Bouygues baut seinen Anteil an Alstom aus
Paris - Jeden Tag ein bisschen mehr: Frei nach diesem Motto verfährt Bouygues derzeit bei dem Industriekonzern Alstom. Nachdem der französische Bau- und Medienkonzern im Juni den Anteil des französischen Staates übernommen hat, hat er seine Beteiligung kontinuierlich auf mittlerweile über 24 Prozent ausgebaut. In den kommenden Monaten dürfte Konzern-Chef Martin Bouygues diese Beteiligung weiter erhöhen, glauben Beobachter. Denn mit Minderheitsbeteiligungen habe er sich noch nie zufrieden gegeben. Als Bouygues Ende April verkündete, er werde ins Kapital von Alstom einsteigen und den Staatsanteil in Höhe von 21 Prozent übernehmen, sorgte die Nachricht für eine Überraschung. Dahinter steckten weitreichende Absichten, vermuten Beobachter. Der Bau- und Medienkonzern wolle sich damit für einen Einstieg an Framatome positionieren, der Kernkraftwerksbau-Filiale des Atomkonzerns Areva und Siemens. "Um bei Areva einsteigen zu können, wird Bouygues via Alstom handeln", meint ein Analyst.
Investoren drängen den Bau- und Medienkonzern bereits seit einiger Zeit, sich breiter aufzustellen. Martin Bouygues hatte erst im letzten Jahr erklärt, er sei an einem Einstieg ins Atomgeschäft interessiert. Sollte Areva privatisiert werden, würde er sich am Kapital beteiligen. Doch im Oktober verkündete Premierminister Dominique de Villepin, der Börsengang des Atomkonzerns sei für seine Regierung kein Thema mehr.
Das könnte sich nach den Präsidentschaftswahlen im kommenden Jahr sehr schnell ändern, zumal Innenminister Nicolas Sarkozy als einer der aussichtsreichsten Kandidaten gilt. Und der ist nun mal ein enger Freund von Martin Bouygues. Auch Alstom-Chef Patrick Kron ist an Areva interessiert. Mit ihm scheint Martin Bouygues also den idealen Verbündeten gefunden zu haben.
Bereits im Juni teilte Bouygues der französischen Börsenaufsicht AMF mit, er werde seinen Anteil in den kommenden zwölf Monaten je nach Marktlage aufstocken. Kurz darauf kaufte er zwischen dem 5. Juli und 9. August für rund 82 Mio. Euro insgesamt 1,24 Mio. Alstom-Aktien und erwarb am 11. August für 2,3 Mio. Euro weitere Anteile. Vergangene Woche blätterte er noch mal 2,01 Mio. Euro für Alstom-Aktien auf den Tisch. Branchenkenner vermuten, dass Bouygues seinen Anteil auf knapp unter 33 Prozent ausbauen wird, denn nach Überschreiten dieser Grenze müsste er ein öffentliches Übernahmeangebot machen.
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