Wall Street: Riesen-Rebound in New York
An der Wall Street war am Dienstag Kaufstimmung – die dramatischen Verluste der letzten Tage haben Schnäppchenjäger auf den Plan gerufen. Die deckten sich in allen Branchen ein, vor allem bei den Aktien, die zuletzt am steilsten gefallen waren: Finanzwerte und Hightechs waren damit die großen Gewinner des Tages.
Der Dow-Jones-Index erlebte die stärkste Tages-Rallye des Jahres und schloss mit einem Plus von 319 Zählern oder 2,5 Prozent bei 13 307 Punkten.
Der marktbreite S&P-500-Index verbesserte sich um 41 Zähler oder 2,9 Prozent auf 1481 Punkte, und die Hightechs stahlen die Schau: Die Nasdaq kletterte um 89 Zähler oder 3,4 Prozent auf 2673 Punkte und hatte damit ihren besten Tag seit vier Jahren.
Aus dem konjunkturellen Umfeld hatten Anleger am Morgen gute Nachrichten erhalten: Der Ölpreis gab um fast 4 Prozent nach, nachdem die Internationale Energiebehörde die Prognosen für die globale Öl-Nachfrage erneut gesenkt hatte. Der Rohstoff schloss bei 91,39 Dollar pro Fass und Analysten glauben nun doch, dass Öl noch eine Zeit lang unter 100 Dollar bleiben wird.
Die Einzelhandelsumsätze sind in der vergangenen Woche um 2,7 Prozent gestiegen, wie der Branchenverband ICSC mitteilt. Der plötzliche Kälteeinbruch habe vor allem die Nachfrage nach Winterkleidung steigen lassen.
Die besten Nachrichten kamen aber von Unternehmensseite: Wal-Mart überrascht Anleger mit einem Umsatz- und Gewinnwachstum von jeweils 8 Prozent und schneidet damit für das vergangene Quartal deutlich besser ab als erwartet. Das Unternehmen hebt zudem die Prognosen für das vierte Quartal und das Gesamtjahr an, was man mit einem früheren Start in das Weihnachtsgeschäft und Kostensenkungen begründet. Die Aktie war mit einem Plus von 6,6 Prozent stärkstes Papier im Dow.
Schlechter sieht es beim größten amerikanischen Baumarkt aus: Home Depot meldet einen Gewinneinbruch um 27 Prozent. Der Umsatz ist um 6 Prozent zurückgegangen, womit die Prognosen verfehlt werden. Auch die Aussichten sind schwach, zumal das Management keine Trendwende im kriselnden Immobiliensektor sieht. Im allgemeinen Kaufrausch legte die Aktie dennoch um 1,6 Prozent zu – ein klassischer Rebound, nachdem das Papier in den letzten drei Monaten 30 Prozent verloren hat.
Den stärksten Rebound schafften wiederum die Finanzwerte. Die Dow-notierten Banken J.P. Morgan und Citigroup verbesserten sich um jeweils mehr als 6 Prozent, der Kreditkartenriese American Express um mehr als 4 Prozent. Alle drei Aktien hatten zuletzt unter der Kreditkrise gelitten und profitierten von Schnäppchenjägern und einer Entwarnung von Goldman Sachs: Das Brokerhaus scheint laut Management von der Subprime-Krise nicht betroffen zu sein; die Aktie kletterte um mehr als 8 Prozent.
Die Aktie von E-Trade kletterte gar um 41 Prozent, nachdem das Papier am Vortag um 60 Prozent eingebrochen war. Statt sich auf die Abschreibungen im Subprime-Bereich zu konzentrieren, schauen Anleger nun auf das durchaus intakte Online-Broker-Geschäft und kaufen den Wert, für den ein Konkurs nicht weiter debattiert wird. Die Analysten der Citigroup hatten diese Gefahr am Vortag aufgebracht und den Kursrutsch ausgelöst.
Außer E-Trade hatten an der Nasdaq die klassischen Hightechs die Nase vorn. Diese waren in den letzten Tagen eingebrochen, nachdem die Branche ihren Stand als sicheren Hafen angesichts einiger Quartalswarnungen nicht mehr halten konnte. Von den dramatischen Einbrüchen erholte sich nun Research in Motion mit einem Plus von 9 Prozent und Google mit einem Plus von 4 Prozent.
Um mehr als 10 Prozent kletterte Apple vor dem selben Hintergrund und einer Meldung aus China. Dort soll das iPhone an den Start gehen, wie aus Peking gemeldet wird. Das Unternehmen muss sich mit dem chinesischen Vertreiber zwar noch auf die Umsatzverteilung eignen, das Potenzial allein begeistert Anleger aber.
Lars Halter -
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