Es wird zwar morgen wohl kein schöner Aktientag werden, zumindest bei Börsenanfang, aber trotzdem lohnt sich mal ein Blick zurück aufs Jahr 2014.
Das Kursperformancebild bei den Erneuerbaren-Aktien war sehr gemischt im abgelaufenen Jahr. Von den von mir aufgeführten 43 EE-Aktien (alle Unternehmen haben eine Marktkapitalisierung von > 100 Mio. €) konnten 16 Aktie in 2014 ein Kursplus verzeichnen, also nur 37%. Die großen Kursverlierer bei den EE-Aktien in 2014 waren die Aktien der Solarmodul/zell/waferbauer, die bis auf die chinesische Hareon Solar und der norwegischen REC Solar allesamt, insgesamt sind in der Liste 17 davon aufgeführt, eine negative Kursperformance in 2014 hatten.
Der Highflyer des Jahres unter den Erneuerbaren Aktien bezüglich der besten Jahreskursperformance 2014 ist der Bremer Windparkprojektierer Energiekontor mit einem Jahreskursplus von satten 139%. Nach Bekanntgabe überraschend guter 2013er Jahreszahlen und einer sehr aggressiven Unternehmensprognose für die kommenden Jahre schoss Anfang April die bis dato eher langweilige Aktie um 50% nach oben und seitdem ist die Aktie auch einer größeren Käuferschicht bekannt geworden. Energiekontor ist nicht nur ein klassischer Windparkprojektentwickler (Onshore, aber auch Offshore), sondern er verdient auch gutes Geld mit dem Stromverkauf eigener Wind/Solarkraftwerken. Energiekontor hat sehr ehrgeizige Pläne, so will man die eigene Stromerzeugung mehr als verdoppeln (von aktuell 221 auf 500 MW sollen die eigenen Windkapazitäten ausgebaut werden/2013 Umsatz: 38,8 Mio. €/EBIT: 19,4 Mio. €- EBIT-Marge: 50%) und auch die Projektentwicklung (2013: Umsatz: 65,8 Mio. €/EBIT: 16,6 Mio. € - EBIT-Marge: 25%) soll mehr als verdoppelt werden in den nächsten 3 bis 4 Jahren. So soll der Gewinn je Aktie von rd. 1 € in den nächsten 2, 3 Jahren verdoppelt werden auf 2 € je Aktie. Finanziert werden soll diese aggressive Expansionspolitik über die Cash Flows und auch über Herausgabe von Anleihen. Wobei die Eigenkapitalquote von Energiekontor nur bei bescheidenden 11% liegt.
Obwohl der Großteil der Solaraktien alles andere als gut performt haben im abgelaufenen Jahr liegt mit Enphase Energy eine Solaraktie mit einem 2014er Kursplus von 125% an zweiter Stelle meiner Erneuerbaren Energie-Aktien Kursperformance-Rangliste. Bei Enphase Energy wird/wurde zwar die Turn Around-Karte gespielt, aber nicht nur das haben die Enphase-Aktien kräftig nach oben gezogen. Enphase wächst deutlich schneller als der globale Solarmarkt in ihrer Solarnische der Micro-Inverter wie das super Umsatzwachstum von über 50% auf rd. 340 Mio. $ in 2014 zeigt. Die Enphase-Fundamentals sind sehr ordentlich mit einer Q3-Bruttomarge von sehr guten 32,8% (Q3 2013: 28,1%), in Q3 wurde erstmals ein Nettogewinn erzielt mit 0,8 Mio. $ (Gewinn je Aktie: 0,02 $) und trotz des hohen Umsatzwachstums kann Enphase positive Cash Flows in den ersten 9 Monaten 2014 ausweisen (Free Cash Flow: 5,5 Mio. $/operativer Cash Flow: 15,3 Mio. $). Die Enphase-Bilanz sieht sehr ordentlich aus mit einer Nettofinanzverschuldung von lediglich 5,9 Mio. $ und einer Eigenkapitalquote von 29%. Da im Bereich der Micro-Inverter ein sehr hohes Wachstum erwartet wird in den nächsten Jahren, das Nachfragevolumen soll sich von aktuell 500 MW auf 2.100 GW laut IHS Solar bis 2017 vervierfachen, steckt natürlich in Enphase generell sehr viel Fantasie drin und auch eine mehr oder weniger große Übernahmefantasie.
