WCM gibt sich bei Klöckner nicht geschlagen
"Haben bis zur Versteigerung Zeit" - HSH Nordbank will Paket an dem Maschinenbauer "zügig verwerten" Börsen-Zeitung, 27.10.2006 bf Frankfurt - Die ums Überleben kämpfende Beteiligungsholding WCM will ihr verbliebenes Asset Klöckner-Werke nicht aufgeben. Der gestern zurückgetretene Vorstandschef Roland Flach sagte der Börsen-Zeitung, man habe bis zur Versteigerung des Pakets durch die HSH Nordbank in vier Wochen Zeit. Angeblich arbeitet WCM-Großaktionär Karl Ehlerding an einer Lösung.
Der WCM ist es bis Mitternacht nicht gelungen, einen Käufer für ihr 68-%-Paket an dem Maschinenbauer Klöckner-Werke zu präsentieren. Damit droht nun die Versteigerung des Pakets durch die HSH Nordbank - WCM wäre insolvent. Die Bank hatte einen eigentlich bis Juni 2007 bewilligten 200 Mill. Euro Sanierungskredit vorfristig fällig gestellt und der WCM bis gestern Zeit gegeben, einen Käufer zu finden.
"Wir haben keinen Investor gefunden", sagte Roland Flach der Börsen-Zeitung. Man sei aber nach wie vor mit "Equity-Investoren" im Gespräch und habe bis zum Versteigerungstermin Zeit, doch noch einen Käufer zu präsentieren. Die Verhandlungen gestalten sich unter anderem wegen rechtlicher Probleme schwierig. So müsse man etwa entscheiden, ob der Kredit direkt bei der HSH abgelöst werde oder eine Zwischenfinanzierung einer anderen Bank bereitgestellt werden könne.
Eine Sprecherin der Landesbank für Hamburg und Schleswig-Holstein sagte, die HSH werde die Pfandverwertung nun zügig vorbereiten. Wie dies geschehen könnte und einen Termin für eine mögliche Versteigerung gab sie nicht an. Marktbeobachter rechnen mit einer Auktion noch im November.
Hoch bilanziert
Der profitable Maschinenbauer wird an der Börse auf 583 Mill. Euro taxiert. Das an die HSH Nordbank verpfändete 68-%-Paket kostet am Markt also rund 396 Mill. Euro. Das Problem ist: Die Klöckner-Anteile kosten an der Börse 12,20 Euro, sie stehen in der WCM-Bilanz aber mit 16,50 Euro. Sollte sich ein Käufer finden, der "nur" den Marktpreis zahlt, müsste die ohnehin stark angeschlagene WCM die Papiere abwerten; das Unternehmen wäre insolvent. Die Bank muss nach den Vorgaben der Finanzaufsicht in einem ersten Versteigerungstermin mindestens den durchschnittlichen Marktpreis der zurückliegenden drei Monate erlösen. Sollte dies nicht möglich sein, müsste ein zweiter Termin angesetzt werden. Flach hat gegen die Kreditkündigung bereits rechtliche Schritte in Aussicht gestellt.
Offenkundig ebenfalls von dem Vorgehen der Bank überrascht wurde der WCM-Gründungsvater und - Großaktionär Karl Ehlerding. Ehlerding soll der WCM über eine Vermögensverwaltungsgesellschaft seiner Söhne bereits 30 Mill. Euro Kredit zur Verfügung gestellt haben, damit die HSH überhaupt den notwendigen Sanierungskredit in Höhe von knapp 200 Mill. Euro bewilligt. Der WCM-Übervater soll angeblich bereit sein, an einer finanziellen Lösung mitzuwirken, hieß es gestern in Finanzkreisen.
Ein vorzeitiger Verkauf des Pfandes an einen Finanzinvestor gilt als unwahrscheinlich. Es sei kaum zu erwarten, dass die Bank einen Kredit jetzt mit erheblichem Abschlag verkaufe, den sie kurze Zeit später teurer verwerten könne, heißt es.
Verwiesen wird dabei auf das Verhalten der Bank bei der Verwertung der einst ebenfalls von der WCM gehaltenen IVG-Beteiligung. Zunächst wurde eine Versteigerung des IVG-Pakets abgesagt, bei der anschließenden Übernahme teilte sich die HSH Nordbank das Paket mit Sal. Oppenheim, um ein Übernahmeangebot zu vermeiden. Beide Banken übernahmen die IVG- Aktien für 9,40 Euro, heute kosten sie das Dreifache. |