Die wohl bald verkündeten EU-Zölle auf China-Solarprodukte wirken sich mittlerweile in recht kräftig steigenden taiwanesischen Zellpreisen aus und Taiwan ist mit Abstand das Land mit den größten Zellfertigungskapazitäten außerhalb Chinas.
Mittlerweile kosten taiwanesische Zellen 0,41 $/W und im Juni soll es dann um weitere knapp 5% auf 0,43 $/W hoch gehen. Ende 2012 kosteten Taiwan-Zellen nur 0,32 bis 0,36 $/W (!!). Damit gibt es im Mai höhere taiwanesische Zellpreise im Schnitt von 0,07 $/W bzw. satte 20% gegenüber Ende des letzten Jahres und die Zellpreise von nicht chinesischen Zellen werden mit ganz großer Wahrscheinlichkeit weiter steigen. So erwartet Trend Force sogar ein Preisanstieg taiwanesischer Zellen auf bis zu 0,47 $/W im Laufe des Jahres. Das wäre dann fast ein Preisastieg von 50% innerhalb eines Jahres !!
Hier der Link dazu:
http://www.digitimes.com/news/a20130523PD209.html ("Solar cell prices may increase to US$0.43/W in Taiwan")
Die Taiwanesen wie auch die Koreaner profitieren derzeit gleich Dreifach: vom riesigen Solarboom in Japan, von den US-Zöllen auf chinesische Zellen und von den kommenden EU-Zölle auf Module, Zellen und Wafer.
Vor allem den reinen Zellbauer bzw. den vertikal integrierten Solarunternehmen außerhalb Chinas werden steigende Zellpreise sehr gut tun (Solarworld, Panasonic, REC, Bosch, Kyochera, AUO Solar). Den reinen Modulbauer wie Conergy oder Centrosolar bzw. den reinen OEM-Modulanbieter wie IBC Solar ganz sicher nicht, da Nicht-Chinazellen aktuell teurer sind und weiter steigen werden. Das glit aber selbstredend "nur" für den europäischen Markt.
Für die großen deutschen Zellhersteller Solarworld, Bosch oder Q-Cells sind EU-Zölle auf Chinazellen ein richtiger Segen und alle drei sind dann wohl in ihrer Zellproduktion wieder konkurrenzfähig im europäischen Solarmarkt und eventuell auch für den US-Markt, denn die China-Solaris werden mal mit Sicherheit die höheren taiwanesischen Zellpreise deutlich zu spüren bekommen.
Für Solarworld gilt die Konkurrenzfähigkeit nur mit Vorbehalt, denn Solarworld hat nach wie vor das riesen Problem mit ihren teuren langfristigen Polysiliziumverträgen. Bei Jinko z.B. lag in Q1 2013 der Polysiliziumkostenanteil bei den Gesamtmodulproduktionskosten bei 20% (Non-Silicon-Kosten 0,45 $/W/Polykosten bei 0,09 $/W/Produktionskosten Gesamt: 0,54 $/W). Da Jinko Polysilizium großteils auf dem derzeit sehr billigen Spotmarkt bezieht (Polykosten etwa bei 17 $/kg) hat Jinko mit die billigsten Polykosten in der Solarbranche. Solarworld hat meiner Einschätzung nach Polysiliziumkosten pro Wafer/Zellen/Modul von etwa 0,20 $/W (ca. 40 $/kg) und für den Preis verkauft GCL Poly oder Renesola ihre Wafer !!). Schon alleine wegen Polysilizium kann Solarworld niemals konkurrenzfähig sein. Solarworld muss meiner Meinung nach vor den ganzen Kapitalmaßnahmen für deutlich mehr Transparenz beim Polysilizium sorgen (Preise, Laufzeiten, Mengenabnahmen), denn Polysilizium wird bei Solarworld meiner Meinung nach der Dreh- und Angelpunkt sein ob Solarworld konkurrenzfähig sein kann bzw. werden kann.
Sollte es Solarworld hinbekommen einigermaßen billig aus den Polyverträgen raus zu kommen, dann wäre der Weg wirklich frei für eine ganz neue Solarworld mit einer relativ geringen Verschuldung und mit den Kataris zusammen könnte dann Solarworld wieder richtig durchstarten.
