Solar-Aktien im siebten Himmel Während sich in Deutschland das trübe Herbst-Wetter durchsetzt, scheint für Solar-Aktien weiter die Sonne. In dieser Woche haben Solon, Solarworld & Co eine beeindruckende Rally hingelegt und neue Rekordhochs erreicht. Beginnt jetzt ein neuer Solar-Hype? Wer geglaubt hatte, dass die deutschen Solar-Aktien ihren Zenit überschritten hätten, hat sich getäuscht. In den letzten Tagen haben nahezu alle im TecDax gelisteten Solarwerte neue Höchststände erklommen.
Großauftrag treibt Ersol-Aktie Am Donnerstag ist vor allem Ersol gefragt. Das Papier klettert um zeitweise rund fünf Prozent auf ein neues Allzeithoch von fast 72 Euro. Grund: Das Erfurter Solar-Unternehmen hat von der Solar Semiconductor Pvt. Ltd. einen Zehnjahresauftrag zur Lieferung von Silizium-Solarzellen erhalten. Das Auftragsvolumen beträgt 126 Millionen Euro.
Übernahmegerüchte um Solon Geradezu explodiert ist der Kurs von Ersol-Konkurrent Solon. Das Papier hat sich seit Anfang August fast verdoppelt. In dieser Woche konnte die Aktie rund 20 Prozent zulegen. Übernahmespekulationen haben ein Kursfeuerwerk entfacht. Am Dienstag machte das Gerücht die Runde, dass der spanische Windanlagenbauer Gamesa Solon für 90 Euro je Aktie übernehmen wolle. Zwar dementierte Gamesa, doch die Spekulationen reißen nicht ab. "Eine Übernahme von Solon wird immer wahrscheinlicher", meinte am Donnerstagmorgen ein Händler.
Am Donnerstag stieg die Solon-Aktie zeitweise um über fünf Prozent auf fast 82 Euro. Inzwischen sind die Kursgewinne aber fast wieder vollständig aufgezehrt. Am Mittag verkündete Solon den Ausbau seines Engagements auf dem US-Solarmarkt. Für 700.000 Euro beteiligt sich der Berliner Solarmodulhersteller an den zwei US-Firmen The Solar Center und Sungevity Inc.
Auch die Aktien von Solarworld, Q-Cells und Conergy konnten in den letzten Tagen zulegen und erreichten neue Rekordhochs. Am Donnerstagmittag drehten sie aber ins Minus – vermutlich wegen Gewinnmitnahmen.
Q-Cells-Chef löst Euphorie aus Die Solar-Rally ausgelöst hatte Q-Cells-Chef Anton Millner am Dienstag. Millner prophezeite ein weltweites Wachstum der Solarbranche um mindestens 40 Prozent – "Jahr für Jahr". Damit zeigte sich Millner deutlich optimistischer als der deutsche Bundesverband der Solarwirtschaft. Dessen Prognosen liegen lediglich bei einem jährlichen Plus von 20 Prozent.
Experten sind nicht überrascht über diese Wachstumsprognose. Der nationale Solarverband versuche aus politischen Gründen das Wachstum niedrig zu reden, damit aus der Politik weiter üppig die Einspeisevergütung fließt. In diesem Jahr noch soll das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) novelliert werden.
Deutscher Solar-Boom hält an Der Boom der deutschen Solarbranche ist ungebrochen. Laut dem Bundesverband Solarwirtschaft stieg im ersten Halbjahr 2007 die Solarzellenproduktion hierzulande im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um ein Drittel auf 300 Megawatt. Bis 2008 sollen rund 15 neue Solarfabriken in Deutschland entstehen. Die Sorge um eine radikale Veränderung des EEG hat inzwischen abgenommen. Die Bundesregierung will angeblich die Solarproduktion nicht beschränken und hat auf eine Deckelung der Förderung verzichtet.
Neben Deutschland richtet sich die Hoffnung der Solarbranche vor allem auf Südeuropa und die USA. Im Land der unbegrenzten Möglichkeit hat ein Umdenken in Sachen Umweltschutz stattgefunden. Die Förderung von Solarstrom soll massiv ausgebaut werden. Derzeit findet die amerikanische Photovoltaikmesse Solarpower statt. Von dort könnte es neue Impulse geben.
Angriff aus China Während die meisten deutschen Solarfirmen inzwischen das Silizium-Problem in den Griff bekommen und entweder selbst den Rohstoff herstellen oder mit Siliziumherstellern kooperieren, droht neue Konkurrenz aus Asien. Die chinesischen Solarfirmen bauen massiv ihre Produktion aus und drängen nach Europa. Vor allem die chinesische Suntech erobert Marktanteile. " Wenn hier die deutschen Firmen nicht mithalten, dann laufen sie Gefahr, in die Bedeutungslosigkeit zu versinken", warnt Philippe Welter, Herausgeber einer Solarzeitschrift, im Interview mit boerse.ARD.de.
Einen Solar-Hype oder eine Blase wie bei den Internetwerten am einstigen Neuen Markt sieht Welter nicht. Das rasante Umsatzwachstum und die hohe Umsatzrendite würden die starken Kurssteigerungen rechtfertigen. Ähnlich sieht das Q-Cells-Chef Millner. Nachdem gute Nachrichten in der Vergangenheit zu Überreaktionen geführt hätten, sei die Branche inzwischen erwachsener gewordener, glaubt er.
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