FRANKFURT (dpa-AFX) - Das Telekomunternehmen Versatel will nach seinem bevorstehenden Börsengang zur Jahresmitte in den TecDAX einziehen. 'Im zweiten Quartal oder spätestens im September dürfte es soweit sein, dann müssten wir von der Größe her automatisch aufgenommen werden', sagte Klaus Hessberger von der Konsortialbank JP Morgan am Donnerstag in Frankfurt. Die Erstnotiz ist für den 27. April angestrebt, voraussichtlich vom 20. April an können die Aktien gezeichnet werden - die Höhe der Zeichungsspanne wird zu diesem Zeitpunkt bekannt gegeben.
Bei der Erstnotiz will das Berliner Unternehmen bis zu 42,55 Millionen von insgesamt bis zu 50 Millionen Aktien ausgeben. Dies entspräche einem Streubesitz von bis zu 85 Prozent. Gemessen an einem Unternehmenswert, der Medienberichten zufolge bei 1,8 bis 2,3 Milliarden Euro liegen soll, ergibt sich mögliches Gesamtvolumen von rund 1,5 bis knapp 2 Milliarden Euro. Damit wäre die Neuemission die größte nach der der Postbank im Juni 2004. Versatel sprach am Donnerstag indes von einem Streubesitz von '50 Prozent plus x', inklusive Mehrzuteilungspotion wären es mindestens 65 Prozent. Somit könnte das Gesamtvolumen auch kleiner ausfallen.
NETTOEMISSIONSERLÖS VON 419 MILLIONEN EURO
Als Emissionserlös aus einer geplanten Kapitalerhöhung sollen der stark verschuldeten Gesellschaft netto rund 419 Millionen Euro zufließen. Ein Großteil des Erlöses, 350 Millionen, soll dem Schuldenabbau dienen. Ende Februar habe Versatel rund 800 Millionen Euro Schulden angehäuft, sagte Finanzvorstand Brian Cook. Durch den Schuldenabbau reduziere sich die Zinslast erheblich und das Unternehmen sei auf einem guten Weg für schwarze Zahlen unter dem Strich, sagte Cook. 2006 hatte das Konzernergebnis bei minus 51,65 Millionen Euro gelegen. Versatel setzte im vergangenen Jahr auf Proforma-Basis 666 Millionen Euro um, rund 22 Prozent mehr als 2005. Der um Einmaleffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) kletterte von 142 Millionen Euro auf 211,8 Millionen Euro.
Das Geld soll zudem in den Ausbau der Netze dienen. Bisher erreicht Versatel 7,9 Millionen Haushalte - bis Ende des Jahres sollen es 10,4 Millionen sein. Das Unternehmen hat rund 463.000 Kunden für sein DSL- und Telefonieangebot und ist nach der Vodafone-Tochter Arcor und der Telecom-Italia-Tochter Hansenet der drittgrößte Wettbewerber der Telekom . Versatel hat einen Marktanteil von etwa 1,8 Prozent. Bezogen auf die 170 Städte, in denen Versatel bisher aktiv ist, liege der Anteil aber bei 18 Prozent, betonte der Vorstandsvorsitzende Peer Knauer.
AN KONSOLIDIERUNG DER BRANCHE TEILNEHMEN
Knauer will an der laufenden Konsolidierung der Branche teilnehmen. Geplant sei der Erwerb von Stadtnetzbetreibern, bekräftigte er. Als Übernahmekandidat sieht er Versatel trotz des erwartet hohen Streubesitzes nicht. 'Wir sehen uns aus unserer Management-Perspektive selber als Konsolidierer', sagte der Vorstandschef. Der Weg an die Börse sei 'der richtige', betonte Knauer in Bezug auf frühere Überlegungen des Investors Apax, Versatel zu verkaufen. Apax bleibe zudem signifikanter Investor bei dem Unternehmen. Derzeit hält der Investor noch 96 Prozent an Versatel.
An dem Börsengang sind folgende Banken beteiligt: Credit Suisse , Citigroup , Deutsche Bank , J.P. Morgan , Sal. Oppenheim und WestLB./sc/mur/fn |