Also, ich schreibe jetzt mal einen Artikel, der eine Begründung liefert für die vielen zittrigen und negativ eingestellten Hände hier. Ich bin selber inzwischen nämlich auch so Einer.
Ich habe hier vor einem knappen Jahr ein für mich durchaus relevantes Engagement eingegangen. Nach der Gewinnwarnung kurz vor den 9-Monats-Zahlen habe ich allerdings die Reißleine gezogen und 70 % mit erheblichem Verlust gekauft. Mit dem Rest warte ich mal ab.
Was sind die Gründe für die Deinvestition?
Natürlich kann ich die Forenteilnehmer verstehen, die sagen, dass sind aber fantastisch günstige Preise, bei den Negativmeldungen handelt es sich um Einmaleffekte der Risikovorsorge, die womöglich über kurz oder lang wieder gewinnerhöhend aufgelöst werden. Spätestens in drei Jahres nach Erfüllung der Unternehmensziele reden wir von zweistelligen Dividendenrenditen von 15 % - 20 %.
Aaaaaber:
1) Risikovorsorge wird nicht aus Jux und Dollerei betrieben, da muss es schon handfeste Belege für eine entsprechende Eintrittswahrscheinlichkeit geben, um sie bilden zu können.
2) Wenn ich mich nicht irre, war die Hauptstoßrichtung der Diskussionen, weswegen die Risikovorsorge gebildet werden muss, das Amerikageschäft. Nichts genaues weiß man nicht; PBB hat jedenfalls gleich auch schon mal vorsorglich darauf hingewiesen, dass im IV. Quartal weiterer Bedarf bestehen könnte. Von der Signa-Gruppe wurde höchstens am Rande gesprochen
3) Die Situation der Signa-Gruppe hat sich in den letzten Wochen dramatisch verschlechtert. Wer glaubt, dass nur einzelne Teil-Firmen Probleme bekommen würden und finanziell gesunde Konzernbestandteile einfach weiter ihren Geschäften nachgehen können, hat noch nicht viel von Beherrschungs- und Gewinnabführungsverträgen bzw. Verlustausgleichsverträgen gehört. Wenn es irgendwo im Gebäude richtig rappelt, dann kann auch das Carport und das Gartenhaus umfallen. Und die genaue Art und Höhe der PBB-Beteiligungen ist nicht bekannt, ich habe schon Berichte gelesen, wo sie mit zu den Hauptgläubigern gezählt wurden.
4) Die niedrige Beleihung bei PBB-Finanzierungen sichert PBB ganz anders ab als andere Gläubiger. Keine Ahnung, ob die PBB da involviert ist, aber nur als Beispiel der Elbtower. Der ruht jetzt als Rohbau seit knapp zwei Monaten. Angeblich sind schon ein dreistelliger Millionenbetrag dort verbaut worden, meinetwegen etwa 150 Mio. Euro. Glaubt hier im Forum wirklich jemand allen Ernstes, dass ein Herr Kühne ein solches Objekt für 120 Mio Euro oder auch nur für 100 Mio. Euro erwirbt? Wenn man dafür 50 Mio. bekommt und der Investor das Ding zu Ende baut, werden alle happy und zufrieden sein, wahrscheinlich reicht schon die reine Zusicherung, zu Ende zu Bauen, Hauptsache da steht nicht die nächsten Jahrzehnte eine Bauruine als ewiges Mahnmal. Einfach nur als Beispiel, dass es die PBB trotz der niedrigen Beleihungsgrenzen durchaus noch sehr empfindlich treffen kann.
5) Die Pläne bis 2026 sehen toll aus, wie realistisch sie sind, kann letztlich keiner von uns sagen, Papier ist geduldig. Vielleicht beginnt der neue Chef mit einem großen Aufräumen und ob dann so schnell alte Ertragshöhen erreicht werden, ist keineswegs gesichert.
6) Unternehmenskommunikation. Aus meiner Sicht sehr enttäuschend, dass es nicht früher im Laufe des Jahres Warnhinweise von der PBB gab. Wenn man erst nach 10 Monaten des Geschäftsjahres eine Halbierung der eigenen Prognosen erkennen kann, so wollte man aus meiner Sicht entweder nicht früher die Stimmung verderben oder ist etwas blauäugig von den Krisen erwischt worden. Keine der beiden Sichtweisen gefällt mir besonders.
Man muss kein ausgesprochener Miesmacher oder Shortseller sein, um auch jetzt noch den Verkaufsbutton zu drücken. Ich werde meine verkleinerte Position zunächst einmal halten, aber vor Neuinvestitionen müssen so ein paar Dunkelfelder erst einmal ausgeleuchtet sein.
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