Auch Nordex zieht es nun aufs Meer hinaus. Die Firma kündigte vor wenigen Tagen an, bis 2014 eigene Windmühlen für den Einsatz auf hoher See auf dem Markt zu bringen. Auch im klassischen Geschäft sind die Perspektiven gut: Nordex will seinen Umsatz bis 2014 vervierfachen.
DER AKTIONÄR hat mit Firmenchef Thomas Richterich gesprochen:
DER AKTIONÄR: Sie wollen ab 2014 in den Offshore-Markt einsteigen. Was versprechen Sie sich davon?
Thomas Richterich: Die Nachfrage für Offshore-Windparks wird bis zum Jahr 2015 deutlich steigen. Sehr wahrscheinlich wird dieses Marktsegment dann für ein Jahresvolumen von mehr als 5 Gigawatt Neuerrichtungen stehen. Das ist für uns die Schwelle für den Eintritt in diesem Markt. Denn nur bei einem relevanten Marktvolumen lohnt es sich, separate Organisationseinheiten aufzubauen und spezielle Produkte zu entwickeln. Das haben wir jetzt gestartet, um in absehbarer Zeit ein ernsthafter Anbieter von Offshore-Technologie zu sein. In jedem Markt, in dem wir antreten, ist es Ziel, einen bis zu zweistelligen Marktanteil zu erreichen.
Wo sehen Sie für Nordex in den nächsten Jahren das größte Wachstum und wie kommt die Branche mit der Krise bzw. der Kreditklemme zurecht?
Mittelfristig sehen wir die stärksten Wachstumsimpulse für unser Geschäft in Asien und Amerika. In der Region Europa ist das Wachstum zwar insgesamt schwächer, wobei es einige neue Märkte gibt, von denen wir hohe Dynamik erwarten. Das ist etwa Skandinavien und Südosteuropa. Die Erholung der Nachfrage wird nach unseren Erwartungen im zweiten Halbjahr 2010 einsetzen. Das hängt sehr stark damit zusammen, dass die Liquidität für die Projektfinanzierung zwar gestiegen ist, aber erst zum Sommer auf einem ausreichend hohen Niveau liegen wird, um den Bedarf unserer Kunden zu decken. Insbesondere in den USA warten einige Marktteilnehmer noch auf die finale Weichenstellung in punkto Klima- und Energiepolitik. Wobei Washington ja schon klar gestellt hat, dass dieses Politikfeld Priorität hat.
Was hat sich Nordex für 2010 vorgenommen. Auch welchen Bereichen könnten Neuigkeiten anstehen?
Im laufenden Jahr werden wir die ersten Ergebnisse von einer ganzen Reihe strategischer Initiativen sehen. Das betrifft zunächst die Einführung einer neuen Bauplattform für unsere Großanlagen. Das ist das Thema Intensivierung der Produktentwicklung. Zudem bringen wir dem Um- und Ausbau unserer Werke ein wesentliches Stück voran. So geht die jetzt teilautomatisierte Rotorblattproduktion in Betrieb und im Spätsommer folgt unser neues Werk in den USA. Es geht in der Produktion aber nicht nur um größere Kapazitäten, sondern vor allem auch um ein noch höheres Maß an Qualitätssicherung.
Wie differenziert sich Nordex vom Wettbewerb?
Zunächst ist Nordex ein Anbieter von Premiumprodukten, die für Zuverlässigkeit und langfristig gesicherte Erträge stehen. Im Projektgeschäft ist es aber von besonderer Bedeutung das Leistungsversprechen vor Ort zu erfüllen. Dafür benötigen Sie lokale Unternehmensstrukturen in den Märkten und kompetente engagierte Mitarbeiter. Das mildere Wachstum in 2009 haben wir dazu genutzt, unsere Prozesse zu optimieren und neue Kollegen zu trainieren. Nicht zuletzt können wir als Mittelständler oft schneller auf unsere Kunden reagieren als der Wettbewerb. Kurz: Die PS der Mannschaft auf die Straße bringen. Und das zählt.

Günstig abstauben
Das Nordex-Papier befindet sich in einem kurzfristigen, charttechnischen Abwärtstrend. Doch ab 8,50 Euro kann wieder zugegriffen werden. Schließlich liegt dann das 2011er-KGV bei günstigen 10. Eines ist klar: Der Wind wird auch für die Nordex-Aktie wieder drehen