An Nr.3 folgt der chinesische Windturbinenbauer Goldwind mit einem Kursplus von 68% in 2014. Goldwind profitierte vom hohem chinesischen Onshore-Windzubau mit rd. 18 GW im abgelaufen Jahr (Marktanteil Goldwind in China bei 21%) bei sehr stabilen Turbinenpreisen in China und China wird den billigen Onshore-Wind weiter den Vorzug geben gg. Solar, das rd. 50% teurer ist in China bei den Stromgestehungskosten wie Onshore-Wind. Daneben hat Goldwind auch noch operativ gute Zahlen vorgelegt. Vor allem die Q3-Zahlen waren exzellent mit einem Umsatz von knapp 1 Mrd. $ (+ 59% zu Q3 2013) und einem Nettogewinn von 139 Mio. $. Goldwind wird in 2014 den Umsatz um ca. 660 Mio. $ bzw. 33% auf 2,6 Mrd. $ gesteigert haben mit einer hervorragenden EBIT-Marge von um die 14% (EBIT 2014e: 370 Mio. $) und einem Nettogewinn von 260 Mio. $. Der Auftragsbestand lag Ende Q3 2014 bei sagenhaften 8,9 GW, was in etwa eine Produktionsvollauslastung von etwas über 2 Jahre bedeutet. Neben dem reinen Turbinenverkauf hat Goldwind noch 1,9 GW an eigenen Windmühlen in ihrem Besitz und mit den dabei resultierenden Stromverkauf wird eine brillanten Bruttomarge von 70% erzielt. Beim reinen Turbinenverkauf liegt die Bruttomarge bei 25%, also auch im oberen Bereich im Vergleich zu anderen Turbinenbauer. Der hochmargige Stromverkauf ist dann auch der Hauptgrund, dass Goldwind auf eine EBIT-Marge von sehr guten 14% kommt für einen Windturbinenhersteller. Berücksichtigt man, dass Goldwind 1,9 GW an eigenen Windkapazitäten in ihrer Bilanz stecken hat, dann ist die die Nettofinanzverschuldung mit 540 Mio. $ relativ niedrig (Eigenkapitalquote: 34%). Es sieht bei Goldwind wieder alles bestens aus bis auf die Tatsache, dass in China sehr wahrscheinlich ab Juli die Einspeisevergütungen für Onshore-Wind gekürzt werden.
Generell konnte man mit Windaktien in 2014 wie schon in 2013 wieder richtig gutes Geld verdienen: Goldwind + 68% (2013: +168%), Nordex + 56% (2013: + 221%), Suzlon + 43% (2013: - 44%) oder Vestas mit + 41% (2013: + 390%). Die Rahmenbedingungen für die Windanlagenunternehmen sind gut und werden wohl auch weiterhin gut bleiben mit den niedrigen Zinsumfeld, dem Investanlagenotstand von Versicherer oder Pensionsfonds nach einer einigermaßen guten, berechenbaren und risikoarmen Rendite, einem jährlich erwartendem globalen Branchenwachstum von 8% und sehr stabilen Turbinenpreisen (Anfang 2014: 0,88 Mio. €/MW -- Ende Q3 2014: 0,87 Mio. €/MW). Etwas überraschend konnte Gamesa mit ihrer Konkurrenz in Bezug auf die Kursperformance 2014 nicht mithalten, denn Gamesa musste in 2014 sogar ein kleines Minus von 0,2% hinnehmen (2013: + 346%).
Nordex landet bei meiner 2014er Kursperformancerankingliste bei den Erneuerbaren Energie-Aktien immerhin auf Platz 4 und das zeigt welch Super-Invest Nordex in 2014 war. Auf 2 Jahressicht hat sich Nordex verfünffacht (von 3 € auf 15 €) und das sollte man nie vergessen, denn nach einem solchen rasanten Kursanstieg sind größere, scharfe Kurskonsolidierungen das Normalste an der Börse. Das deutliche Kursplus mit 56% im vergangenen Jahr ist fundamental absolut nachzuvollziehen. Haben die Analysten Anfang 2014 bei Nordex für 2014 einen Umsatz von 1,47 Mrd. € und einen Gewinn je Aktie von 0,37 € erwartet, so wird in 2014 in etwa ein Umsatz von um die 1,7 Mrd. € und ein Gewinn je Aktie von rd. 0,50 € am Ende raus kommen. Also Umsatz um die 16% und Gewinn je Aktie um die 26% höher wie vor 12 Monaten erwartet wurde. Zudem ist die aktuelle fundamentale Lage von Nordex richtig gut mit z.B. einer super Auftragslage (2013 Auftragseingang: 1,5 Mrd. €/2014: um die 1,7 Mrd. €), überraschend gute Cash Flow-Entwicklung (Free Cash Flow in den ersten 9 Monaten 2014 von 120 Mio. €), gute EBIT-Margenentwicklung in Q3 und das neue Nordex-Flaggschiff N131 geht im Sommer in Serie.
