Guten Morgen !
Gestern kamen ja die endgültigen Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr und die Umsatz- und Ergebnisprognose für das laufende Jahr.
https://www.luebbe.com/de/news/2017-07-27/...518edc086c5e61fda9cf24fa
Kurz zusammengefasst:
1.) Die Zahlen für das abgelaufene Jahr waren, wie je bereits angekündigt, durch Sonder- und Einmalaufwendungen belastet sehr schlecht und die Prognose wurde klar verfehlt.
2.) Die Dividende für das schlechte abgelaufene WJ fällt konsequenterweise aus. Ich hätte mir auch vorstellen können, dass das Unternehmen, trotz der miesen Zahlen eine Dividende zahlt, um den Einmalcharakter der Aufwendungen zu betonen, aber die gegebene Begründung ("erhebliche finanzielle Belastungen" durch den Umbau/Aufbau des Geschäfts) kann ich nachvollziehen.
3.) Im laufenden Jahr soll es eine deutliche Ergebnisverbesserung geben. Die gegebene Prognose erscheint mir dabei aber, grade im Vergleich zu früher, relativ vorsichtig zu sein. Man erwartet zwischen 14 und 17 Mio Euro EBITDA. Das liegt unterhalb der bisherigen Prognosen der Verantwortlichen für das laufende Jahr.
Ob das (nach den Prognoseverfehlungen der letzten Jahre) nun reine Vorsicht ist oder ob es im nächsten Jahr, neben den erwarteten größeren Erträgen im Bereich Buch auch höhere Aufwendungen als bisher vermutet in anderen Bereichen geben wird, dazu wird man ja sicher auf der BPK ein bisschen mehr hören. Ich persönlich bin sowieso kein Fan davon, große Ankündigungen zu machen und dann unter den eigenen Ansprüchen zu bleiben. Ich habe den zu großen Optimismus, der hier oft verbreitet wurde, ja auch hinreichend kritisiert, insofern finde ich eine vorsichtige und dafür auch realistischere Prognose sehr viel besser. Dennoch würden mich die Gründe für die Zahlen schon interessieren.
FAZIT (aus meiner Sicht): Bastei Lübbe wird sicher noch zu tun haben, um das Unternehmen auf ein dauerhaft höheres Ertragsniveau zu bringen.
Im laufenden Jahr sollte die Prognose an sich gut erreichbar sein, wenn sich die neuen Bücher von Follett, Brown aber auch Kinney so verkaufen, wie man erwarten kann.
Was man sicher sagen kann ist, dass der Konzernumbau hin zu einer stärkeren Gewichtung des Digitalen (Stichwort "oolipo") bei weitem nicht so schnell und geräuschlos vonstatten geht, wie noch vor ein paar Jahren erhofft und geplant.
Zwingend notwendig wäre es aus meiner Sicht, dass sich die Verantwortlichen im Unternehmen Gedanken darüber machen, wie man das Unternehmen so aufstellt, dass dieses auch in einem Jahr ohne einen oder gleich zwei "Starautorenveröffentlichungen" ein Ergebnislevel erreicht, der in etwa dem entspricht, den man für das laufende Jahr erreichen will (ich bin mir allerdings sehr sicher, dass man genau DAS in Köln auch macht). Denn es wäre für das Unternehmen und auch für die Aktionäre natürlich unbefriedigend, wenn man alle zwei oder drei Jahre mal ein befriedigendes bis gutes Ergebnis erreicht, in der Zwischenzeit (also den Jahren ohne vorhersehbaren Bestseller) aber mehr oder weniger "in die Röhre schauen muss"!
Dazu wäre es mMn notwendig, das Unternehmen einmal "inhaltetechnisch" auf eine breite(re) Basis zu stellen - also mehr erfolgversprechende und sich gut verkaufende Inhalte zu schaffen, um die Abhängigkeit von einzelnen Autoren zu verringern,was aber eben (leider) nicht auf Knopfdruck geht. Möglich wäre der Erwerb weiterer kleiner Verlage (wie mit LYX geschehen; meinem Eindruck nach war dieser Erwerb sehr erfolgreich - aber ohne Gewähr) oder das "Anwerben" weiterer erfolgversprechender Autoren (dies kostet aber eben Zeit und Geld, denn ein Autor ist keine Ware, die man zu einem bestimmten Preis "erwerben" kann sondern muss umhegt und gepflegt werden).
