aber trotzdem ein ganz interessanter Blick hinter die Kulissen von "Goldman Sucks", in der heutigen ftd.de: FTD: Dicke Drähte in die Chefetagen Die US-Investmentbank Goldman Sachs ist mächtiger als je zuvor. Ihre Manager besetzen entscheidende Spitzenpositionen - jetzt auch die Chefsessel bei Merrill Lynch und zum zweiten Mal bei der NYSE. Goldman Sachs ist überall. Nicht genug, dass der frühere Partner der US-Investmentbank, John Thain, jetzt zum Chef des Konkurrenten Merrill Lynch ernannt wurde. Sein Nachfolger an der Spitze der New York Stock Exchange Euronext wird Duncan Niederauer - ebenfalls groß geworden bei Goldman Sachs. So ungleich waren gute und schlechte Nachrichten selten verteilt an der Wall Street. Wie Wasser an Teflon ist die US-Hypothekenkrise bisher an Goldman Sachs abgeperlt. Um 79 Prozent steigerte das von Lloyd Blankfein geführte Haus den Gewinn, während Konkurrenten wie Merrill Lynch unter Milliardenabschreibungen ächzten. Goldman Sachs' Geschäftserfolg ist nur das eine. Die Bestellungen von Thain und Niederauer belegen, dass die Bank auch auf einem anderen Gebiet die Nummer eins ist: Keine bringt so viele Topmanager hervor wie die 1869 gegründete Wall-Street-Institution. Keine ist so gut vernetzt. Goldman Sachs' Arm reicht weit über Manhattan hinaus. US-Finanzminister Henry Paulson hat zuvor die Bank geleitet wie auch sein Amtsvorgänger Robert Rubin. Heute ist Rubin Chairman der #Citigroup - kein Wunder, dass Thain auch dort als Boss im Gespräch war. "In den letzten Jahren ist aus Goldman Sachs endgültig eine Macht an der Wall Street geworden", sagt Joseph Bower, Professor an der Harvard Business School. Nebeneffekte des Personalkarussells Das Erfolgsrezept: Die Bank tauscht ihre Topleute an der Spitze immer wieder zügig aus. "Damit bleiben die Mitarbeiter auf den unteren Hierarchiestufen hungrig", erklärt Bower. Das ist bei Merrill Lynch anders. Dort habe Stanley O'Neal vielen Topleuten im Weg gestanden, sagt ein Personalberater. Mit fatalen Folgen: "Wer keine Chance hat aufzusteigen, verlässt sein Unternehmen." Wer hingegen darauf hoffen kann, die zweite oder gar erste Führungsebene zu erklimmen, verbringt das Wochenende lieber im Büro als in der Kajüte seiner Segeljacht auf dem Hudson. Ein weiterer positiver Nebeneffekt des Personalkarussells: Goldman Sachs hat beste Drähte nach außen. Neben Paulson hat auch Joshua Bolten, Stabschef des Weißen Hauses, für die Bank gearbeitet. Weltbankchef Robert Zoellick zählt zu den Alumni wie auch Italiens Notenbankchef Mario Draghi. Wer bleibt, wird reich Wer hingegen bleibt, wird reich. Mit dem Börsengang 1999 - zuvor war die Investmentbank als Partnerschaft organisiert - wurde gar manche Sekretärin zur Millionärin. Die Sorge, dass die Notierung die Erfolgsgeschichte der verschwiegenen Bank wegen lästiger Publikationspflichten, nerviger Aktionäre und gieriger Investoren beerdigen könnte, war schnell vergessen. "Jeder will zu Goldman Sachs", sagt eine Mitarbeiterin eines Konkurrenzinstituts. Das kommt nicht von ungefähr. Kaum eine Wall-Street-Adresse gibt so viel Geld für die Fortbildung und Rekrutierung von Mitarbeitern aus. Schon vor Jahrzehnten habe der damalige Goldman-Sachs-Chef John Whitehead erzählt, er verbringe bis zu 50 Prozent seiner Arbeitszeit mit Personalgesprächen, sagt Harvard-Professor Bower. Diese Investitionen würden sich jetzt auszahlen, glaubt Colleen O'Neill, Partner der Personalberatung Mercer. Am wichtigsten aber sind immer noch die Boni. Und so gingen auch die 30.000 Mitarbeiter, die geblieben sind, zufrieden ins Wochenende: Am Freitag wurde eine Prognose veröffentlicht, wonach sie für 2007 mit Erfolgsprämien von bis zu 22 Mrd. $ rechnen können. Autor/Autoren: Claas Tatje (New York) (c) FTD 19.11.2007 - 10:51 Uhr |