Wie wichtig ein finanziell starker Großaktionär ist zeigt sich wieder mal bei Sunpower. Obwohl Sunpower durch zwei große Kapitalerhöhungen in den letzten 2 Jahren, die allesamt der französische Ölkonzern Total gezeichnet und damit an Sunpower 60% hält, eine sehr ordentliche Unternehmensbilanz aufweist (Eigenkapital: 943 Mio. $, EK-Quote: 30%, Liquidität: 506 Mio. $) gibt Sunpower eine 300 Mio. $ schwere Wandelschuldverschreibung aus (Laufzeit bis 2018). Sunpower-Großaktionär Total wird alleine davon 200 Mio. $ übernehmen. Bei Sunpower rüstet man sich auf den Branchen-Turn Around und wenn der kommt möchte man wohl sehr gerne in der Pole Position sein und das geht nur mit einer gesunden Bilanz inkl. einer sehr guten Liquiditätsausstattung. Solarworld hat diese Chance durchaus auch mit den geplanten Kapitalmaßnahmen, deshalb sollte man nicht allzu sehr voreilig ein Todesurteil über Solarworld fällen. Manchmal kommt es halt ganz anders als man denkt.
Kommen die EU-Zölle, dann wirds in Europa in diesem Jahr sicher einen noch größeren Nachfragerückgang geben wie er derzeit erwartet wird von 17,5 GW auf 12 bis 13 GW. Dann wird in Europa in diesem Jahr wohl die Nachfrage auf unter 10 GW gehen. Die durch die Zöllen hervorgerufenen höheren chinesischen Modulpreise werden zwangsläufig dazu führen, dass vor allem der europäische Solarkraftwerksbau deutlich rückläufig sein wird (z.B. in England, Griechenland, Rumänien), denn mit Renditen unter 5% werden sich kaum noch Großinvestoren finden um in Solarkraftwerke zu investieren. Für First Solar könnte jedoch der europäische Solarmarkt auf einmal wieder sehr interessant werden. Bei den kleinen und mittleren Aufdachanlagen sollte es eigentlich kaum größere Nachfragerückgänge geben, denn erstens ist der bei weitem nicht so preissensibel wie das Großanlagengeschäft, zweitens liegen die Renditen selbst bei höheren Modulpreisen von 30% immer noch so bei 8 bis 11% z.B. in Deutschland alleine schon wegen des Eigenverbrauchs und drittens werden alleine schon höhere Strompreise für eine stabile Nachfrage sorgen. Solange das Zinsniveau so niedrig bleibt, so lange mache ich mir um das deutsche kleine und mittelgroße Aufdachanlagengeschäft keine Sorgen. In Europa sieht es da dann schon etwas anders aus, denn vor allem in den Krisenländern wie Griechenland, Spanien und teilweise Italien dürfte die Investitionsneigung auf kleine Solaraufdachanlagen derzeit nicht allzu sehr ausgeprägt sein.
Hier mal zur eine kleine Länder-Übersicht über Zellfertigungskapazitäten außerhalb Chinas ohne Dünnschicht:
1. Taiwan: 6,5 GW (Gintech 1.500 MW, Neo Solar 1.300 MW, Motech 1.200 MW, ...) 2. Japan: 2,6 GW (Sharp 850 MW, Mitsubishi 570 MW, Panasonic 560 MW, ...) 3. Malaysia: 1,8 GW (Hanwha 750 MW, Sunpower 600 MW, Panasonic 300 MW, ...) 4. Südkorea: 1,7 GW (Hyundai 600 MW, Shinsung 350 MW, LG 330 MW...) 5. Deutschland: 1,2 GW (Bosch 450 MW, Solarworld 300 MW, Q-Cells 250 MW, ..) 6. Indien 0,8 GW (Moeser Baer 200 MW, Indosolar 190 MW, Webel 100 MW, ...) 7. Singapur 0,8 GW (REC) 8. USA 0,7 GW (Solarworld 500 MW, Suniva 170 MW, TetraSun 30 MW) Rest Europa: 0,7 GW (Isofoton 250 MW, Pufin Group 120 MW, China Sunergy 120 MW, ..) Rest Welt: 0,5 GW
Außerhalb Chinas gibt es nur so um die 17 GW an Zellfertigungskapazitäten. In China gibt es ca. 40 bis 45 GW. Für den US-Markt hat das locker ausgelangt, aber wenn jetzt in der EU Zölle kommen und in ein paar Monaten eventuell auch noch in Indien, dann werden diese Zellfertigungskapazitäten außerhalb Chinas nicht mehr ausreichen. |