Zweitens müsste man angesichts der Vielzahl der Novitäten auf dem Buchmarkt (von denen viele halt auch nur wenig unterscheidbar sind, wenn man ehrlich ist) auch überlegen, wie man den zentralen Bereich "Buch" bei BL auch effektiver organisieren kann. Muss z.B. jedes Jahr eine derart hohe Zahl von Neuerscheinungen zwingend an den Markt gebracht werden oder wäre es sinnvoller, sich auf weniger dafür vielleicht erfolgversprechende Autoren zu konzentrieren? Kann man die Verlage besser segmentieren (z.B. indem man Eichborn für eher "gehobene Bücher" mit einer geringeren Auflage auf- und ausbaut und bei BL selber die "Massenware" konzentriert)? Wie kann man es auch durch entsprechende Werbemaßnahmen schaffen, seine eigenen Bücher aus der Masse herauszuheben? Ist es sinnvoll, bestimmte Bücher (zunächst einmal) nur als "digitale Novität" anzubieten (mit deutlich weniger "Herstellungsaufwand" als bei einem gedruckten Buch)? Wäre es sinnvoll eine Reihe mit jungen Autoren zu etablieren? usw. Ich habe den Eindruck, dass man an diesen Themen in Köln auch mut Hochdruck arbeitet, denn es ist für den Erfolg des Unternehmens essentiell, den Bereich "Buch" auf stabilere (und mehr - s.o.) Beine zu stellen, um das Ergebnis zu verstetigen.
Zudem müsste sich das Unternehmen insgesamt weniger "abhängig" machen von der eben sehr schwer zu kalkulierenden Zahl der verkauften eigenen Bücher. Manchmal floppt ein Buch, dem man große Zahlen zugetraut hat und manchmal verkauft sich ein Buch, dem man nicht so viel zugetraut hat (und das dementsprechend nicht wirklich sehr hoch in die Gesamtkalkulation eingegangen ist) deutlich besser als erwartet. Man kann das eben nur in Grenzen prognostizieren; der Buchmarkt ist "launischer" als viele andere Absatzmärkte und deshalb ist es grundsätzlich schon richtig, auch andere Einnahmequellen zu erschließen.
Da ist die Beteiligung an der Buchpartner GmbH sicher ein richtiger und wichtiger Schritt, denn Buchpartner verkauft ja in ihrem Segment auch "Bestseller" anderer Verlage, wodurch die Abhängigkeit von der Frage, wie sich die eigenen Bücher verkaufen, geringer wird.
Und last but not least wäre es mMn höchste Eisenbahn, sich in Bezug auf Daedalic und oolipo "ehrlich zu machen". Beide Unternehmen sind ja auch Versuche, sich vom Bereich "Buch" etwas unabhängiger zu machen, bisher kann man aber den Eindruck gewinnen, dass diese beiden Versuche aber eher nicht wirklich erfolgreich waren. "Ehrlich machen" heißt also die Antwort geben auf die Frage: "Laufen die beiden Unternehmen oder laufen sie nicht?" (und mit "laufen" meine ich das nachhaltige Erwirtschaften von Umsatz- und Ergebnisbeiträgen und damit die Erreichung einer vernünftigen Rendite auf das eingesetzte Kapital).
Funktioniert das nicht wie erwünscht/erhofft/geplant, sollte man sich von diesen Aktivitäten (teilweise) trennen (bzw. Partner mit ins Boot holen), denn dann würde dort "nur" Geld verbrannt statt verdient (und das "schöne" Geld könnte man an anderer Stelle im Konzern sicher auch sehr gut brauchen).
Beide Unternehmen haben mMn nun genügend Zeit gehabt, um sich strategisch zu positionieren- und Bastei Lübbe hat auch in beide Unternehmen jetzt genug Geld gesteckt - es wird Zeit, dass auch Geld an BL zurückfließt (wobei Daedalic da weiter zu sein scheint als oolipo).
Für mich wäre daher (grade bei oolipo, das ja zuletzt auch auffallend "sparsam" erwähnt wird), ein Exit - am besten durch die Veräußerung der Anteile, falls es Interessenten gibt, weiter eine Möglichkeit.
Jedenfalls sollte man die Weisheit der Dakota-Indianer: "Wenn Du merkst, dass Du ein totes Pferd reitest, dann steig ab!" auch in Köln beherzigen. Ob "oolipo" bzw. auch Deadalic schon tot sind, quicklebendig aber noch (zu) klein oder irgendwas dazwischen, wird man ja vielleicht ebenfalls auf der BPK bzw. aus dem GB erfahren.
Wichtig wäre es aus meiner Sicht dann aber eben auch die richtigen Konsequenzen zu ziehen!
Einen angenehmen Tag noch allerseits. |