Sollte das Manipulieren von rückläufigen Leasingfahrzeugen sich Bewahrheiten dann könnte das juristische Konsequenzen haben.
EXKLUSIV-Insider: Statt Robotaxis - Tesla machte mit Leasing-Rückläufern Geschäfte
15. Mai (Reuters) - Bis November konnten Leasingnehmer von Tesla [TSLA.O]-Autos in den USA ihre Fahrzeuge nicht wie üblich nach dem Auslaufen des Leihvertrags kaufen. "Die Option zu einem Kauf gibt es nicht, wir wollen sie zurück", beschrieb Konzernchef Elon Musk im April 2019 bei einer Investorenveranstaltung in Kalifornien die Praxis. Die Rückläufer würden als Robotaxis zum Einsatz kommen, erklärte Musk - mehr als eine Million davon sollten schon längst auf den Straßen unterwegs sein. Doch nichts davon wurde wahr. Trotz wiederholter Versprechen kamen die Robotaxis nie. Stattdessen fand Tesla eine lukrative Lösung, um mit den zwangsweise zurückgegebenen Fahrzeugen Geld zu verdienen, wie vier mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten.
Anstatt die Gebrauchtwagen einzulagern und einen voranschreitenden Wertverlust in Kauf zu nehmen, habe Tesla die Fahrzeuge durch Software-Updates mit neuen Funktionen ausgestattet und dann weiterverkauft. Die neuen Kunden legten den Insidern zufolge Tausende von Dollar mehr auf den Tisch, als die Leasingnehmer am Ende der Laufzeit gezahlt hätten. Das sei ein einfacher Weg gewesen, um den Preis der gebrauchten Fahrzeuge nach oben zu treiben, sagte einer der Insider, der anonym bleiben wollte. Tesla und Musk reagierten nicht auf Anfragen zu diesem Bericht.
Für die Zeit nach Beginn der Corona-Pandemie war die Regelung gut geeignet, weil die Fahrzeugbestände knapp wurden und die Autopreise in die Höhe schnellten. Doch seit geraumer Zeit kämpft der Konzern mit Absatzproblemen, auch gebrauchte Teslas stehen bei den Kunden nicht mehr so hoch im Kurs. Eine Rolle für den Rückgang spielt auch, dass viele Kunden der Vorzeigemarke wegen Musks Unterstützung von Rechtspopulisten den Rücken kehren.
ENTTÄUSCHTE KUNDEN - ARGWOHN BEI EXPERTEN Am 27. November kam schließlich die Kehrtwende. "Leasingkauf jetzt verfügbar", schrieb Tesla auf dem Kurznachrichtendienst X, der ebenfalls Musk gehört. Für einige ehemalige Leasingnehmer ein Schlag ins Gesicht. Einige Analysten und Branchenkenner hegten schon seit längerem Zweifel an der Begründung des Unternehmens, die Rückläufer als Robotaxis einsetzen zu wollen. "Wir sind extrem skeptisch", schrieben die Analysten von Evercore ISI bereits 2019. Nach Angaben von Michael Minick, einem ehemaligen Tesla-Verkäufer und einem der vier Insider, hätte das Unternehmen nicht zugelassen, dass Autos "einfach auf Parkplätzen stehen und an Wert verlieren". Er habe gewusst, dass das nicht stimmte. Minick gehört zu den Tausenden von Tesla-Mitarbeitern, die im vergangenen Jahr während einer Umstrukturierung entlassen wurden.
Angesichts der alternden Modelle und zunehmender Konkurrenz anderer E-Autobauer verlieren Teslas jetzt schneller an Wert als fast jede andere Marke. Eine Analyse des Gebrauchtwagen-Dienstleisters CarGurus ergab, dass die durchschnittlichen Verkaufspreise gebrauchter Teslas im vergangenen Jahr um 7,6 Prozent gefallen sind. Der Vergleichsindex mit allen Marken hat nur einen Rückgang von 0,8 Prozent verzeichnet. So sind die Preise für Teslas Cybertruck im vergangenen Jahr um fast die Hälfte eingebrochen, die des Kassenschlagers Model Y um 14,1 Prozent.
(Bericht von Chris Kirkham und Abhirup Roy, geschrieben von Philipp Krach, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).) |