Ich sehe das ja grundsätzlich ähnlich wie die Typen diees Fonds, aber hinsichtlich Gewinnentwicklung mit YieldCo sind die meines Erachtens viel zu optimistisch, denn einige Annahmen kann ich mit denen nicht teilen.
"Konnte man in den guten Zeiten vor fünf Jahren noch 30 $ Cent pro Watt an Nettogewinn verdienen, so sind dies heute bestenfalls noch 3 bis 6 $ Cents. Baut nun allerdings Jinko den kompletten Solarpark und führt in eine Yieldco-Gesellschaft über, so entstünde dadurch insgesamt eine dramatisch verbesserte Marge. Abzüglich aller Kosten, könnte der Ertrag dabei über 60 $ Cents/Watt betragen."
Die guten Herren haben bei dieser Daumenrechnung wohl vergessen, dass bei einem Solarpark auch BoS-Kosten (z.B. Wechselrichter, Kabel), Baukosten, Landkosten und Finanzierungskosten entstehen und wenn man das mit einbezieht, dann wird Jinko in diesem Jahr für einen chinesischen Solarpark etwa Kosten von 1,10 $/W haben und verkaufen bzw. in den YieldCo überführen kann man den für 1,40 $/W. Somit liegen wir also nicht bei den völlig utopischen 0,60 $/W, sondern um gut 50% weniger vor Steuern !! Die Typen haben offenbar nur die Modulpreise genommen. Aber trotzdem ist das natürlich noch eine super Gewinnspanne: Netto von rd. 22% und Brutto vor Steuern und Finanzkosten von rd. 40%. Das gilt jetzt aber nur für die Solarkraftwerke in diesem Jahr, denn im nächsten Jahr werden in China die sehr üppigen Einspeisevergütungen etwas gesenkt und somit werden sich auch zwangsläufig die Gewinnmargen etwas nach unten gehen. Das haben die Herren des Fonds auch irgendwie nicht berücksichtigt.
Der YieldCo wird Jinko komplett verändern. Beim Umsatz (deutlich höher, weil dann auch die Solarkaftwerke in den Umsatz miteingehen/aktuell sind sie umsatz- und gewinnneutral bilanziert), beim Gewinn (Verkaufsgewinne beim Solarkraftwerksverkauf gehen sofort auf die GuV, deutlich niedrigere Zinsaufwendungen) und die Bilanz wird sich komplett verändern (weitaus niedrigere Finanzverbindlichkeiten/deutlich höhere EK-Quote).
Das große Problem was ich derzeit sehe, die sehr positiven Auswirkungen für Jinko bei/nach Herausgabe des YieldCo versteht wohl fast niemand. Aktuell sehen viele halt, dass Jinko recht hoch verschuldet ist und mit einem 2014er KGV von rd. 5,8 bewertet ist. Dass Jinko nach Herausgabe des YieldCo ihre Verschuldung drastisch reduzieren wird kapiert wie schon erwähnt kaum jemand.
Noch kurz zu Öl. Der Ölpreis tangiert die Solarbranche wie auch die Windbranche kaum, denn gerademal so 5% vom Öl werden heutzutage noch verstromt. Im Folge des Ölpreissturzes ist Erdgas auch deutlich gefallen, aber nur um 20% in diesem Jahr. Das könnte die Solarbranche sicher tangieren, aber wer heute ein Gaskraftwerk plant, der braucht etwa 3 bis 5 Jahre bis das in Betrieb geht und ich bin mir absolut sicher, dass bei einer aktuellen Gaskraftwerkplanung keiner von den aktuell niedrigen Erdgaspreise ausgeht.
Schaut man sich z.B. die Windwerte an, dann haben wurden die bei weitem nicht so abgestraft vom Ölpreissturz wie die Solarwerte:
Nordex vom Jahrhöchstkurs (Anfang Juni): - 9% Goldwind vom Jahrhöchstkurs (Mitte Oktober): - 22% Vestas vom Jahrhöchstkurs (Anfang Juni): - 24%
Sunpower vom Jahrhöchstkurs (Ende Juni): - 38% Canadian Solar vom Jahrhöchstkurs (Anfang März): - 40% First Solar vom Jahrhöchstkurs (Mitte März): - 41% Jinko vom Jahrhöchstkurs (Mitte Januar): - 49% Trina Solar vom Jahrhöchstkurs (Anfang März): - 54%
Bei den deutlichen Kursverluste der Solarwerte spielen dann nach meinem Dafürhalten schon mehrere Faktoren eine Rolle als nur der Ölpreisrückgang: sehr hohe Kursperformance im letzten Jahr (z.B.: Canadian Solar + 777%, Sunpower + 430%, Jinko Solar + 372%), sehr optimistische Branchenwachstumsprognosen von 49/50 GW sind nicht eingetroffen, teilweise sehr deulicher Rückgang der Modulpreise (rd. 17% in Japan/rd. 10% in China), sehr negative und wohl nachhaltige Währungsentwicklungen (Yen, Euro, britischer Pfund) und nicht zuletzt hat auch die Risikoaversion durch die sehr volatilen Börsen im 2. Halbjahr abgenommen. Dass die Japaner offenbar ihren Energieversorger jetzt sehr viel Spielraum geben mit ob und wieviel Solarstrom sie wirklich einspeisen müssen (dürfen offenbar sogar den Solarstrom einfach abschalten ohne Kompensation für den Solarkraftwerksbetreiber - erlaubt sein sollen 30 Tage im Jahr) hat den Solarwerten sicher auch nicht gut getan.
Es gibt sehr viele Gründe warum die Solarwerte ab September abgestürzt sind und das alleine nur auf den Ölpreise zurückzuführen ist mir dann einfach zu billig. Ich für meinen Fall sehe das aktuell bei weitem nicht so negativ wie die Börse das sieht. Habs ja schon öfters geschrieben. Es gibt überhaupt keine Anzeichen dafür, dass das Branchenwachstum ins Stocken kommt (in diesem Jahr wohl + 18% Branchenwachstum auf 45 GW und im kommenden Jahr so 15 bis 22% auf 52 bis 55 GW) und dass sich die Solarunternehmen bei den Preisen untereinander kannibalisieren wie in 2011 und 2012.
Für die Solarbranche sieht es meiner Einschätzung nach wie vor (sehr) gut aus und offenbar haben jetzt auch viele Solaraktien die Transformation zwischen hvervorragender Turn Around Aktienperformance (2013) in die aktuelle Unternehmensentwicklung hinter sich gebracht und somit sollte eigentlich die Konsolidierung der letztjährigen brillianten Kursperformance auch abgeschlossen sein. Dazu kommt noch, dass die Polysiliziumpreise deutlich zurück gekommen sind in den letzten Wochen und sich der Silberpreis immer noch auf einem sehr niedrigen Niveau bewegt. Das pricht dafür, dass Jinko und Co ihre Produktionskosten schon alleine wegen den Rohstoffpreisen im 1. Halbjahr um 5% senken könnten.
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