Eigentumswohnungen stehen bei ostdeutschen Käufern in der Regel nicht besonders hoch im Kurs. Doch in Universitätsstädten wie Leipzig und Dresden sehen Experten Chancen, das bislang schwache Geschäft mit der Wohnungsprivatisierung doch noch in Gang zu bringen.
BERLIN. Wenn schon Eigentum, haben sich die meisten ehemaligen DDR-Bürger bislang gesagt, dann sollte es schon das freistehende Einfamilienhaus sein. Doch zumindest in Großstädten wie Dresden oder Leipzig scheint sich diese Einstellung allmählich zu verändern. „Bei der Mieterprivatisierung von Wohnungen gibt es in Leipzig einen enormen Nachholbedarf“, sagt Lutz Menzel, Geschäftsführer von Alt & Kelber. Das zur österreichischen Conwert-Grupper gehörende Unternehmen ist nach eigenen Angaben deutscher Marktführer im Bereich der Wohnungsprivatisierung. Das Unternehmen will im kommenden Jahr mit der Einzelprivatisierung eines von der kommunalen Leipziger Wohnungsbaugesellschaft LWB erworbenen Portfolios beginnen.
In Leipzig wird die Nachfrage nach Wohnungen weiter zunehmen
Der Optimismus der Wohnungsexperten hat einen einfachen Grund. Seit Jahren steigen in Leipzig die Einwohner- und Haushaltszahlen. Bis 2025 wird daher die Wohnflächennachfrage nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln um weitere 4,6 Prozent zunehmen. Doch nicht nur deshalb ist Leipzig als Markt für Einzelprivatisierungen attraktiv. Hinzu kommt nach Einschätzung Menzels der Umstand, dass es in der Messe- und Universitätsstadt eine ausreichend große, bürgerlich geprägte Nachfragegruppe gebe. Und für diese existiere derzeit noch kaum ein geeignetes Angebot.
Auch Jürgen Poschmann, Regionalvorsitzender des Immobilienverbandes Deutschland (IVD) Mitte-Ost, stellt in Leipzig ein deutlich wachsendes Interesse von Eigennutzern fest. Noch aber, sagt er, verkauften Bauträger ihre Wohnungen „zu 80 Prozent an Kapitalanleger aus Süddeutschland“. Nicht zu deren Schaden, findet Poschmann: „Ordentliche Objekte in vernünftiger Lage und guter Qualität laufen nicht Gefahr, keinen Mieter zu finden.“
Denkmalgeschützte Objekte werden immer knapper
Auch Eric Mozanowski, Vorstand der Berliner Estavis AG, beobachtet, „dass die Leerstände sinken und die Mieten steigen“. Estavis und andere Firmen machen sich bei ihrem Geschäftsmodell die Abschreibungsmöglichkeiten für Denkmalimmobilien zunutze. Allein in Chemnitz und Leipzig sanierte Estavis in den vergangenen Jahren 5 500 Wohneinheiten in Baudenkmälern, um sie an süd- und westdeutsche Kapitalanleger weiterzuveräußern. Bei Verkaufspreisen um die 1 850 Euro pro Quadratmeter (qm) und Mieten von knapp über 5 Euro pro qm und Monat würde sich das für die Käufer ohne steuerliche Vorteile nicht rechnen. Ein Vermietungsstand von 95 Prozent in den von Estavis sanierten Beständen belege den Erfolg des Modells, sagt Vorstand Mozanowski. Zum Vergleich: In Chemnitz insgesamt steht jede fünfte Wohnung leer.
Lutz Menzel von Alt & Kelber attestiert Chemnitz zwar eine positive wirtschaftliche Entwicklung, hält die Mieterprivatisierung aber trotzdem hauptsächlich in Leipzig und Dresden für erfolg versprechend. Bei der Denkmal-Afa-induzierten Sanierungstätigkeit sieht er dagegen das Ende nahen: „Irgendwann einmal gehen die Denkmalobjekte aus.“
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