analysiert wurde, schematisch aufgeführt. Sollte die technische Analyse des Modules der Realität entsprechen,und somit den tatsächlichen Aufbau von in den USA ausgelieferten Jinkomodulen darstellen,so hat Jinkosolar gegen das von Hanwha (erworbene) Patent verstoßen. Das Patent selber stammt (meine ich) aus den Jahren 2010/2011 und wurde vom einer Forschergruppe eines (deutschen) Instituts eingereicht und von Q Cells später erworben. Wie auch immer - Jinkosolar scheint sich der Patentrechtsverletzung bewußt zu sein, da die Gültigkeit des (in der Branche höchst umstrittenen) Patents im Juni angefochten wurde. Wäre Jinko gewiß,keine Schuld auf sich geladen zu haben,so wäre dieser Schritt nicht nötig gewesen. Desweiteren fand ich das im Frühjahr verkündete Dementi , in welchem Jinko stets die Formulierung "we believe" verwendet,nicht überzeugend - aber das ist sicher Haarspalterei und lediglich mein persönlicher Eindruck.... Die Rechtmäßigkeit des Patents wiederum ist sicherlich diskutabel. Jinkosolar beruft sich in seiner Anklage gegen Hanwha Q Cells hierbei auf die Patentrechtsklausel "prior Art" (Stand der Technik) ,was in diesem Zusammenhang soviel bedeutet,als daß die verwendete Technologie ,einem in der Vergangenheit und auch gegenwärtig branchenüblichne und weit verbreitete Verfahren zur Herstellung der Solarzellenbeschichtung entspricht. Salopp formuliert käme es einem Patent auf die Verwendung von Nickel zur Produktion rostreien Stahles gleich... auch dies ist lediglich meine (laienhafte) Einschätzung.
Was allerdings die Argumentation der regen Expansionspläne Jinkosolars betrifft,welche eine Patentrechtsverletzung entkräften möge - so sei angemerkt,daß die geplante Kapazitätserweiterung die Herstellung von Wafern und Modulen betrifft - nicht aber die der Zwischenstufe (die Zellen). Hier entsteht bei Jinkosolar derzeit ein Flaschenhals.Die Begründung hierfür mag durchaus in den gesunkenen Fertigungsentgelten für Zellen liegen und somit betriebswirtschaflich schlicht "opportun" - vielleicht aber auch nicht - und Jinkosolar ist sich der Rechtmäßigkeit seiner verwendeten Technologie doch nicht so sicher wie behauptet... Einen Termin zu ersten Ergebnissen des Klageverfahrens habe ich auf Nachfrage bei Jinkosolar nicht erhalten - genauer gesagt,habe ich überhaupt keine Antwort auf meine Anfragen bei allen öffentlich genannten IR-Adressen bekommen...
Der Patentrechtsstreit könnte für eine stark verschuldete Firma ,wie Jinkosolar im schlechtesten Falle (zusätzliche Schadensersatzklage für alle in den betreffenden Regionen auf den Markt gebrachten Module) existenzbedrohend werden.
Ferner sehe ich die gegenwärtige Marktführerschaft Jinkosolars von mehreren hoch kapitalisierten Konkurrenten ohnehin schwinden.Seien es nun AIKO / Tongwei oder aber der neue Platzhirsch Longhi ,der derzeit wenig Zweifel aufkommen läßt ,wer der neue Taktgeber sein wird. Sei es beim Waferformat oder schlicht bei den geplanten 60 GW Wafer- Kapazitäten am Ende des nächsten Jahres...
Während Longi für seine Kapazitätserweiterung bei vollständiger Kreditierung eine Kapitalverwässerung von lediglich 10% durchführen müßte ,wäre bei Jinkosolar aufgrund der geringen Marktkapitalisierung (an dem ausgesprochen geschickt gewählten Börsenhandelsplatz...) eine Verdoppelung der ausstehenden Aktien von Nöten.
Aber im Gegensatz zu Jinkosolar hat Longi diese Schmach nicht nötig,denn das nötige Kapital hierfür fließt aufgrund hoher Profitabilität aus der laufenden Geschäftstätigkeit zu...
Hoffen wir,daß der Markt sich so entwickelt wie "alle" es für das Jahresende erwartet haben - und nicht wie es der Vorstanchef von GCL letze Woche verkündet hat …
der guten Ordnung halber: Ich selber bin in Jinkosolar investiert ; allerdings mit stark rückläufiger Zuversicht .
herzliche Grüße an das Forum!
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