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Das Ziel eines emissionsfreien Busverkehrs muss Wiesbaden in die ferne Zukunft verschieben. Das liegt nicht nur am Mangel an E-Bussen. Es entfällt auch der Bedarf für ein neues Umspannwerk.
Die Landeshauptstadt kann das politisch beschlossene und im Luftreinhalteplan verankerte Ziel eines emissionsfreien Busverkehrs auf absehbare Zeit nicht erreichen. Nicht nur, weil batteriebetriebene Gelenkbusse bislang nicht am Markt verfügbar waren, weshalb eine erste öffentliche Ausschreibung auch nicht zum Ziel geführt hatte. Sondern auch, weil ESWE nicht ausreichend auf eine derartige Zäsur im Fuhrpark vorbereitet ist. Hinzu kommt, dass ESWE ohnehin und dauerhaft mehr Busse als zunächst geplant benötigt, weil die Bürger in ihrer großen Mehrheit eine Straßenbahn abgelehnt haben. Der Wiesbadener Stadtverkehr bleibt dadurch in den nächsten Jahren ganz auf den Bus angewiesen. Und die Mehrzahl von diesen wird weiterhin mit Dieselkraftstoff angetrieben.
Von den 120 bestellten und von der Industrie auch lieferbaren elektrisch betriebenen Solobussen wurden bislang kaum mehr als die Hälfe ausgeliefert, weil ESWE zunächst die Infrastruktur auf dem beengten Betriebshof an der Gartenfeldstraße herrichten musste. Die Abnahme wurde deshalb gebremst. Nun will die Stadt zwar bis zum Jahresende die restlichen 56 Busse abnehmen und somit alle 120 Solobusse in Betrieb setzen. Ihre Reichweite bleibt jedoch zu mehr als der Hälfte unter der ihrer Diesel-Pendants von 450 Kilometern zurück.
Doch der Platz im Betriebshof an der Gartenfeldstraße und auf einer Teilfläche der Salzbachaue reicht längst nicht aus für alle 308 Busse, die ESWE aktuell im Bestand hat. Das führt dazu, dass einige Busse außerhalb ihrer Betriebszeiten an der Straße abgestellt werden müssen.
Neue Diesel-Gelenkbusse werden nachbestellt ESWE Verkehr sucht händeringend Plätze, um drei oder vier Dutzend Dieselgelenkbusse im täglichen Betrieb kurzzeitig abstellen zu können. „Wir sind an unserer absoluten Kapazitätsgrenze angelangt“, sagt ein ESWE-Sprecher. ESWE sei über zusätzliche Stellplätze schon im Gespräch mit möglichen Partnern, doch gebe es noch keine Entscheidungen. Viel mehr verrät der Sprecher nicht zu den Optionen. Doch das Ziel sei eine Abstellfläche in möglichst räumlicher Nähe zum Betriebshof: „Das wird jedoch alles andere als leicht.“
Die Nähe zum Betriebshof ist vor allem wegen der Transferzeiten der Fahrzeuge wichtig. Zudem will ESWE Verkehr schnellen Zugriff auf die Busse, wenn im Hinblick auf den absehbaren Erfolg des Neun-Euro-Tickets und die von Corona-Auflagen wieder weitgehend unberührte Veranstaltungssaison eine erhöhte Fahrgastnachfrage zügig bedient werden soll. „Wir halten daher auch alle Bestandsfahrzeuge kurzfristig einsatzbereit“, sagt der Sprecher.
Die wegen ihrer höheren Passagierkapazität für den Wiesbadener Stadtverkehr so wichtigen Gelenkbusse werden jedoch auch künftig mit Diesel angetrieben. ESWE Verkehr wird sogar weitere, möglichst emissionsarme Fahrzeuge nachbestellen müssen. Eine Wiederholung der im ersten Anlauf erfolglosen Ausschreibung zur Lieferung batteriebetriebener Gelenkbusse wird es vorerst nicht geben. Diese liege auf Eis, bestätigte der Sprecher auf Anfrage. Vermutlich so lange, bis ESWE ein Konzept für Ladestationen an den Endpunkten wichtiger Linien oder für einen zweiten und womöglich dritten Betriebshof hat. Ein solcher gilt als dringend notwendig, doch hat sich die Stadtpolitik bislang damit noch nicht beschäftigt.
Neues Umspannwerk in Bierstadt weiterhin geplant Die Kursveränderung bei ESWE Verkehr zieht auch einen Kurswechsel beim Unternehmen ESWE Versorgung nach sich. Der Geschäftsführer der Tochter Stadtwerke Wiesbaden Netz GmbH, Peter Lautz, gibt bekannt, dass die Pläne für den Bau eines Umspannwerkes an der Gartenfeldstraße womöglich aufgegeben werden. Der Bedarf bestehe nicht mehr, nachdem ESWE Verkehr seine Anforderungen verringert habe. „Wir haben die Entscheidung zur Kenntnis genommen und sind sofort in alternative Planungen eingestiegen“, sagt Lautz, obwohl es allein fünf Jahre gedauert habe, um sich in Verhandlungen das notwendige Grundstück zu sichern. Ob dort trotzdem ein Umspannwerk für eine Leistungsverstärkung in der Innenstadt gebaut wird, muss neu geprüft werden. Lautz geht von einem wachsenden Strombedarf allein schon wegen der Zunahme von Elektroautos und von Wärmepumpen in Gebäuden aus. Der Bau eines Umspannwerkes benötige aber einen Zeitraum von rund vier Jahren.
Hingegen hält ESWE Versorgung am gemeinsam mit der Syna geplanten Netzausbau im Wiesbadener Osten einschließlich eines neuen, rund 5,7 Millionen Euro teuren Umspannwerkes in Bierstadt fest. Nur so könne ausreichend Strom für die Folgen der Energiewende zur Verfügung gestellt werden. Das Umspannwerk Am Wolfsfeld ist eine von sieben Wiesbadener Anlagen, die Hochspannung in Mittelspannung umwandeln, um sie anschließend zu den rund 900 Ortsnetzstationen weiterzuleiten. Dort findet die Umwandlung in Niederspannung für Häuser und Wohnungen statt. Von Bierstadt aus werden bisher etwa 25.000 Wohnungen in den nordöstlichen Stadtteilen bedient. |