Bei Jinko kann man sich nicht nur die reine Bilanz anschauen und mit anderen Solaris vergleichen, denn Jinko hat mit Abstand die größten Solarkraftwerkskapaztitäten (352 MW) inkl. der sich im Bau befindlichen Solarkraftwerke (ca. 450 MW) in ihrer Bilanz stehen im Vergleich zu den anderen Solaris, so dass die aktuelle Bilanz eigentlich kaum Aussagekraft hat bzw. total verzerrt ist. Alleine die schon fertigen gebauten Solarkraftwerke zu Ende Q3 haben einen Vermögenswert von 500 Mio. $ (1,41 $/W) und stehen mit nur knapp 390 Mio. $ kostenneutral, aber nicht "verschuldungsneutral" in den Büchern. Wie viel Cash von den sich derzeit noch im Bau befindlichen Solarkraftwerke in der Bilanz stecken kann man als Außenstehender gar nicht einschätzen. Jedenfalls hat Jinko folgendes in ihrer Q3-Bilanz ausgewiesen und diese Vermögenswertepositionen kann wohl voll den Solarkraftwerken zu geschrieben werden:
Restricted Short-Term investments: 188,3 Mio. $ Project Assets: 412,4 Mio. $ Land Use-Rights: 59,3 Mio. $
Dazu hat Jinko Ende Q3 mit 303 Mio. $ ein relativ hohes Working Capital ausgewiesen und in dem stecken sicherlich auch ein paar Mios von den sich im sich im Bau befindlichen Solarkraftwerken.
Die Nettofinanzverschulung liegt bei 570,2 Mio. $ und wenn man die "Restricted Short-Term Investments" über 188,3 Mio. $ mit einbezieht dann bei nur 381,9 Mio. $. Mit der Verschuldung kann Jinko locker leben, weil man mit den Solarkraftwerken sehr nachhaltige, sehr wertvolle und hochprofitable Assets in der Bilanz hat, die ja nur kostenneutral fakturiert sind und diese stillen Bilanzreserven werden ja erst durch den YieldCo gehoben. Ende des Jahres dürfte Jinko kostenneutral etwa 0,9 Mrd. $ an fertigen Solarkraftwerken in ihren Büchern/Bilanz stehen (820 MW), die einen Gegenwert von ca. 1,15 Mrd. € entsprechen !
Eigentlich kann man die Jinko-Bilanz erst dann wieder sauber/richtig bewerten bzw. mit anderen Solarunternehmen vergleichen, wenn Jinko die Stromtochter seperat bilanziert und wenn der YieldCo an die Börse kommt, denn der Großteil der ausgewiesenen Verbindlichkeiten liegt natürlich bei der neuen Stromtochter. Da der 225 Mio. $-Deal erst im November durchgezogen wurde, wird es wohl ab Q4 eine seperate Bilanzierung geben und ab dann kann man die Jinko-Bilanz wieder einigermaßen bewerten bzw. mit anderen Solaris vergleichen. Vorher geht das nicht und erst wenn der YieldCo an der Börse ist kann man die Jinko-Bilanz wieder richtig analysieren, weil man letztendlich ja noch gar nicht weiß welchen Anteil Jinko an ihrer Stromtochter halten wird und dieser Anteil hat dann natürlich auf die Jinko-Bilanz große Auswirkungen.
Die Stromtochter wird in diesem Jahr einen Umsatz von 42 Mio. $ erzielen und im kommenden Jahr wird sich dieser Umsatz mehr als verdoppeln auf rd. 95 Mio. $. Mit einer Bruttomarge von ca. 55% würde damit ein Bruttogewinn von 52,3 Mio. $ erzielt.
Lange Rede kurzer Sinn, wenn man die Solarkraftwerke mit einbezieht bei der Bilanzbetrachtung, dann würde die Jinko-Bilanz gut aussehen und die Verschuldung würde sich deutlich reduzieren und es würden wohl bei den Finanzverbindlichkeiten fast nur noch die zwei Wandelanleihen über insgesamt 275 Mio. $ übrig bleiben.
Bilanziell bzw. finanziell sieht es bei Jinko recht gut aus nach meinem Dafürhalten und dass Jinko gute bis sehr gute Q4-Zahlen bringen wird steht für mich außer Frage nach der Q4-Guidance. Das einzigiste was ich derzeit nicht einschätzen kann wann dieser irre Spuck wirklich sein Ende nehmen wird und die Solaris endlich wieder anspringen. Jedenfalls hat die FED gestern eine gute Vorlage gegeben, so dass die Risikoaversion an den Börsen wieder abnehmen sollte und das wäre dann eigentlich ein sehr guter Nährboden, dass Jinko und Co kurstechnisch wieder anspringen.
Ich bin ohnehin nicht der Meinung, dass alleine die Shorties und der Ölpreis schuldig sind an der Talfahrt seit 5,6 Wochen, sondern eher weil die Risikoaversion an den Börsen deutlich abgenommen hat (da leiden dann natürlich die Solaris besonders darunter), weil es auch schlechte Branchennews bezüglich Nachfrage und Modulpreisentwicklung gab und die negativen Währungsverläufe bei Yen, Euro und britischen Pfund. Es gab also neben der deutlich angenommenen Risikoaversion an den Börsen und dem fallenden Ölpreis (beides hatte wohl auch einen direkten Zusammenhang) viel, sehr viel negatives zu verarbeiten für alle Solaris. Sieht man z.B. auch bei den nicht China-Solaris Sunpower oder First Solar, die seit Anfang November auch schwer abgestürzt sind um 28% bzw. 29%. Jinko hat es in diesem Zeitraum um 31% erwischt.
Positiv ist, dass der Polysiliziumpreis deutlich im Fallen ist und laut PVInsights der Spotmarktpreis beim hochwertigen Poly N9 nur noch bei 19,5 $/kg liegt. Vor ein paar Wochen waren es noch gut 22 $/kg. Alleine damit könnte Jinko ihre Produktionskosten um 0,01 $/W bzw. 2% senken und kann damit die leicht gesunkenen Modulpreise in China seit November gut kompensieren. Die große Frage dabei ist nur, fällt der Polypreis wegen einer schwachen Nachfrage oder wegen eines Polyüberangebots, denn in diesem Jahr gingen einige neue Polyfertigungskapazitäten in den Markt. Hemlock hat heute angekündigt ihre 10.000 t Polyproduktion (umgerechnet etwa 1,5 GW) in Tennessee zu schließen aufgrund von Zöllen in China und wegen Überkapazitäten.
Habe gestern Abend nach den FED-Statements auf den Ratschlag von TBH1414 gehört und bin erstmal prozyklisch wieder bei Jinko rein bei um die 17,70 $. Hab ohnehin mein Deot gestern Abend wieder gefüllt und bin bei China Ming Yang sogar wieder rein. Ist meines Erachtens nach die mit Abstand unterbewerteste China-Aktie im Erneuerbaren-Bereich. Sollte es aber weiter runter gehen bei Jinko unter 16,50 $ bin ich sofort wieder raus. |