zu 1. ) Erstens könnte es sein, daß er es sich damals noch weniger leisten hätte können, als es heute vermutlich der Fall ist. Im damaligen Covid-19-Umfeld musste er zunächst einmal schauen, daß er sein eigenes Medienimperium am Leben erhalten kann. Ich glaube nicht, daß er zu dem Zeitpunkt und der Unsicherheiten um Covid-19 (es gab damals noch kein Impfstoff) es wagen konnte, in die Vollen zu gehen. Zweitens gibt es genug Beispiele, daß Übernahmen - wenn man es so formulieren möchte - zu spät erfolgen. Man braucht gar nicht so weit zu schauen, im Sommer 2005 bot man Haim Saban 4 Mrd. € für die Übernahme von Pro7, zwei Jahre zuvor war Springer nicht bereit 500 Mio. € für Pro7 auf den Tisch zu legen.
2.) Dann kommen wir wieder zu Punkt 1, er hat nur sehr begrenzte Finanzmittel, aber schon so weit den Fuß in der Tür, daß er andere möglicherweise abschrecken kann. Und sollte tatsächlich ein weiterer Interessent auftauchen und z.B. 20 € bieten, umso besser, dann verkauft er halt und hat einen guten Schnitt gemacht. Kurzum, ihm läuft die Zeit nicht davon, sollten die Beteiligungen so viel wert sein, dann kann er sie auch noch später versilbern, wenn er im Konzern das Sagen hat.
Mein Fazit : Berlusconi wird in absehbarer Zeit kein attraktives Übernahmeangebot abgeben. Für die Pro7-Aktionäre wird es von dieser Seite aus nur dann lukrativ werden, wenn ein weiterer ernsthafter Interessent auftaucht (RTL, Walt Disney, Beteiligungsgesellschaft ect.) und sich mit Berlusconi an den Tisch setzt. M.E. wird dies aber frühestens im Laufe des nächsten Jahres der Fall sein können.
Obwohl ich also nicht mit einer Übernahmeprämie kurz-und mittelfristig rechne, halte ich den derzeitigen Kurs dennoch für so attraktiv, daß ich auf diesem Niveau sukzessive noch etwas aufstocke. Natürlich kann man in diesem politischen, wirtschaftlichen Umfeld auch noch abwarten und hoffen, daß der Kurs noch weiter fällt. Jeder hat halt seine Strategie, die er am Markt umsetzt. |