Zitat:
=== Du scheinst immer noch an Wirecard zu glauben - nach allem, was passiert ist. Glaubst du nicht, dass James Freis besseren Einblick in die Bücher hat als wir alle zusammen und dass er sich die Insolvenz sicher sehr gut überlegt hat?
Meine Schlussfolgerung ist übrigens zu deiner entgegengesetzt: Wenn es nicht die Banken waren, die den Stecker gezogen haben, muss es noch etwas anderes gegeben haben, was viel schlimmer war. Wir wissen schon, dass vermutlich fast das gesamte Asiengeschäft mit seinen hohen Umsätzen und Gewinnen nie existierte. Was wirklich in Europa umgesetzt und verdient wurde, muss man erst noch sehen.
Bedrohlich finde ich, dass die fehlende Summe von 1,9 Mrd. nicht nur dem Gewinn aus Asien entspricht, sondern dem Gewinn der ganzen Firma seit 2012. Ich gehe inzwischen davon aus, dass die Firma regelmäßig hohen Cashbedarf hatte, der nur über Kredite finanziert werden konnte - und dass es jetzt schon wieder so weit gewesen wäre. Das heißt, es könnte sein, dass es aktuell nicht nur um die alten Kredite ging, sondern dass Wirecard neue Kredite gebraucht hätte, um die laufenden Kosten zu bezahlen. Vielleicht war aktuell auch das Problem, dass man sich plötzlich nicht mehr aus den Einlagen der Wirecard-Bank bedienen konnte.
Was Wirecard gemacht hat, war offenbar auch technologisch nicht so innovativ und komplex, wie Braun & Co. immer getan haben. Es ist eigentlich relativ simpel; jede andere Firma kann das problemlos übernehmen. Damit sind auch Technik, Software und Patente sehr niedrig im Wert anzusetzen. Auch ansonsten ist wohl einfach nicht viel Masse vorhanden. ====
Ich glaube nicht an das Unternehmen Wirecard, das verschwindet, aber ich glaube daran, dass 5.000 Mitarbeiter in 10 Jahren irgendetwas verwertbares getan haben müssen. Deshalb glaube ich, dass die aktuelle Vorstellung, dass alles eine Luftnummer gewesen sei, viel zu übertrieben ist.
Wie ich schon sagte: Das Europa-Geschäft kann keine reine Luftnummer gewesen sein. Asien vielleicht. Europa nicht. Wirecard hatte Vertriebsteams. Hunderte Leute, die Deals ausgehandelt haben. Die können da nicht alle mit drin gehangen sein. Das geht rein technisch nicht. Die können auch nicht 10 Jahre rumgesessen haben nichts gemacht haben.
Was du zu Gewinnen und Technologie schreibst teile ich ja. Gewinne gab es vielleicht nie und die Technologie ist nichts besonderes. Zumal Ayden und Co. ja sowieso ihre eigene haben. Was diese Firmen so wertvoll macht sind die Kunden. Facebook war technologisch auch nichts besonderes (am Anfang war das einfach nur ein digitales Jahrbuch). Aber die hatten halt recht schnell 500 Mio User, die keinen Bock hatten woanders hin zu wechseln.
Hätte man das Insolvenzszenario vermieden und sich um eine etwas weniger apokalyptische Kommunikation bemüht, dann hätte man diese Kunden möglicherweise zum Teil behalten können. Die Abwicklung wäre über die unantastbare Wirecard-Bank gelaufen und betreut von einer extrem reduzierten Belegschaft. Der ganze Rest der Wirecard Mitarbeiter wäre entlassen worden.
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