Bis auf Suzlon haben so gut wie alle Windmühlenbauer den Turn Around locker geschafft und genau das könnte Suzlon im neuen Jahr so interessant machen. Suzlon hat zwar in 2014 gut performt mit einem Plus von 43%, aber der Kurs stand im Juni schon um fast 150% höher wie zu Ende 2014. Suzlon wird seine Hamburger Tochter Senvion, die ehemalige Repower, in Q1 2015 an die Börse bringen in London. Angedacht sind rd. 25% an Senvion an der Börse zu verkaufen und Suzlon rechnet dabei mit einem Erlös von um die 600 Mio. $ (500 Mio. €) und das könnte einen neuen Drive in die Suzlon-Aktie bringen. Die hochverschuldete Suzlon mit einer Nettofinanzverschuldung von 2,34 Mrd. $ (Gesamtfinanzverbindlichkeiten von 2,71 Mrd. $) will mit den Einnahmen des Senvion-Börsengang ihre hochverzinslichen inländischen Finanzverbindlichkeiten von umgerechnet 1,4 Mrd. $ komplett neu umstrukturieren. Suzlon zahlt auf Jahressicht riesige 330 Mio. $ an Zinsen. Operativ ist Suzlon wie eigentlich mittlerweile alle Windmühlenbauer gut unterwegs. So wird man im Geschäftsjahr 2014/2015 den Umsatz deutlich steigern können um ca. 725 Mio. $ bzw. um 23% auf 3,9 Mrd. $. Jedoch wird Suzlon im laufenden Geschäftsjahr (bei Suzlon ist Geschäftsjahresbeginn im April) weiter tief rote Zahlen bringen mit etwa 290 bis 300 Mio. $. Mit einem Auftragsbestand Ende September von 4,6 GW hat Suzlon ein recht dickes Auftragspolster und es ist ja kein Geheimnis, dass der indische Heimatmarkt in den nächsten Jahren gute Wachstumsraten verzeichnen wird, denn der neue indische Permierminister Modi ist ein bekennender Freund der Erneuerbaren. Suzlon ist mit einer Bruttomarge von 32% der beste Windmühlenbauer (Nordex z.B. 21%), aber die sehr hohen operativen Kosten mit 31% zum Umsatz (Nordex z.B. 15%) machen diese sehr gute Bruttomarge völlig zunichte. Ohne Frage Suzlon ist auf einem guten Weg, aber trotz der Senvioneinnahmen durch den Börsengang wird Suzlon weiter hochverschuldet bleiben und damit sind weitere Kapitalmaßnahmen nicht ausgeschlossen. Im Herbst 2014 gab es ja schon mittels Debt Equity Swap eine Kapitalerhöhung von 13%. Neben der Umstrukturierung der Finanzen hat Suzlon mit den sehr hohen operativen Kosten eine weitere sehr wichtige Baustelle zu bewerksstelligen, denn die müssen deutlich runter um auf Nettobasis wieder gute Gewinne schreiben zu können, denn sonst nützt ein Umsatzwachstum im unteren zweistelligen Prozentbereich auch nicht viel. Suzlon ist sicher eine sehr spannende und eventuelle lukrative Wette auf den Turn Around, aber es ist vorallem aufgrund der hohen Verschuldung eine sehr sehr spekulative Wette.
Der Großteil der Solaraktien haben nach ihren brillanten Kursperformances des Vorjahres in 2014 mehr oder weniger deutlich nachgegeben. Vorallem die Aktien der Solarmodul/zell/waferbauer hat es erwischt. Gründe dafür gab es genügend: Konsolidierung der tollen Kursperformance des Vorjahres, optimistische Wachstumsprognosen vom Frühjahr wurden nicht erreicht, teilweise kräftige Modulpreisrückgänge (z.B. Japan ca. 17%/China ca. 10%), schlechte Währungsentwicklungen für die in US-Dollar bilanzierende Solarunternehmen und letztendlich hat der deutlich gefallene Ölpreis seit November auch noch einen negativen Kurseinfluss gehabt. |