Ich halte diese H2->Brennstoffzellen->E-Motor Technologie auch in keiner Weise für überzeugend. Eigentlich muss man nur Pseudonyms hübsches Bild in #697 ansehen, dann noch ein paar qualitative, hier oft genannte Argumente bzgl. Wirkungsgrad und Energiedichte im Hinterkopf haben, um zu sehen, dass das Quatsch ist.
Deshalb halte ich diese Diskussion "BEVs versus H2/BZ" für ziemlich sinnlos.
Wenn schon, dann mit Erdgas betriebene Verbrenner, was aber nicht viel ändert, weil die eben auch was verbrennen. Nur etwas schöner, weil Erdgas direkt aus Russland kommt, und man die Tankstellen mit Pipelines statt Lastern versorgen könnte. Im Prinzip sogar Privathaushalte. Das hatten wir ja schon mal bis vor 50, 60 Jahren, wo praktisch alle Haushalte mit Gas kochten. Und auch heute noch (oder wieder), wo sehr viele Haushalte mit Gas heizen. Ein Leitungsnetz bis zum Endverbraucher gibt es also im Prinzip.
Aber egal. Ich denke, folgendes ist klar:
1. Wir müssen global Emissionen reduzieren. Sowohl CO2 als auch NOx und Konsorten.
2. Wir müssen dringend (!) lokale Emissionen in den Städten reduzieren.
3. Wegen 1 & 2 können wir nicht ständig weiter Zeugs verbrennen (Kohle, Gas, Öl. Schon gar nicht Uran in AKWs).
4. Wegen 2 können wir schon gar nicht auf Dauer Zeugs (Benzin, Diesel, Erdgas) direkt in den Autos verbrennen).
5. Der E-Motor ist sowohl physikalisch als auch technisch und bzgl. Wartbarkeit, Kosten und geringer Komplexität den heutigen Verbrennern haushoch überlegen. Was man schon vor 100 Jahren wusste.
6. Also ist klar wie Kloßbrühe, dass wir E-Antriebe brauchen, deren Strom direkt (also ohne Umwege über H2 und BZ) aus erneuerbaren, relativ schadlosen Energiequellen (sprich Sonne, Wind, Wasser) kommt.*)
7. Bleibt das leidige, nicht wirklich gelöste Batterieproblem (teuer, schwer, Ladedauer, Rohstoffhungrig, Herstellungsprozess, Recycling?). Aber ich denke, das müsste lösbar sein. Es ist aber noch nicht gelöst.
Was heißt das für Tesla?
A. Die treten nicht gegen H2 und Brennstoffzellen an. Das ist irrelevant.
B. Die treten bis auf weiteres gegen klassische Verbrenner (Benzin und Diesel, vielleicht Erdgas) an. Deren Hersteller geben ja nicht einfach auf, sondern bauen die Motoren halt so, dass sie aus dem momentan rufschädigenden Image kommen. Was ja ohne weiteres technisch möglich ist. Da geht es nur um ein paar hundert Euro hin oder her. Und sie haben jenseits ihrer bekannten Nachteile auch eine - aus Sicht Tesla - hoffnungslos breite Unterstützergemeinde.
C. Die treten heute bereits und in einer Übergangszeit, solange das Batterieproblem nicht gelöst ist, gegen eine riesige Konkurrenz von allerlei Hybriden von praktisch allen Herstellern an**).
D. In kurzer Zeit, ein paar Monate, ein, zwei Jahre treten sie gegen eine riesige Konkurrenz von reinen BEVs aller klassischen Hersteller an, denen sie nicht das Wasser reichen können. Erstens, weil besser (bzgl. Qualität und Kosten) gefertigt, zweitens weil Firmenintern quersubventioniert, also Preis.
E. Der angebliche Technologievorsprung von Tesla ist höchst zweifelhaft. Wo soll der sein?
E.1 Bzgl. Batterien vielleicht bei den Packs (Regelung, Heizung, Kühlung, Leistungselektronik. Kann ich mir aber ehrlich gesagt nicht vorstellen), bestimmt nicht bei den Zellen. Die kaufen sie so wie alle anderen einfach von Zulieferern ein (Panasonic, GF1).
E.2 Bzgl. E-Motoren bestimmt nicht. Das ist uralte Technologie, die jeder kann.
E.3 Bzgl. allgemeinem Maschinenbau von Autos sind sie natürlich im Nachteil.
E.4 Bzgl. Produktionstechniken sind sie geradezu hoffnungslos im Nachteil. Siehe diesen absurden M-3-Anlauf und alle früheren Anläufe von Roadster über S bis X.
E.5 Bzgl. Software haben sie einen dicken Vorsprung, weil sie es wagen, ihre Autos via OTA-Upgrades upzudaten, was sich sonst noch kaum wer traut, weil es enorm gefährlich ist. Obwohl technisch inzwischen eher banal. Das macht ja jeder PC seit 20 Jahren und jedes Smartphone seit 10 Jahren bald jede Woche.
E.6 Bzgl. intelligenter Software, sprich Fahrassistenten und zukünftigem autonomen Fahren sind sie arg abgeschlagen. Keinerlei Besserung in Sicht. Nur wilde, unhaltbare Ankündigungen. Und enorme Fluktuation in der Truppe.
Unter dem Strich sage ich: Tesla hat sehr schlechte Karten.
--------- *) Unbenommen davon kann man natürlich mit überschüssiger EEnergie was auch immer machen. Z. B. Wasserstoff produzieren, wenn einem sonst nichts besseres einfällt.
**) Wobei ich bis heute nicht begriffen habe, warum diese Hybride fast alle einen Verbrenner als Hauptantrieb und nur eine verschämte Hilfsbatterie verwenden. Statt einen konsequenten Batterie -> EMotor Antriebsstrang mit einem simplen Verbrenner als Generator vor der Batterie. Verschämt "Range Extender" genannt. Offenbar habe echte 6-Zyl-Motorexperten keine Lust, derart primitive "Notstromaggregate" zu bauen, die nur auf optimale Betriebspunkte, minimale Emissionen, Laufruhe, Kosten und Wartungsfreiheit optimiert sind, aber keinen Sieg auf der Nordschleife erringen wollen. |