1. Die Mutter aller Irrtümer: Nachrüstungen verhindern Fahrverbote
Diesel-Nachrüstungen mit SCR-Systemen kosten seriösen Schätzungen zufolge zwischen 3000 und 5000 Euro - je nachdem, wie groß der Aufwand beim jeweiligen Automodell ist. Das wäre rein Kosten-seitig vertretbar, wenn der Restwert der Autos hoch genug ist. Leider gibt es da ein paar Probleme, die das Ganze von vornherein zum Scheitern verurteilen:
Wie das "Handelsblatt" aus dem Koalitionstreffen berichtet, dauert es etwa 18 Monate, bis die Nachrüst-Pakete genehmigt sind und die Aktion starten kann. Grund sind bekanntlich die Genehmigungsprozesse und - ironischerweise - die seitenweisen gesetzlichen Anforderungen, die die EU an solche Systeme stellt. Nachrüstungen können damit Fahrverbote gar nicht verhindern, denn diese sind ja bereits in Kraft (Hamburg) oder starten schon in wenigen Monaten (Stuttgart und Frankfurt). Es ist eigentlich aberwitzig, dass dieser Widerspruch fast niemandem auffällt. Die Unwirksamkeit des Nachrüst-Tricks bestätigte im Übrigen auch das Landgericht Wiesbaden in seiner Urteilsbegründung zu Diesel-Verboten in Frankfurt: Das Verwaltungsgericht hält seiner Urteilsbegründung zufolge Hardware-Nachrüstungen derzeit nicht für geeignet, auf Fahrverbote für Dieselfahrzeuge zu verzichten . Bezeichnend ist dabei, dass der Praxistest für die Nachrüstungen, den der ADAC gerade durchführt, noch gar nicht abgeschlossen ist . Und: Ausgerechnet das Unternehmen, das am lautesten für die Nachrüstung trommelt - die Twintec Baumot AG - hat nach Informationen von FOCUS Online beim Kraftfahrt-Bundesamt noch gar keinen Antrag auf eine Genehmigung seiner Systeme gestellt. Gibt es Probleme mit der Nachrüstung - Mehrverbrauch, mechanische oder technische Probleme, Ausfall - können sich dann die Autobesitzer, die sich das kleine Chemiewerk unter ihr Auto gebastelt haben, mit dem Autohersteller und dem Nachrüster um Garantieansprüche streiten. Viel Spaß.
|