werden von Rassisten immer gern als "determinierend" angeführt. Dies passt zu ihrem biologistischen bzw. sozialdarwinistischen Weltbild, wonach fast alle menschlichen Eigenschaften (inkl. Intelligenz) weitgehend "angeboren" seien - und unsere Gesellschaft dementsprechend "gerecht": Wer oben steht, hat dies aufgrund seiner vermeintlich "guten Gene" erreicht. Kürzlich faselten Gazetten sogar von einem Wirtschaftsführer-Gen.
Es sind aber nicht etwa Genetiker, die sich mit dem relativen Einfluss von Erbe und Umwelt (samt Prozentangaben) befassen, sondern fast ausschließlich Psychologen. Die Psychologen bedienen sich dazu umstrittener Studien an eineiigen Zwillingen, die bei der Geburt getrennt wurden. Dumm nur: Selbst unter Psychologen ist nicht klar definiert, was unter Intelligenz überhaupt zu verstehen ist. Psychologen suchen daher in fragwürdigen Zwillingsstudien samt IQ-Tests und Korrelationsvergleichen - d.h. mit nach den harten Kriterien der Genetik fachfremden Verfahren - nach den "genetischen" Ursachen für etwas, das sie schon a priori nicht klar definieren können.
Kein ernst zu nehmender Genetiker würde sich jemals den Fauxpas erlauben, vom "relativen Einfluss" der Gene und der Umwelt zu sprechen, wie es die Psychologen (und Pseudowissenschaftler wie Sarrazin) laufend tun. Denn viele Gene können durch Umwelteinflüsse ein- und ausgeschaltet werden. Was soll in dem Kontext eine relative Prozentangabe?
Außerdem ist der moderne Mensch eine der genetisch homogensten Spezies auf unserem Planeten. Das liegt schlicht daran, dass es Homo sapiens erst seit 100.000 Jahren gibt. Die Erde ist hingegen 4,5 Milliarden Jahre alt. In so kurzer Zeit KANN sich aber keine ausgeprägte genetische Vielfalt (die aus Mutationen resultiert) entwickelt haben. Populationsgenetiker stellten bei Studien fest, dass sich Menschen in nur maximal 2 Promille der Gene unterscheiden. Vergleicht man ganze Bevölkerungsgruppen, so mitteln sich die Unterschiede noch weiter aus und gehen gegen Null. Das Rassenkonzept, dem Eugeniker wie Sarrazin heute noch huldigen, ist veraltete Forschung aus dem 19. Jhdt, als Forscher noch Schädel vermaßen und "Rassen" anhand der Hautfarbe festzulegen versuchten. Nach den modernen Kriterien der Populationsgenetik ist das Rassenkonzept nicht mehr haltbar.
Hinzu kommt: In den Zellen des Menschen sind nicht die Gene am Wirken, sondern Proteine. Diese Proteine werden aus 1 zu 1 Kopien der Gene (RNA-Blaupausen) in der Zellmaschinerie hergestellt. Wenn sich aber an ein Protein z. B. eine Phosphatgruppe anhängt, kann es komplett unwirksam werden. Hat man dann plötzlich etwa einen "genetischen Defekt"? ;-)
In jedem Menschen entstehen pro Tag Dutzende Krebszellen. Es gibt in den Zellen aber eine Art Polizei-Protein, das bei unkontrolliert wachsenden Zellen (potenziellen Krebszellen) den so genannten plötzlichen Zelltod (Apoteose) auslöst. Wenn dieses Polizei-Protein durch Anhängen einer Phosphatgruppe inaktiv wird, kann es seine Schutzfunktion nicht mehr ausüben. Trigger dafür können z. B. Schwermetalle sein, die sich außen an der Zellmembran anheften und im Innern kaskadische Reaktionen auslösen.
Krebszellen besitzen somit nach wie vor das "Schutzgen" gegen Krebs. Das entsprechend Protein ist in ihnen aber wegen der Umwelteinflüsse (z. B. Schwermetalle) nicht mehr aktiv. Es liegt also ganz klar ein Umweltfaktor vor, obwohl die Ebene, auf der das Geschehen spielt, die Protein-Ebene ist, die wiederum genetisch determiniert ist.
Intelligenz ist nach Ansicht der Genetiker eine multifaktorielle Anlage, die auf das Zusammenwirken von bis zu 1000 Genen zurückgeht. (Der Mensch hat insgesamt 20.300 Gene). Diese 1000 Gene beeinflussen sich nicht nur wechselseitig, sondern unterliegen obendrein Umwelteinflüssen. Den relativen Anteil von Umwelt und Erbe zu bestimmen ist damit praktisch unmöglich, selbst wenn man die 1000 Intelligenz-Gene "kennen" würde. Bis heute hat freilich noch kein Genetiker auch nur ein EINZIGES Intelligenz-Gen kartieren können. |